15 Jahre Arbeitslager in Nordkorea US-Student bricht nach Urteilsverkündung in Tränen aus

Seoul · Ein wegen "feindlicher Aktivitäten" in Nordkorea festgenommener US-Student ist zu 15 Jahren Arbeitslager verurteilt worden. Nach Bekanntgabe des Urteils bricht der 21-jährige Otto Warmbier vor Gericht zusammen. Er hatte sich nach nordkoreanischen Angaben zum Diebstahl von Propagandamaterial bekannt.

Die Verurteilung eines US-Studenten in Nordkorea wegen angeblicher Umsturzversuche sorgt für neue Probleme in den angespannten Beziehungen zwischen beiden Ländern. Das Oberste Gericht in Pjöngjang verurteilte den 21-jährigen Otto Warmbier zu 15 Jahren Zwangsarbeit, wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap am Mittwoch unter Berufung auf die Staatsmedien des weithin abgeschotteten Nachbarlandes berichtete.

Der Beschuldigte, der als Tourist eingereist sei, habe sich "schwerwiegender Vergehen gegen die Volksrepublik" zu Schulden kommen lassen, hieß es demnach in den nordkoreanischen Berichten. Er habe seine Taten gestanden, die er gemäß der feindseligen Politik der US-Regierung verübt habe.

Eingereist, um die "Fundamente der Einheit" zu erschüttern

Der Student der Virginia-Universität hatte sich Ende Februar bei einer vom Regime arrangierten Pressekonferenz selber "schwerer Verbrechen" gegen das sozialistische Land bezichtigt. Er hatte eigenen Angaben zufolge im Auftrag einer US-Kirche in einem Hotel in Pjöngjang ein Transparent mit einem politischen Slogan gestohlen. Das Banner sollte angeblich als Trophäe in der Kirche ausgestellt werden.

Als Belohnung sei ihm ein gebrauchtes Auto im Wert von 10.000 Dollar (etwa 9000 Euro) versprochen worden. Zudem sollte seine Mutter 200.000 Dollar erhalten, falls er nicht zurückkehre. Nordkoreanische Medien hatten am 22. Januar berichtet, dass Warmbier nach seiner Einreise als Tourist festgenommen worden sei.

Der junge Mann war den nordkoreanischen Angaben zufolge mit einem Touristenvisum eingereist, um die "Fundamente der Einheit" des Landes zu erschüttern. Dabei habe der Student "unter der Anleitung der US-Regierung" gehandelt.

USA fordern Freilassung

Die Vereinigten Staaten haben an Nordkorea appelliert, den US-Studenten zu begnadigen. Der 21-jährige Otto Frederick Warmbier solle sofort freigelassen werden, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Josh Earnest, am Mittwoch in Washington.

Earnest warf Pjöngjang vor, US-Bürger als "Faustpfand für eine politische Agenda" zu missbrauchen. Warmbier ist einer von insgesamt drei in Nordkorea festgehaltenen US-Bürgern.

Das Urteil gegen den 21-jährigen erging vor dem Hintergrund wachsender Spannungen zwischen den USA und Nordkorea. Pjöngjang hatte im Januar seinen vierten Atomwaffentest und einen Monat später den Start einer Langstreckenrakete bekanntgegeben. Beides verstieß gegen UN-Resolutionen, weshalb der UN-Sicherheitsrat - einschließlich Chinas und Russlands — die bislang schärfsten Strafmaßnahmen gegen die Demokratische Volksrepublik Korea verhängte.

(lukra/AFP)
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