Sechs Millionen Dollar fürs Zimmermädchen? Wie Dominique Strauss-Kahn den Schlussstrich sucht

Washington · Schon in der nächste Woche soll der Spuk für Dominique Strauss-Kahn vorbei sein: Nach Berichten in den USA könnte sich der ehemalige IWF-Chef außergerichtlich mit dem Zimmermädchen Nafissatou Diallo einigen - sechs Millionen Dollar sind im Gespräch.

Eine Chronologie der Affäre Strauss-Kahn
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Foto: AFP

Bereits kommende Woche könnte Dominique Strauss-Kahn ein dunkles Kapitel seines Lebens schließen, das den früheren Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) und einstigen Star der französischen Sozialisten an den Rand einer langjährigen Haftstrafe brachte. Medien in seiner Heimat und in den USA berichten über einen bevorstehenden Gerichtstermin in New York, bei dem Strauss-Kahn einen Vergleich mit dem Zimmermädchen Nafissatou Diallo schließen werde. Diallo wirft dem Franzosen Vergewaltigung vor. Strauss-Kahns Anwälte bestätigen Gespräche, dementieren aber eine Einigung.

Laut "New York Times" haben sich Strauss-Kahn und Diallo "im Stillen" auf die Grundzüge einer außergerichtlichen Einigung verständigt. Die französische Tageszeitung "Le Monde" berichtete, dass die Einigung am 7. Dezember vor Gericht in New York unterzeichnet werde. Sechs Millionen Dollar (4,6 Millionen Euro) soll das Zimmermädchen demnach erhalten. Diese Summe sei "frei erfunden", hieß es dagegen aus Strauss-Kahns Anwaltsteam. Der für die Zivilklage gegen Strauss-Kahn zuständige New Yorker Richter Douglas McKeon sagte lediglich, dass es kommende Woche einen Gerichtstermin geben könne.

Vergewaltigung oder einvernehmlicher Sex?

Was genau geschah, als Diallo am 14. Mai 2011 zur Mittagsstunde die Luxus-Suite im Sofitel-Hotel im Herzen von Manhattan betrat, ist unklar. Das Zimmermädchen wirft Strauss-Kahn vor, sich nackt auf sie gestürzt und sie zum Oralsex gezwungen zu haben. Auch habe er gewaltsam versucht, Geschlechtsverkehr mit ihr zu haben. Der Franzose erklärte dagegen, er habe mit der aus Guinea stammenden Frau einvernehmlichen Sex gehabt.

Als Strauss-Kahn wenige Stunden später am New Yorker Flughafen John F. Kennedy festgenommen wurde, war seine Bilderbuchkarriere abrupt am Ende. Der Politiker mit Ambitionen auf das Präsidentenamt seines Landes musste im Justizgebäude an der Seite von Kleinkriminellen ausharren. Zunächst verbrachte er vier Nächte auf der berüchtigten Gefängnisinsel Rikers Island, ehe er gegen Kaution entlassen und unter Hausarrest gestellt wurde.

Das Opfer machte sich unglaubwürdig

Der Fall zog die Öffentlichkeit in seinen Bann, weil er ein Schlaglicht auf die dunkle Beziehung zwischen Sex und Macht zu werfen schien. Der angebliche sexuelle Angriff des Franzosen auf das Zimmermädchen in einem New Yorker Luxushotel wurde als Paradebeispiel für die Grenzüberschreitungen einer maßlosen Politikerkaste herangezogen. Dazu kam der scharfe Gegensatz zwischen mutmaßlichem Vergewaltiger und mutmaßlichem Opfer: Hier das Alphatier mit sechsstelligem Jahresgehalt - dort die arme Einwanderin aus Westafrika, alleinerziehende Mutter und anscheinend tadellose Angestellte.

Diese Rollenverteilung hielt der Realität aber nicht stand. Zwar sahen es die Ermittler angesichts der festgestellten Spuren als erwiesen an, dass es tatsächlich zum Sexualverkehr zwischen Strauss-Kahn und Diallo gekommen ist. Doch die Staatsanwaltschaft stellte die Strafverfolgung Ende August 2011 ein. Das mutmaßliche Opfer hatte sich durch wiederholte Lügen unglaubwürdig gemacht.

Bankkredit soll Millionensumme bringen

An der Zivilklage hielt Diallo aber fest, Strauss-Kahn forderte im Gegenzug wegen Verleumdung Schadenersatz. Anfang Mai machte Richter McKeon den Weg frei für einen Zivilprozess gegen Strauss-Kahn und wies das Argument zurück, dass Strauss-Kahn als IWF-Chef diplomatische Immunität genossen habe und daher nicht zivilrechtlich belangt werden könne. Allerdings habe McKeon ein "langwieriges öffentliches Spektakel" vermeiden wollen und in den vergangenen Monaten fast jede Woche bei Treffen mit den Anwälten auf eine außergerichtliche Einigung gedrungen, berichtete das "Wall Street Journal".

Die angebliche Millionensumme will Strauss-Kahn laut "Le Monde" über einen Bankkredit und mit Hilfe seiner wohlhabenden Frau Anne Sinclair aufbringen, von der er seit dem Sommer getrennt lebt. Weiter ungelöst sind seine rechtlichen Probleme in der Heimat: Die französische Justiz ermittelt im Zusammenhang mit Sex-Partys wegen bandenmäßig organisierter Zuhälterei.

(AFP)
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