Flüchtslingsdrama Vermutlich wieder 40 Flüchtlinge im Mittelmeer ertrunken

Im Mittelmeer hat es offenbar erneut ein tödliches Flüchtlingsunglück gegeben. Etwa 40 Menschen seien beim Untergang ihres Schlauchbootes ums Leben gekommen, berichteten Überlebende nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Save the Children bei ihrer Ankunft im sizilianischen Catania am Dienstag.

Flüchtlingsdramen im Mittelmeer
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Foto: ap, ALT

Von Kreta aus starteten derweil die beiden deutschen Marineschiffe "Berlin" und "Hessen" zu Rettungseinsätzen in das Seegebiet zwischen Libyen und Italien. Giovanna di Benedetto von Save the Children sagte der Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Überlebende, es seien 137 Menschen an Bord gewesen, als das Schlauchboot die Luft verlor oder explodierte. Dabei seien einige Menschen ins Wasser gefallen. Einige Überlebende sprachen demnach von "sehr vielen" Toten, andere von rund 40 Opfern.

Die Überlebenden gehörten zu einer Gruppe von knapp 200 Flüchtlingen, die auf zwei unterschiedlichen Booten unterwegs waren und in den vergangenen Tagen aufgegriffen wurden. Sie trafen am Dienstag an Bord des Frachtschiffes "Zeran" in Catania ein, das auch fünf Leichen transportierte. Den Überlebenden zufolge ereignete sich das Unglück kurz vor den Rettungseinsätzen am Wochenende, bei denen knapp 6000 Menschen gerettet worden waren. Am Dienstag brachten überdies Militärschiffe aus Malta und Italien mehr als tausend Flüchtlinge nach Süditalien an Land.

Im Mittelmeer hatte es in den vergangenen Wochen mehrere Flüchtlingskatastrophen gegeben, bei denen hunderte Menschen ertranken. Schätzungen zufolge kamen seit Jahresbeginn mehr als 1750 Menschen bei der Überfahrt von Libyen nach Italien ums Leben. Trotz der tödlichen Unglücke reißt der Flüchtlingsstrom nicht ab. Die EU-Staaten beschlossen nach den jüngsten Vorfällen, ihre Marinemission im Mittelmeer auszuweiten. So wurden die Mittel für die EU-Grenzschutzmission "Triton" verdreifacht, ihr Einsatzgebiet blieb jedoch auf die Zone vor der italienischen Küste beschränkt.

Seit Dienstag sind auch die beiden deutschen Marineschiffe "Berlin" und "Hessen" auf dem Weg in das Seegebiet zwischen Libyen und Italien. Wie ein Bundeswehrsprecher mitteilte, verließen die Schiffe am Morgen den Marinestützpunkt Souda Bay auf der griechischen Insel Kreta.

Zum exakten Einsatzgebiet für die Rettungseinsätze wollte sich die Bundeswehr zunächst nicht äußern. Die Grenzen müssten aber nicht notwendig durch die "Triton"-Mission vorgeben sein. Am Donnerstag werden die Fregatte "Hessen" und der Einsatzgruppenversorger "Berlin" demnach im Zielgebiet erwartet.

Da die Einbindung des Einsatzes in eine internationale Mission noch unklar ist, operieren die Schiffe vorerst unter deutscher Regie. Erwartet wird, dass Flüchtlinge, die vor der Küste Italiens aufgegriffen werden, wohl zunächst dorthin gebracht werden. Als ausgeschlossen gilt, dass sich derzeit in Libyen ein sicherer Hafen finden lässt.

Angesichts der steigenden Flüchtlingszahlen dringt Italien auf weitere Hilfe der EU. Es reiche nicht, Schiffe zusätzlich zu den italienischen Schiffen ins Mittelmeer zu entsenden, erklärte Außenminister Paolo Gentiloni am Dienstag. Es müsse auch einen europäischen Beitrag im Kampf gegen Menschenschmuggler sowie einen anderen Ansatz beim Asylrecht geben.

EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) plädierte in der "Passauer Neuen Presse"für die Einführung eines neuen Aufenthaltsstatus von Bürgerkriegsflüchtlingen. Notwendig sei etwa ein temporärer Schutz. Er forderte zudem eine gerechtere Verteilung der Flüchtlinge auf die EU-Mitgliedstaaten. Die "Welt" berichtete am Dienstag, die Bundesregierung rechne für 2015 mit mehr als 400.000 Asylanträgen in Deutschland.

(AFP)
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