Christmesse mit Papst Franziskus "Wie sehr braucht doch die Welt heute Zärtlichkeit"

Rom · Papst Franziskus hat die Menschen in der Welt zu mehr Nachsicht und Milde im Umgang miteinander ermutigt. Vor der Christmesse hatte der Heilige Vater mit verfolgten Christen im Irak telefoniert.

Papst Franziskus während der Christmesse im Petersdom.

Papst Franziskus während der Christmesse im Petersdom.

Foto: dpa, cs

In der Christmette im Petersdom sagte er am Mittwochabend vor rund 5000 Gläubigen: "Wie sehr braucht doch die Welt heute Zärtlichkeit." In Bethlehem rief der Lateinische Patriarch von Jerusalem zu Frieden in der Heiligen Stadt und zum Wiederaufbau des Gazastreifens auf.

"Haben wir den Mut, mit Zärtlichkeit die Schwierigkeiten und Probleme derer aufzunehmen, die uns nahe sind?", fragte Franziskus. "Oder ziehen wir unpersönliche Lösungen vor, die vielleicht effizient sind, aber denen die Wärme des Evangeliums fehlt?" Der Argentinier kritisierte ferner die "Arroganten, die Stolzen, diejenigen, die die Gesetze nach ihren persönlichen Kriterien machen". Dem Leben müsse mit Güte und Milde begegnet werden.

Der 78-jährige Papst leitete die Christmette zum zweiten Mal. Zuvor hatte Franziskus am Mittwoch mit irakischen Flüchtlingen telefoniert, die in einem Lager nahe Erbil in der Kurdenregion leben. An Weihnachten denke er besonders an die Kinder und die Älteren, sagte der Papst laut der Nachrichtenagentur AGI.

"Ich bin Euch nahe, von ganzem Herzen sehr nahe." Am Donnerstagmittag erteilt das Oberhaupt der katholischen Kirche den festlichen Segen "Urbi et Orbi" (der Stadt und dem Erdkreis). Der Patriarch von Jerusalem, Fuad Twal, sagte bei seiner Mitternachtsmesse in Bethlehem, alle Gläubigen, "Juden, Muslime, Christen und Drusen sollten in Gleichheit und gegenseitigem Respekt zusammenleben", vor allem in Jerusalem. Die Stadt habe eine "universelle Berufung" zu Frieden und Glück. Twal ist das Oberhaupt der Katholiken im Heiligen Land.

Der Patriarch rief darüber hinaus dazu auf, "Gaza wieder aufzubauen" und bezog sich auf die immensen Schäden des 50-tägigen Krieges im Sommer in dem Palästinensergebiet. Damals waren fast 2200 Palästinenser und mehr als 70 Israelis getötet worden. Twal kam auch auf die Konflikte in Syrien und im Irak zu sprechen, wo dschihadistische Gruppen Gräueltaten an der Zivilbevölkerung verüben. "In dieser Weihnachtsnacht reicht es nicht, vom Frieden zu sprechen, wir müssen vor allem für den Frieden beten."

Besonders in Jerusalem ist die Lage derzeit höchst angespannt, nachdem es zu mehreren tödlichen Übergriffen auf Gläubige gekommen war. Der Lateinische Patriarch beklagte vor diesem Hintergrund einen "Teufelskreis aus Gewalt und Vergeltung".

Auch im Gazastreifen gab es am Mittwoch erneut Angriffe des israelischen Militärs. Dabei wurde nach Angaben der Armee ein Mitglied der radikalislamischen Hamas getötet. Das Militär sprach von einem Vergeltungsakt nach einem Angriff auf eigene Soldaten.

(AFP)
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