15-Jährige vor 30 Jahren verschwunden In Vermisstenfall im Vatikan kommt Bewegung

Rom · In einen der mysteriösesten Kriminalfälle des Vatikans kommt wieder Bewegung. Es geht um das spurlose Verschwinden der damals 15-jährigen Tochter eines Vatikan-Hofdieners, Emanuela Orlandi, vor mehr als drei Jahrzehnten.

 Pietro Orlandi, der Bruder der vermissten Emanuela Orlandi, hält auf dem Petersplatz ein Foto seiner auf mysteriöse Weise verschwundenen Schwester in den Händen.

Pietro Orlandi, der Bruder der vermissten Emanuela Orlandi, hält auf dem Petersplatz ein Foto seiner auf mysteriöse Weise verschwundenen Schwester in den Händen.

Foto: dpa

Nach nun veröffentlichten Dokumenten eines italienischen Enthüllungsjournalisten soll der Vatikan jahrelang "Unterhalt" für den Teenager an einem Ort in London gezahlt haben. Der Vatikan-Sprecher nannte die Dokumente am Montag "falsch und lächerlich". In einer Mitteilung am Abend dementierte der Heilige Stuhl "mit Nachdruck" die Echtheit der Dokumente.

Um den Fall ranken sich seit Jahrzehnten Gerüchte und Verschwörungstheorien. Das Mädchen kam 1983 nach der Musikschule nicht mehr nach Hause. Ihr Vater war Hofdiener von Papst Johannes Paul II.

Zunächst hieß es, Emanuela sei gekidnappt und ermordet worden - doch Beweise für ihr Schicksal gibt es bis heute nicht. Ein Zusammenhang wurde unter anderem mit einem Attentat auf Johannes Paul II. und mit der Mafia gezogen.

Der Journalist Emiliano Fittipaldi veröffentlichte am Montag in der Zeitung "La Repubblica" ein Dokument, das angeblich aus dem Jahr 1998 stammt und aufzeigen soll, dass der Vatikan bis 1997 umgerechnet rund 340.000 Euro für Orlandi ausgegeben haben soll. Das lässt vermuten, dass Orlandi bis dahin noch am Leben war.

Fittipaldi selbst schreibt, dass Papier sei entweder "glaubwürdig" und somit ein Beweis für die Mitwisserschaft des Vatikans oder sei eine Fälschung, die für Intrigen innerhalb des Vatikans genutzt werde.

Der Bruder von Orlandi, der seit ihres Verschwindens für eine Aufklärung kämpft, schrieb auf Facebook: "Die Mauer (des Schweigens) stürzt ein."

(csr)
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