Unterwegs in Japans Städten Roboter-Robbe und Löwensenf

Tokio · Das allgemeine Gedränge in der japanischen Hauptstadt Tokio endet auch am Wochenende nicht. Sehenswürdigkeiten wie die religiösen Schreine und Tempel unter anderem im Stadtteil Asakusa werden nicht nur von ausländischen Touristen besucht, sondern mehrheitlich von Einheimischen. Traditionelle Kleidung sieht man sehr häufig: Der Kimono erlebe eine Renaissance, auch junge Frauen trügen ihn wieder, berichtet meine Dolmetscherin.

So bunt ist der Alltag in Japan
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Tradition trifft Technik, nicht nur auf der künstlichen Insel Odaiba in der Tokio-Bucht, die mit einer führerlosen, automatisch gesteuerten Hochbahn erreichbar ist. Dort darf ich im Technik-Museum Mairakan "Paro" streicheln. Es handelt sich nur scheinbar um ein Stofftier für Kinder mit flauschigem Fell, tatsächlich ist es aber ein 60 Zentimeter langer, ausgeklügelter Roboter. Die Robbe mit viel technischem Innenleben wird zu therapeutischen Zwecken eingesetzt. "Paro" reagiert auf Worte und Berührungen, er schaut mich an, verdreht den Kopf und schnurrt behaglich.

Die Robbe, die auch Namen lernen kann, soll einen beruhigenden Einfluss auf Patienten haben und basiert auf Erfahrungen der tiergestützten Therapie. Noch deutlich lebensechter wirkt eine junge Frau, die ebenfalls mit Blicken, Worten und Gesten auf meine Ansprache reagiert. Der humanoide Roboter Asimo, dem Angela Merkel kürzlich bei einem Japan-Besuch die Hand gab, bleibt dagegen bewegungslos und stumm — er ist durch eine dicke Glasscheibe vor allzu aufdringlichen Besuchern geschützt.

Die zukünftige Entwicklung dieser künstlichen Geschöpfe ist angesichts der Technikbegeisterung der Japaner zu erahnen, wobei die Begegnung mit echten Menschen natürlich erfreulicher ist. Ein Besucher aus Nordrhein-Westfalen trifft zudem immer wieder auf Japaner, die in Düsseldorf, Neuss oder Berlin gelebt haben, wie Aki Sugaya vom Außenministerium in Tokio. Ihr Bruder ist in Düsseldorf geboren, sie selbst ist in der Landeshauptstadt groß geworden, weil ihr Vater dort bei einer japanischen Firma angestellt war. "Ich treffe mich noch immer von Zeit zu Zeit mit meinen Freunden aus der Kindergartenzeit", berichtet sie in akzentfreiem Deutsch. "Wenn ich wieder in Düsseldorf bin, kaufe ich jedes Mal in der Altstadt Hinkel-Brot, Löwensenf und Killepitsch-Kräuterlikör ein."

(mic)
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