China Vergiftetes Wasser erreicht Millionenstadt

Harbin/China (rpo). Nachdem bei einem Chemieunfall vor zehn Tagen Benzol in den Fluss Songhua geraten war, ist das vergiftete Wasser in der chinesischen Millionenstadt eingetroffen. Insgesamt 3,8 Millionen Menschen aus der Stadt im Nordosten des Landes waren dadurch von der Trinkwasserversorgung abgeschnitten. Der Genuss des verseuchten Wassers könne Krebs auslösen, berfürchten die Behörden.

 Nach einem Unglück in einer Chemiefabrik ist der chinesische Fluss Songhua verseucht worden.

Nach einem Unglück in einer Chemiefabrik ist der chinesische Fluss Songhua verseucht worden.

Foto: AFP, AFP

Der Abschnitt mit dem giftigen Wasser ist etwa 80 Kilometer lang und wird nach Einschätzung von Experten 40 Stunden brauchen, um die Stadt zu passieren. "Danach müssen wir versuchen, das Trinkwasser so schnell wie möglich zu desinfizieren", sagte der Direktor des Wasseramtes von Harbin, Shi Zhongxin.

 Die Menschen in Harbin sind von der Trinkwasserversorgung abgeschnitten und wie hier auf Tanker mit Wasser angewiesen.

Die Menschen in Harbin sind von der Trinkwasserversorgung abgeschnitten und wie hier auf Tanker mit Wasser angewiesen.

Foto: AFP, AFP

Um diese Zeit zu überbrücken, wurde massenweise abgefülltes Wasser nach Harbin gebracht. Darauf gab es am Donnerstag einen neuen Ansturm. Schon in den Tagen zuvor hatten sich die Einwohner in Erwartung des Giftes mit Flaschenwasser und anderen Getränken eingedeckt.

An etwa 100 Stellen in Harbin nach neuen Wasservorräten gegraben. Die Schulen blieben weiterhin geschlossen, alle Krankenhäuser befanden sich im Alarmzustand. Mit dem Gift-Teppich wurden auch tote Fische angeschwemmt. Wissenschaftlern zufolge überschritt die Konzentration von Benzol den zulässigen Grenzwert stellenweise um den Faktor 30. Der Anteil von Nitrobenzol war sogar gut 100 Mal höher als normal. Der Direktor des Umweltinstituts an der Universität von Jilin, Zhang Lanying, warnte davor, dass ein Verzehr des verseuchten Wassers Leukämie auslösen könnte.

Auch die zentrale Regierung in Peking räumte erstmals ein, dass sich im Nordosten des Landes eine Umweltkatastrophe ereignet habe. Wegen eines "bedeutenden Zwischenfalls von Wasserverschmutzung" sei die Trinkwasserversorgung in Harbin unterbrochen worden, hieß es.

Die Umweltkatastrophe löste auch in Russland Besorgnis aus. Das vergiftete Wasser des Songhua könnte in einigen Tagen die Stadt Chabarowsk erreichen, die rund 700 Kilometer stromabwärts von Harbin liegt, wie das Außenministerium in Moskau warnte. Indirekt wurde den chinesischen Behörden vorgeworfen, das Nachbarland nicht schnell genug über den Unfall informiert zu haben.

(ap)
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