Brittany Maynard will am Samstag sterben Vor dem Tod noch einmal zum Grand Canyon

Washington · Vor ihrem Tod wollte Brittany Maynard auf jeden Fall noch den Grand Canyon sehen. Vergangene Woche stand die 29-Jährige dann in knallgelbem Hemd vor der Schlucht mit ihren schroffen, orangeroten Felswänden.

 Brittany Maynard und ihr Ehemann Dan Diaz vor der Kulisse des Grand Canyon.

Brittany Maynard und ihr Ehemann Dan Diaz vor der Kulisse des Grand Canyon.

Foto: ap

Ein Foto auf ihrer Website zeigt, wie sie ihren Ehemann Dan vor der erhabenen Kulisse küsst. Voraussichtlich am Samstag will die todkranke Frau ihrem Leben ein Ende setzen. Ihre öffentlichen Suizidpläne haben in den USA eine Debatte über Sterbehilfe ausgelöst.

Brittany Maynard will am Samstag sterben: Vor dem Tod noch einmal zum Grand Canyon
Foto: dpa, cdt fdt

"Ich habe diese Kampagne nicht gestartet, weil ich Aufmerksamkeit wollte", schreibt Maynard auf ihrer Internetseite. "Ich habe das getan, weil ich eine Welt sehen möchte, in der jeder Zugang zu einem würdevollen Tod hat." Unterstützt wird die junge Frau von der Organisation "Compassion and Choices", die sich seit vielen Jahren für das Recht auf Sterbehilfe in den Vereinigten Staaten einsetzt.

Brittany Maynard plante die Gründung einer Familie, als sie im vergangenen Jahr plötzlich schwere Kopfschmerzen bekam. Nach einem Neujahrsausflug mit ihrem Mann erhielt sie die niederschmetternde Diagnose: Krebs, Gehirntumor. Zunächst gingen die Ärzte von einer Lebenserwartung von bis zu zehn Jahren aus. Doch im Frühjahr änderte sich die Prognose dramatisch: Der Tumor sei sehr aggressiv, bereits in einem halben Jahr könne sie tot sein.

Die Ärzte bereiteten Maynard auf qualvolle letzte Monate vor. Also entschloss die 29-Jährige, selbst über ihr Ende zu bestimmen. "Ich glaube, meine Familie hat etwas gebraucht um zu verstehen, dass dies sinnvoll ist", sagte sie dem Fernsehsender CBS. "Niemand will hören, dass seine Tochter bald stirbt." Doch ihr Umfeld akzeptierte schließlich den Wunsch.

Die Kalifornierin musste ihren Heimatstaat verlassen und zog nach Oregon, in einen von fünf Bundesstaaten der USA, wo Sterbehilfe legal ist. In Oregon erlaubt der "Death with Dignity Act" (Gesetz für ein würdevolles Sterben), dass Ärzte unheilbar kranken Patienten nach ausgiebiger Prüfung eine tödliche Medikamentendosis verschreiben dürfen. Seit Inkrafttreten des Gesetzes im Jahr 1997 sind in dem Westküstenstaat mehr als 750 Menschen auf diese Weise aus dem Leben geschieden.

Debatte um Selbstmord

Maynards Gang an die Öffentlichkeit fand großen Widerhall in den US-Medien, das "People"-Magazin hob sie sogar auf die Titelseite. Kritik kam vor allem aus dem Lager der religiösen Rechten. Die Entscheidung über Leben und Tod liege allein in den Händen Gottes, ist in erzkonservativen Internetforen zu lesen. "Gott kann alles heilen", sagte auch der evangelikale Prediger Pat Robertson und prangerte eine "Kultur des Todes" an.

Immer wieder meldete sich der Palliativmediziner Ira Byock zu Wort, der vor einem Dammbruch bei der Legalisierung von Sterbehilfe warnte. Maynards Schmerzen könnten auch durch die Pflege in einem Hospiz gelindert werden, sagte er im Fernsehsender PBS. Zugleich warf er "Compassion and Choices" vor, das Schicksal der jungen Frau für eine PR-Kampagne zu missbrauchen.

Maynard wies dies zurück und antwortete auf ihrer Website, dass sie aus freien Stücken handele. "Ich glaube, das ist ein Gesundheitsrecht und eine Entscheidung, die allen todkranken Amerikanern offen stehen sollte", schrieb sie. Ihre Anhänger bat sie, "Compassion and Choices" bei den Bemühungen in anderen Bundesstaaten zu unterstützen.

In den vergangenen Monaten reiste Maynard an ausgewählte Orte in den USA und im Ausland, die sie vor ihrem Tod besuchen wollte. Der Grand Canyon war das letzte Ziel auf ihrer Liste. Als Todesdatum hatte die 29-Jährige den 1. November genannt, um kurz vorher noch den Geburtstag ihres Mannes feiern zu können. Allerdings könnte Maynard nach eigenen Angaben auch noch etwas länger warten, ehe sie die tödlichen Betäubungsmittel einnimmt. Ihr geht es darum, die Wahl zu haben.

(AFP)
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