Suche nach dem Ursprungsort Verdacht: Schweinegrippe entstand in Slums

Düsseldorf (RP). Die Suche nach dem Ursprungsort der Epidemie ist in vollem Gange. Der Chef der irischen Billigfluglinie Ryanair hat die Schweinegrippe als Problem der Bewohner von Elendsvierteln bezeichnet. Aber auch eine Kleinstadt in Mexiko hält sich für den Ausgangspunkt der Krankheit.

Pandemie: Die sechs Warnstufen der WHO
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Foto: AFP

Michael O'Leary ist für seine unverblümten Aussagen berühmt-berüchtigt. Jetzt hat sich der Chef der irischen Billigfluglinie Ryanair auch in Sachen Schweinegrippe zu Wort gemeldet. Die Krankheit sei das Problem asiatischer und mexikanischer Slumbewohner, sagte O'Leary. Für die Menschen in den Elendsvierteln sei das Virus eine "Tragödie". Westliche Reisende seien dagegen kaum gefährdet. "Ein paar Halsschmerztabletten bringen das in Ordnung", sagte O'Leary im Hinblick auf ein schottisches Paar, das nach seiner Hochzeitsreise nach Mexiko in Großbritannien wegen Schweinegrippe behandelt wird.

O'Learys Äußerung zeigt: Die Suche nach dem Ursprungsort der Krankheit ist in vollem Gange. So hält sich etwa eine Kleinstadt in Mexiko für den Ausgangspunkt der Seuche. Die Bewohner von La Gloria im Bundesstaat Veracruz im Südosten des Landes machen eine riesige Schweinefarm in der Nähe für den Ausbruch der Grippe verantwortlich. Mexikanische Stellen bestätigten das indes nicht. Für sie steht der Entstehungsort der Epidemie noch nicht fest. Einer der ersten nachgewiesenen Fälle von Schweinegrippe war allerdings der eines Vierjährigen aus La Gloria.

WHO vor Warnstufe fünf

Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO forscht nach dem Ursprung der Krankheit. Angesichts ihrer rapiden Ausbreitung arbeiteten außerdem vier Forschungseinrichtungen in Großbritannien, Kanada und den USA an einem Serum gegen das Schweinegrippe-Virus, sagte ein Sprecher der WHO in Genf. Um Impfstoffe zu entwickeln, müssen die Virenproben in einem langwierigen Verfahren in besonders präparierten Hühnereiern vermehrt werden.

Nach Einschätzung von Experten dürfte es einige Monate dauern, bis ein handelsüblicher Impfstoff zur Verfügung steht. Die WHO werde jedoch erst dann den Auftrag geben, Impfstoff in großen Mengen herzustellen, wenn die Pandemie-Warnstufe 5 erreicht sei, sagte der Sprecher. Das könnte der Fall sein, wenn die Fälle von Schweinegrippe in den USA "endgültig bestätigt" werden. Warnstufe 5 hieße, dass eine weltweite Pandemie unmittelbar bevorsteht und unvermeidlich wäre.

Importverbote für Schweinefleisch

Sechs Länder, darunter Russland und China, haben bereits ein Importverbot für Schweinefleisch und Schweinefleischprodukte aus Teilen der USA und Mexiko verhängt. Die Europäische Union plant dagegen kein Verbot von Schweine- oder Schweinefleischimporten. Gegenwärtig gebe es keine Verbindung zwischen den Fleischprodukten und der Epidemie, sagte eine Sprecherin der EU-Kommission. Ein Importverbot wäre deshalb "ungerecht", hieß es.

Das Bundesentwicklungsministerium prüft eine mögliche Unterstützung von betroffenen und bedrohten Entwicklungsländern. Konkrete Anfragen lägen noch nicht vor, teilte das Ministerium mit. Deutschland könne aber Partnerländer bei der Stärkung der Gesundheitssysteme unterstützen. Möglich sei auch Finanzhilfe für Schutzkleidung, Beatmungsgeräte und Früherkennung.

Ansteckung durch die Luft

Zwar besteht in Deutschland derzeit nach Meinung von Experten nur eine sehr geringe Gefahr, mit dem Erreger der Schweinegrippe infiziert zu werden. Vorsorgemaßnahmen an Flughäfen bei Reisenden, die aus Mexiko kommen, seien jedoch dringend notwendig, sagte der Virologe Peter Wutzler, Professor in Jena und Präsident der Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten.

In der akuten Phase der Erkrankung erfolge die Ansteckung durch die Luft: "Es sind die trivialen Dinge und die normalen Hygienemaßnahmen, auf die es jetzt ankommt. Man sollte ins Taschentuch niesen oder husten und es dann wegwerfen." Notfalls solle man einen Ärmel nehmen, um hineinzuniesen oder zu -husten, aber keinesfalls die bloße Hand, über die das Virus an den Nächsten weitergegeben werde. Die große Gefahr bestehe darin, dass Patienten bereits einen Tag vor der Erkrankung infektiös seien, aber noch keine Symptome wie Fieber, Schüttelfrost, Husten, Kopf- und Gliederschmerzen bemerkten.

(RP)
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