Identifizierung der Flutopfer "enorm langwierig" Vermisste Deutsche: Zahl "deutlich über tausend"

Berlin (rpo). Weiterhin liegt die Zahl der identifizierten deutschen Opfer der Flutkatastrophe bei 34. Die Zahl der Vermissten steige weiter und liege "deutlich über tausend", sagte Staatssekretär Klaus Scharioth. Zudem dämpfte er die Hoffnung, dass alle Angehörigen die sterblichen Überreste ihrer getöteten Familiemitglieder werden empfangen können. Die Zahl der registrierten Todesopfer ist derweil auf über 121.000 gestiegen.

Die Identifizierung der deutschen Opfer der Flutkatastrophe in Südasien gestaltet sich nach Angaben des Auswärtigen Amtes "enorm langwierig". Staatssekretär Klaus Scharioth sagte am Samstag in Berlin, die Zahl der identifizierten Toten liege weiter bei 34. Dies sei aber "überhaupt keine Entwarnung". Die Zahl der Vermissten steige weiter und liege "deutlich über tausend". "Die Wahrscheinlichkeit, dass viele der Vermissten nicht zurückkehren werden, ist sehr groß", sagte Scharioth. Die Hoffnung, dass Vermisste entweder noch gefunden würden oder sich selbst zurückmeldeten, werde von Tag zu Tag geringer. "Für großen Optimismus ist kein Anlass", sagte der Staatssekretär.

Auch in den nächsten Tagen werde sich die Zahl der Identifizierten nicht wesentlich verändern. Die Experten seien auf DNA-Analysen und den Zahnstatus der Opfer angewiesen. "Hier müssen wir uns auf lange Zeiträume einstellen", sagte Scharioth. Insgesamt seien zur Identifizierung der Opfer 300 Experten aus 19 Ländern vor Ort.

Nach der Naturkatastrophe in Südostasien ist die Zahl der vermissten Opfer aus Nordrhein-Westfalen weiter gestiegen. Wie ein Sprecher des Lagezentrums im Düsseldorfer Innenministerium am Samstag auf ddp-Anfrage mitteilte, wurden bis zum Mittag 96 Bürger des Landes als vermisst gemeldet. Mindestens fünf Urlauber aus NRW kamen durch die Flutwelle ums Leben.

Das Lazarettflugzeug der Bundeswehr wurde nach Angaben Scharioths am Samstag in Phuket erneut mit Verletzten beladen. Es sollte am Nachmittag mit 40 zum Teil sehr schwerverletzten Flutopfern an Bord den Rückflug nach Deutschland antreten, darunter 39 Deutsche und ein Schweizer. Der MedEvac-Airbus der Bundeswehr war bereits in der Nacht zum Freitag mit 49 Verletzten an Bord in Köln-Wahn gelandet und wenig später zu einem zweiten Flug nach Thailand gestartet. Ein zweites MedEvac-Flugzeug sei fast fertig umgerüstet und ab Montag startbereit.

Auswärtiges Amts warnt vor Reisen ins Unglücksgebiet

Auf die Frage, ob Außenminister Joschka Fischer (Grüne) einen Besuch des Katastrophengebiets erwäge, sagte Scharioth: "Über diese Frage denkt der Minister ganz konkret nach."

Das Auswärtige Amt hat dringend von Reisen in die südasiatischen Überschwemmungsgebiete abgeraten. Staatssekretär Klaus Scharioth äußerte am Samstag nach einer Sitzung des Krisenstabes in Berlin zwar Verständnis für das Verlangen, Gewissheit über das Schicksal vermisster Angehöriger zu erhalten. Er warnte Reisewillige aber auch: "Sie können dort nichts bewirken."

Wer jetzt dort hinreise, bringe nicht nur sich selbst in Gefahr, sondern behindere möglicherweise auch die Hilfsmaßnahmen. Es gebe in den betroffenen Gebieten Straßensperren, weil die Bergung Vorrang vor allen anderen Interessen habe, und wegen der Seuchengefahr. "Sehen Sie von solchen Reisen ab", mahnte der Staatssekretär.

Psychologen gesucht

Der Malteser Hilfsdienst sucht dringend Psychologen für traumatisierte Kinder und Jugendliche, die bei der Katastrophe im Indischen Ozean Eltern oder Verwandte verloren haben. Die Fachkräfte mit spezieller Erfahrung in der Betreuung traumatisierter Kinder würden auch zur Vermittlung an Krankenhäuser benötigt, hieß es in einer Mitteilung vom Samstag. Interessierte Fachleute können sich unter folgender Telefonnummer bei den Maltesern melden: 0221-98 22 342.

(afp)
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