Angst vor Bioterrorismus Vogelgrippen-Forschung weiter blockiert

Genf · Aus Angst vor Bioterroristen sollen Forschungen mit einem extrem gefährlichen künstlich erzeugten Erreger der Vogelgrippe vorerst weiter blockiert werden. Darauf verständigten sich am Freitag in Genf internationale Experten bei einem von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) organisierten Treffen.

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Wo die Vogelgrippe bisher aufgetreten ist

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Zugleich sprachen sich die 22 Wissenschaftler, Vertreter der Industrie und von Regierungen sowie Bioethiker dafür aus, die aus Forschungen mit in Labors erzeugten Viren des Vogelgrippen-Typs H5N1 bislang gewonnenen Erkenntnisse nicht vollständig zu veröffentlichen. Hingegen sollen Forschungen mit natürlich vorkommenden Vogelgrippe-Erregern fortgesetzt werden. Ziel ist die Entwicklung eines Impfstoffs.

"Angesichts der hohen Todesrate - 60 Prozent der infizierten Menschen sterben - haben alle Teilnehmer die große Sorge der Wissenschaft und die Notwendigkeit eines besseren Verständnisses (des Erregers) betont", sagte der stellvertretende WHO-Generaldirektor Keiji Fukuda.

Die USA und andere Länder hatten Ende 2011 Forschungseinrichtungen in Amerika und den Niederlanden, die mit künstlichen H5N1-Viren experimentierten, zu einer Unterbrechung ihrer Tätigkeit sowie zum Verzicht auf die Veröffentlichung ihrer Ergebnisse aufgerufen. Als Grund wurde die Befürchtung genannt, dass Terroristen anhand der Forschungsergebnisse die hochansteckenden Viren in Labors erzeugen und damit Biowaffen bauen könnten.

Die Forscher hatten einem zweimonatigen Moratorium zugestimmt. Bei dem Genfer Treffen wurde kein konkreter Zeitrahmen für die Fortsetzung des Moratoriums vereinbart. Es bestehe Konsens, dass die Forschungen und die Bereitstellung der gewonnenen Erkenntnisse für die Fachwelt wichtig zur Bekämpfung der Vogelgrippe seien, erklärte Fukuda. Zugleich aber müsse die Biosicherheit gewährleistet werden. Die WHO werde auf der Suche nach einer Lösung weitere Expertenrunden anberaumen.

Die Labor-Viren waren von Ron Fouchier (Erasmus Universität in Rotterdam/Niederlande) und Yoshihiro Kawaoka (US-Universität von Wisconsin-Madison) hergestellt worden. Beide Teams entdeckten, dass es nur weniger Mutationen bedurfte, um den tödlichen Erreger unter Säugetieren - Menschen eingeschlossen - hochansteckend zu machen.

(dpa)
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