Polnische Hooligans drohen vor der EM "Wir jagen die Deutschen aus unserem Land"

Warschau · Gewalttätige Polen wollen bei der Fußball-EM im eigenen Land Fans und Touristen aus Deutschland gezielt attackieren. Die Polizei nimmt die Drohungen sehr ernst. Deutsche Anhänger sollten vorsichtig sein.

Ukrainer demonstrieren für Timoschenkos Freilassung
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Polen will sich bei der Fußball-Europameisterschaft im Juni als sympathischer Gastgeber präsentieren. Die Realität sieht jedoch anders aus. Polnische Hooligans haben angekündigt, bei der EM gezielt deutsche Fans und Touristen angreifen zu wollen.

"Wir jagen die Deutschen aus unserem Land. Wenn wir Deutsche sehen, prügeln wir sofort auf sie ein", kündigt ein Vermummter im Internet in einem selbst gedrehten Film an, in dem auch Bezug auf die Geschichte beider Länder im Zweiten Weltkrieg genommen wird.

Im Netz kursieren viele solcher Botschaften, die von den Polizeibehörden in Polen und Deutschland sehr ernst genommen werden. "Die Lage ist wirklich gefährlich für Fans aus Deutschland. Das muss man leider in aller Deutlichkeit so sagen", sagt Adi Plicker, stellvertretender Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) und Experte für die europäische Hooliganszene. "Auch normale Fans wie etwa Familien, die mit deutschen Trikots in Straßencafés sitzen, sind nicht sicher und können von den Hooligans angegriffen werden."

Ministerpräsident warnte vor Krawallmachern

Polen richtet gemeinsam mit der Ukraine in zwei Wochen zum ersten Mal eine Fußball-EM aus (8. Juni bis 1. Juli). Nicht nur die deutschen, auch die polnischen Sicherheitsbehörden blicken angesichts der vielen gewaltbereiten Hooligans mit Sorge auf den Beginn des Großereignisses.

Selbst der polnische Ministerpräsident Donald Tusk warnte bereits mehrfach vor den Krawallmachern und drohte wegen der Gewaltwelle im polnischen Fußball sogar damit, die EM im eigenen Land abzusagen. "Vereine und Fanorganisationen haben zugelassen, dass sich auf den Tribünen Mörder, Drogendealer und Kleinkriminelle unter die Zuschauer mischen", sagte der Politiker im vergangenen Jahr.

Die polnische Regierung hat den Kampf gegen die Hooligans zur nationalen Aufgabe erklärt. Seit Jahren eskaliert dort die Gewalt in der Liga. Beinahe an jedem Wochenende kommt es bei den Spielen zu Ausschreitungen und Messerattacken. Die Polizei steht dem Chaos meist machtlos gegenüber. Besonders kritisch stufen die Sicherheitsbehörden die Lage in der polnischen Hauptstadt ein, wo während des vierwöchigen Turniers mit einer halben Million ausländischer Gäste gerechnet wird.

Raubmord an deutschem Ehepaar

Wie gefährlich Warschau für Deutsche sein kann, zeigt der Raubmord an einem Ehepaar aus Hamburg am vergangenen Wochenende. Ein 61-Jähriger und seine um ein Jahr ältere Frau waren dort tot in einem Wohnmobil gefunden worden. Unbekannte hatten sie mit Schüssen in den Kopf getötet und ihnen Ausweise und Reisepapiere abgenommen.Die Polizei schließt einen Zusammenhang mit den im Internet kursierenden Drohungen gegen deutsche Fußballfans nicht aus. Die Täter konnten nicht gefasst werden.

Beim Deutschen Fußballbund (DFB) ist man sich der angespannten Situation im Nachbarland bewusst. "Wir stehen seit Monaten im engen Kontakt mit Polizei, UEFA und den Organisationskomitees in Polen und der Ukraine", sagt ein Verbandssprecher. Auch wenn die drei Vorrundenspiele der Deutschen Nationalmannschaft allesamt in der Ukraine stattfinden, haben viele deutsche EM-Touristen ihre Unterkünfte in Polen gebucht.

Damit deutsche und polnische Hooligans möglichst nicht aufeinander treffen, soll den gewaltbereiten deutschen Fans die Einreise erschwert werden. Die Polizei warnt sogar die deutschen Hooligans vor jenen in Polen. "Im Unterschied zu den polnischen Hooligans sind die deutschen harmlos", sagt Experte Adi Plicker. "Die Polen sind Schwerstkriminelle, die keine Gnade kennen. Man sollte sich nicht mit ihnen prügeln."

(das/csi/seeg/pst)
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