Über 30 Tote Massenmord an Häftlingen in Brasilien

Rio de Janeiro · Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage ist es in einem Gefängnis in Brasilien zu einem Massaker mit Dutzenden Toten gekommen. Mindestens 33 Insassen der Haftanstalt Monte Cristo im Bundesstaat Roraima sind brutal ermordet worden.

Das teilte Justizministerium mit. Den örtlichen Behörden zufolge führten Mitglieder der Verbrecherbande Erstes Kommando regelrechte Exekutionen an Mithäftlingen durch. Einige seien enthauptet worden, anderen seien Herzen und Eingeweide herausgerissen worden.

Der Hintergrund der Morde ist unklar. Als bei Aufständen in zwei anderen Gefängnissen im benachbarten brasilianischen Staat Amazonas am Sonntag und Montag 60 Menschen ums Leben kamen, galt ein Bandenkrieg zwischen dem aus São Paulo stammendem größten Verbrechersyndikat des Landes, Erstes Kommando, und dem verfeindeten Kartell Familie des Nordens als Auslöser. Beide Banden wollen die Kontrolle über die Gefängnisse und Drogenrouten im Norden des Landes an der Grenze zu Kolumbien, Venezuela, Peru und den Guyanas.

"Das war ein Massaker ohne Schusswaffen"

Bei den Massenmorden vom Freitag habe das Erste Kommando aber nicht die Mitglieder der Familie des Nordens angegriffen, sondern andere Häftlinge, sagte der für Innere Sicherheit zuständige Minister von Roraima, Uziel Castro. Warum, sei unklar. "Das war kein Streit, das war eine Mordserie. Es war barbarisch. Einige wurden enthauptet, anderen wurden die Herzen oder die Eingeweide herausgerissen." Schusswaffen seien nicht zum Einsatz gekommen.

Castro warnte nach den Fällen in seinem Staat und in Amazonas vor weiteren Gewalttaten. "Das ist eine nationale Krise", sagte er. Ob es einen Zusammenhang zwischen den verschiedenen Vorfällen gab, war aber zunächst nicht klar. Castro forderte die Regierung auf, die Nationalgarde zu entsenden.

In der Haftanstalt in Monte Cristo hatte es bereits Mitte Oktober einen Aufstand gegeben. Bei der Auseinandersetzung zwischen rivalisierenden Banden waren zehn Menschen ums Leben gekommen. Acht weitere starben am selben Tag rund 1300 Kilometer entfernt in dem Staat Rondônia. Auch damals waren mehrere Häftlinge enthauptet worden.

Brasilien ist eines der Länder mit der höchsten Zahl an Gefängnisinsassen. Nach Angaben des Instituts IPCR gibt es derzeit mehr als 620.000 Häftlinge in den stark überbelegten Haftanstalten des größten südamerikanischen Landes.

(felt/dpa)
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