Ausnahmezustand in Nigeria Über 50 Tote bei Streit um Ländereien

Lagos · Verfeindete Gruppen haben sich in Nigeria erneut gewaltsame Auseinandersetzungen geliefert. Bei einem Angriff von Anhängern einer Gemeinde im südöstlichen Bundesstaat Ebonyi wurden am Samstag mehr als 50 Menschen getötet, wie Regierungssprecher Onyekachi Eni sagte. Staatschef Goodluck Jonathan hatte kurz zuvor in mehreren Unruheregionen den Ausnahmezustand verhängt.

Eine Gruppe von Leuten der Gemeinde Ezza habe Bewohner der Nachbargemeinde Ezilo wegen eines Streits um Land angegriffen und mehr als 50 von ihnen getötet, sagte Eni. Der Streit sei bereits im Jahr 2008 ausgebrochen, sei aber bis zu der Gewalt vom Samstag als beigelegt betrachtet worden.

Der Gouverneur Ebonyis, Martin Elechi, habe den Ort des Geschehens gemeinsam mit dem Polizeichef des Bundesstaates aufgesucht, um sich ein Bild der Lage zu machen, sagte Eni. Dutzende Beamte seien im Einsatz, um Ruhe und Ordnung in der Region wieder herzustellen.

In Nigeria kommt es häufig zu gewaltsamen oder tödlichen Auseinandersetzungen wegen Streitigkeiten über Ländereien. Der Landbesitz ist in Nigeria ein heikles Thema, da damit wirtschaftliche oder traditionelle Werte verbunden sind. Die meisten auf dem Land lebenden Nigerianer leben von der Landwirtschaft.

Kein Zusammenhang mit Boko Haram

Eni betonte, dass die Auseinandersetzungen in Ebonyi nicht in Verbindung mit den jüngsten Anschlägen der islamistischen Sekte Boko Haram stünden. An Weihnachten waren bei mehreren Anschlägen auf Christen in Nigeria mindestens 49 Menschen getötet worden. Die Sekte bekannte sich zu der Anschlagsserie. Seither stieg die Angst vor einer Eskalation religiöser Gewalt in Nigeria merklich.

Staatschef Jonathan verhängte am Samstag in mehreren Unruheregionen den Ausnahmezustand und ließ bestimmte Grenzabschnitte schließen. In vier Bundesstaaten sei in den von der Gewalt betroffenen Regionen der Ausnahmezustand ausgerufen worden, sagte Jonathan in einer vom Rundfunk ausgestrahlten Ansprache. Er habe zudem angeordnet, dass in diesen Gegenden die Landesgrenzen geschlossen würden, "um grenzüberschreitende terroristische Aktivitäten" zu verhindern. Die Maßnahmen seien notwendig geworden, nachdem Terroristen Ziele in Nigeria angegriffen hätten.

Bei einem Besuch in der Kirche nahe der Hauptstadt Abuja, wo an Weihnachten 44 Menschen getötet worden waren, sagte Jonathan, Boko Haram habe sich zu einem "Krebsgeschwür" entwickelt und wolle das Land zerstören. "Aber niemand wird ihnen erlauben, dies zu tun", sagte der Präsident. Ein Anschlag auf einen Teil des Volkes sei ein "Anschlag auf uns alle".

Der Norden des westafrikanischen Landes ist mehrheitlich von Muslimen bewohnt, während im ölreichen Süden die Christen in der Mehrheit sind. Boko Haram wird für zahlreiche Anschläge in der Vergangenheit mit hunderten Toten verantwortlich gemacht. Die Sekte bekannte sich unter anderem zu dem Anschlag auf den UN-Sitz in Abuja, bei dem Ende August 24 Menschen getötet wurden, sowie zu einer Anschlagsserie Anfang November mit rund 150 Toten. Der Name der Sekte bedeutet "Die westliche Lehre ist Sünde".

(AFP)
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