United Airlines Verletzter Passagier bereitet Klage gegen Fluglinie vor

Chicago · Die Aufnahmen gingen um die Welt: Ein Passagier wird von Polizisten rabiat aus einem Flugzeug gezerrt. Jetzt könnte das PR-Desaster auch rechtliche Konsequenzen für United Airlines haben.

Der bei dem Vorfall verletzte 69-jährige Arzt David Dao bereitet offenbar eine Klage gegen die Fluggesellschaft vor. Seine Anwälte ersuchten ein Gericht im US-Bundesstaat Illinois, die Sicherung von relevanten Dokumenten und Überwachungsvideos anzuordnen. Dazu gehören auch Passagierlisten und Tonaufnahmen aus dem Cockpit.

Am Sonntag war Dao auf dem Chicagoer Flughafen mit Gewalt aus einer United-Maschine gezerrt worden, nachdem er sich geweigert hatte, die überbuchte Maschine zu verlassen. Ein Video des Vorfalls, das zeigt, wie drei Polizisten den 69-Jährigen von seinem Sitzplatz durch den Gang des Flugzeugs zerren, war danach publik geworden und hatte auf der ganzen Welt für Aufregung gesorgt.

Das Video wurde nicht nur in den USA von Millionen von Menschen angeschaut. Auch in China war die Empörung groß. Dort hat United einen seiner größten Märkte - und Dao war im Video mit der Aussage "Sie haben mich ausgesucht, weil ich Chinese bin" zu hören.

Viele machten ihrem Ärger über die Fluglinie auch in den sozialen Netzwerken Luft. "Als Doktor einsteigen, als Patient wieder aussteigen" war dabei einer der beliebtesten Sprüche. Auch der Umgang der Fluglinie mit dem Vorfall steht in der Kritik: Erst am Mittwoch entschuldigte sich United-Chef Oscar Munoz bei Dao.

Mittlerweile zieht die Fluglinie auch selbst Konsequenzen. Künftig würden keine Polizisten mehr eingesetzt, um Passagiere aus voll besetzten Flugzeugen bringen zu lassen. Das kündigte Munoz im Interview mit einem US-TV-Sender an. Außerdem wolle United allen Passagieren, die sich während des Vorfalls an Bord befanden, eine Entschädigung zahlen - und die Handhabe, Fluggäste von überbuchten Flügen auszuschließen, überprüfen.

Schon am Sonntag war zudem ein beteiligter Polizist vorübergehend suspendiert worden, am Mittwoch wurden dann zwei weitere Flughafenpolizisten beurlaubt, wie die Luftfahrtbehörde Chicagos bekanntgab.

In den USA wird mittlerweile auch über die bei vielen Fluggesellschaften gängige Praxis diskutiert, Flüge bewusst zu überbuchen. Dies sei "ein gültiger geschäftlicher Vorgang", sagte der Geschäftsführer der Fluglinie Delta, Ed Bastian. Er denke nicht, dass es weiterer gesetzlicher Vorschriften dafür bedürfe. "Der Schlüssel liegt darin, das zu regeln, bevor das Boarding beginnt."

US-Bundesgesetze erlauben Fluggesellschaften mehr Tickets als Sitzplätze zu verkaufen, da angenommen wird, dass manche Passagiere den Flug nicht antreten.

United hatte den Flug von Chicago nach Louisville im US-Staat Kentucky überbucht und benötigte vier freie Sitze für Crew-Mitglieder. Nachdem keiner der Fluggäste auf das Angebot, einen späteren Flug zu nehmen - und dafür eine Prämie und eine Nacht im Hotel bezahlt zu bekommen - eingehen wollte, wurden per Zufall Passagiere ausgesucht. Drei der Ausgesuchten verließen das Flugzeug, Dao jedoch weigerte sich.

(kess/ap)
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