Flug MH370 in Südostasien verschollen Fehlalarm - die Boeing bleibt verschwunden

Die Suche nach der vor Vietnam verschollenen Boeing 777-200 bleibt auch nach Stunden erfolglos. Die Sichtung eines im Wasser treibenden "ungewöhnlichen Gegenstandes" erwies sich als falscher Alarm. Derweil erreichen die Airline Berichte von Angehörigen, die noch Telefonkontakt zu der Maschine gehabt haben wollen. Auch das FBI hat sich eingeschaltet. Mindestens zwei Insassen flogen mit falschen Pässen.

Rettungsmannschaften suchen nach verschollener Boeing
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Die mögliche Spur zur verschollenen Boeing im Meer vor Vietnam entpuppte sich als falscher Alarm. Ein von Aufklärern entdeckter "ungewöhnlichen Gegenstand" habe sich als Holz entpuppt, teilten die vietnamesischen Such- und Rettungsbehörden am Sonntag mit.

Ein US-Schiff habe die Fundstelle rund 100 Kilometer vor der Insel Tho Chu an der Südspitze Vietnams untersucht und das Holz statt Hinweisen auf das Flugzeug entdeckt. Das habe die US-Botschaft in Hanoi berichtet, wie die vietnamesischen Behörden erklärten. Der Kontakt zu der Boeing 777-200 war am frühen Samstagmorgen zwei Stunden nach dem Start in Kuala Lumpur abgebrochen.

Handykontakt zur Maschine

Eine mögliche Spur zu der vermissten Maschine liefern möglicherweise Hinweise von Angehörigen. Sie haben laut Medienberichten kurz einen Kontakt zu einem Handy aus dem vermissten Flug MH370 von Kuala Lumpur aufgenommen. Nach Berichten mehrere chinesischer Fernsehsender soll das Telefon bei dem Anruf kurz geklingelt haben, bevor die Verbindung unterbrochen wurde. "Wir werden den Hinweisen nachgehen", sagte ein Vertreter von Malaysia Airlines am Sonntag vor Journalisten in Peking.

Er äußerte sich jedoch nicht näher, ob sich über das Handy der Ort des vermissten Flugzeuges näher eingrenzen lassen könnte. Der Kontakt zu der Boeing 777-200 war am frühen Samstagmorgen zwei Stunden nach dem Start in Kuala Lumpur abgebrochen.

Regierung schließt Anschlag nicht aus

Die Regierung in Malaysia schließt einen Anschlag auf die vermisste Boeing mit 239 Menschen an Bord nicht aus. Transport- und Verteidigungsminister Hishamuddin Hussein sagte am Sonntag, er habe bereits mit der US-Bundespolizei FBI gesprochen und verschiedene ausländische Geheimdienste um Unterstützung gebeten. Allerdings sei ein Anschlag nur eines der möglichen Szenarien.

Hinweise auf ein Wendemanöver

Neue Fragen werfen Hinweise aus den Radaraufzeichnungen auf, nach denen die Maschine mit 239 Menschen an Bord kurz vor ihrem Verschwinden möglicherweise umgekehrt sein könnte, wie das malaysische Militär am Sonntag mitteilte.

Dies wäre insofern überraschend, weil die Piloten keine Probleme meldeten und keinen Notruf absetzten, bevor der Kontakt rund eine Stunde nach dem Start abriss. Der Luftfahrt-Experte Stefan Hinners bewertete ein solches Manöver auf dem Nachrichtensender n-tv als extrem ungewöhnlich und verglich es mit einer Kehrtwende auf der Autobahn.

Suchgebiet ausgeweitet

Das Suchgebiet wurde daher mehr als 24 Stunden nach dem Verschwinden der Maschine auf die Westküste Malaysias ausgeweitet. Bislang wurde vermutet, dass sie vor Vietnam ins Meer gestürzt ist. 40 Schiffe und 22 Flugzeuge sind inzwischen an der Suche beteiligt. "Wir schauen in alle Richtungen", sagte Transportminister Hussein. "Und wir sollten jetzt nichts überstürzen. Zunächst konzentrieren wir uns darauf, das Flugzeug zu finden."

Maschine war in Unfall verwickelt

Am Sonntag räumte derweil Fluggesellschaft ein, dass die Passagiermaschine im August 2012 in Shanghai in einen Unfall auf dem Rollfeld verwickelt war. Das bestätigte der Chef der Fluggesellschaft Malaysia Airlines, Ahmad Jauhari Yahya, am Sonntag vor der Presse in Kuala Lumpur.

Bei einer Kollision mit einer anderen Maschine riss damals etwa ein Meter an der Spitze einer Tragfläche ab. Der Schaden sei von Boeing repariert worden und die Maschine von den Luftfahrtbehörden anschließend wieder für völlig flugtauglich befunden worden, sagte Yahya.

Zwei Passagiere mit falschem Pass

Spekulationen über einen möglichen Anschlag lösten auch die Ungereimtheiten auf der Passagierliste aus. Minister Hussein zufolge saßen in der vermissten Maschine der Malaysia Airlines möglicherweise mehr Insassen mit falscher Identität als bislang bekannt. Die Behörden würden derzeit vier verdächtige Einträge auf der Passagierliste prüfen.

Details dazu nannte der Minister nicht. Schon am Samstag war bekannt geworden, dass wohl zumindest zwei bislang Unbekannte in der Maschine waren. Sie hatten mit Pässen eines Österreichers und eines Italieners eingecheckt, die tatsächlich aber wohlauf sind. Den beiden Männern waren die ihre Pässe vor einiger Zeit in Thailand gestohlen worden.

Die Tageszeitung Xiamen Daily berichtete, ein Chinese, der laut Passagierliste eigentlich hätte an Bord sein müssen, sei tatsächlich in China. In seinem Fall würden der Name im Pass und die Pass-Nummer nicht zusammenpassen.

Experten aus den USA sind unterwegs

US-amerikanische Experten sind auf dem Weg in die Unglücksregion. Ein Zerstörer der US-Marine mit zwei Hubschraubern an Bord sei auf dem Weg vor die vietnamesische Küste, teilte die Siebte US-Flotte am Samstag mit. Das Schiff habe sich zu Übungszwecken in internationalen Gewässern im Südchinesischen Meer befunden und könne binnen 24 Stunden in der Region sein, in dem die Maschine vermisst wird, hieß es.

Das FBI ermittelt

Zudem werde in Kürze ein US-Flugzeug mit besonderen Radaranlagen vom japanischen Militärstützpunkt Okinawa starten, um sich ebenfalls an der Suche zu beteiligen. Und auch die Bundespolizei FBI schicke Ermittler sowie technische Experten nach Malaysia. Diese sollten auf dem Flughafen von Kuala Lumpur Videobänder sichten, ob darauf Verdächtige des Terrornetzwerkes Al Kaida beim Start der Unglücksmaschine zu sehen seien.

Bisher gebe es aber keine Hinweise auf einen Terrorakt, zitiert die "Los Angeles Times" namentlich ungenannte Sicherheitsbeamte. "Was geschah, ist bisher ein Geheimnis", zitiert das Blatt einen Beamten. Das FBI helfe bei den Ermittlungen, weil mindestens drei der vermissten Passagiere Amerikaner seien.

"Wir befürchten das Schlimmste"

Inzwischen hat auch die bislang zurückhaltende Fluggesellschaft selbst kaum noch Hoffnung auf Überlebende. Man befürchte das Schlimmste, hieß es in einer Erklärung der Malaysia Airlines am Sonntag. Auch rund 24 Stunden nach dem Verschwinden der Maschine von den Radarschirmen hätten die Rettungsteams noch keine Hinweise auf den Verbleib der Boeing 777-200.

Die Airline unternehme alles ihr Mögliche zur Unterstützung von Angehörigen der vermissten Passagiere des Flugs MH370. Dazu gehöre auch finanzielle Sofort-Hilfe.

Die Maschine mit 239 Menschen an Bord gilt seit Freitagnachmittag (Ortszeit) als verschollen. Sie war auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking, als rund eine Stunde nach dem Start der Kontakt abriss. Mutmaßlich befand sich die Maschine zu dem Zeitpunkt über dem Meer. Malaysian Air zufolge gab es keinerlei Notsignale.

(REU, dpa)
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