Angehörige müssen noch warten Überführung von Germanwings-Opfern verzögert sich

Berlin/Frankfurt · Die Überführung vieler Germanwings-Opfer wird sich noch weiter hinziehen - das sagt der Beauftragte der Bundesregierung. Wie lässt sich die Sicherheit von Passagierflügen erhöhen? Der Lufthansa-Chef bringt unangemeldete Medizin-Checks für Piloten in die Diskussion.

Die Ermittlungen zum Unglücks-Flug 4U9525
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Foto: afp, vpa

Zwei Monate nach dem Todesflug der Germanwings-Maschine müssen die meisten Angehörigen der 150 Toten noch immer auf die sterblichen Überreste warten. Nach Angaben des Beauftragten der Bundesregierung, Steffen Rudolph, gibt es bislang keinen Termin, wann die Überführung abgeschlossen sein wird.

Wegen der besonderen Umstände des Unglücks habe es bereits bei Bergung und Identifizierung der Opfer einen "erhöhten Zeitaufwand" gegeben, sagte Rudolph der Deutschen Presse-Agentur. "Das wird sich auch jetzt bei der Überführung nicht vermeiden lassen. Ziel bleibt natürlich, den Anliegen der Angehörigen so schnell wie möglich nachzukommen."

Unangemeldete Pilotenchecks sollen nach einem Vorschlag von Lufthansa-Chef Carsten Spohr die Flugsicherheit nach dem Germanwings-Absturz verbessern. Der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) sagte Spohr, solche Tests könnten Unsicherheiten über den psychischen Gesundheitszustand von Piloten verringern. Die Pilotenvereinigung Cockpit (VC) begrüßte den Vorschlag grundsätzlich, er müsse von der Taskforce für Luftsicherheit geprüft werden. Die Taskforce hat laut "Spiegel" (Samstag) vorgeschlagen, dass das Luftfahrt-Bundesamt künftig die kompletten Krankenakten von Piloten erhält und nicht nur anonymisierte Unterlagen.

Die von Spohr vorgeschlagenen Überraschungs-Tests müssten jedoch hoheitliche Aufgabe des Staates sein, sagte ein Lufthansa-Sprecher. Daher sei es notwendig, die Anregung zunächst in der Taskforce zu diskutieren. Einen Alleingang schließt das Unternehmen nach eigenen Angaben aus. Spohr sagte der FAZ weiter, es müsse auch überlegt werden, in welchen Fällen Flugärzte von ihrer Schweigepflicht entbunden werden könnten. Hinweise auf psychische Störungen könnte die regelmäßige Einnahme von Antidepressiva geben, die allerdings auch bei chronischen Schmerzen verordnet werden, berichtet das Blatt.

Germanwings: Ermittler zeigen Fotos der zweiten Blackbox
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Germanwings-Absturz - Ermittler zeigen Fotos der zweiten Blackbox

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Die Pilotenvereinigung Cockpit hatte sich dagegen bereits kurz nach dem Absturz gegen eine Lockerung der Schweigepflicht ausgesprochen. Die Taskforce will laut "Spiegel" mit der vorgeschlagenen Übergabe von kompletten Krankenakten an das Luftfahrt-Bundesamt ereichen, dass Piloten mit psychischen Problemen besser identifiziert werden können.

Eine Sprecherin des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft bestätigte dies nicht. Die Taskforce arbeite noch, es werde noch mehrere Sitzungen geben, sagte sie am Freitag in Berlin. Das Bundesamt ist in Deutschland für die Vergabe von Fluglizenzen zuständig. Tauglichkeitszeugnisse für Piloten werden jedoch von unabhängigen Fliegerärzten ausgestellt.

Der Airbus A320 der Lufthansa-Tochter Germanwings war am 24. März auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf in den französischen Alpen zerschellt. Wie die französische Untersuchungsbehörde Bea feststellte, hatte der 27 Jahre alte Copilot bewusst den tödlichen Sinkflug eingeleitet, während der Pilot nicht im Cockpit war. Bei dem Unglück starben alle 150 Menschen an Bord, unter ihnen 72 Deutsche.
Der Copilot soll psychische Probleme gehabt haben.

(dpa)
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