Was Helfer von den Philippinen berichten "Wir sahen viele Kinder, die bettelten"

Manila · Die Lage auf den Philippinen nach dem Taifun "Haiyan" ist dramatisch, und nun bedroht auch noch ein neuer Sturm das Katastrophengebiet. Den Helfern vor Ort macht das die ohnehin schwierige Arbeit nicht leichter. Im Internet und in den sozialen Netzwerken berichten sie von den Zuständen vor Ort und bitten um Spenden.

Aufräumen nach Taifun "Haiyan"
20 Bilder

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"Die Probleme sind immens, das Gebiet ist riesig, aber wir tun alles Menschenmögliche", beschreibt Innenminister Mar Roxas die Lage auf den Philippinen. Viele Straßen sind zwar inzwischen geräumt und Hilfsgüter auf dem Weg ins Katastrophengebiet, doch Strom gibt es vielerorts nicht, viele Menschen stehen vor dem Nichts, Tausende werden noch vermisst.

Den internationalen Hilfsorganisationen, die nun nach und nach in die betroffenen Gebiete vordringen können, bietet sich oft ein trauriges Bild. "Noch immer sind viele Menschen von der Außenwelt abgeschnitten. Unzählige Familien haben alles verloren und müssen jetzt in Notunterkünften versorgt werden", sagt etwa Willibald Zeck von Unicef Philippinen. "Erst einmal sind viele Kinder gestorben oder haben ihre Eltern verloren. Es gibt nicht genug Nahrung. Wir befürchten, dass viele Kinder infolge von Erkrankungen oder Unterernährung sterben könnten", sagt er in einem Interview, das die Hilfsorganisation auf ihre Webseite gestellt hat.

Es gebe keine regulären Flüge mehr, die Flughäfen seien zerstört oder schwer beschädigt. Nur mit Militärmaschinen kämen die Helfer in die betroffenen Gebiete, fügt er hinzu. Auch auf Twitter berichten viele Helfer von katastrophalen Zuständen und verzweifelten Menschen. "Man braucht mehr als fünf Stunden, um in den Norden der Insel Cebu zu kommen. Wir sahen viele Kinder, die nach Essen und Wasser bettelten", twitterte etwa World Vision Phils. Oder auch:

We are trying to clear travel routes to reach hardest hit areas with food, water and most essential supplies. GIVE @ http://t.co/qKY3bWYbwR

Die Organisation "Save the Children" twittert immer wieder Berichte von Kindern und Familien, die den Helfern vor Ort begegnet sind. Etwa von der zwölfjährigen Jane, die erzählte, dass der Wind immer stärker wurde und dann das Dach des Hauses ihrer Familie weggerissen wurde. Oder der Bericht von Jhun-jhun, der den Helfern sagte: "Alles, was ich dachte, war, dass wir hier überlebend rauskommen müssen."

"The wind kept on going & then the roof ripped off," Jane, age 12, and her family were trapped as #TyphoonHaiyan ruined their home.

"All I was thinking was we had to get out of there alive," Jhun-jhun & his family survived #TyphoonHaiyan by seeking refuge on a small ledge

Für Care Deutschland ist Sandra Bulling vor Ort. In ihrem Blog auf der Webseite der Organisation beschreibt sie ihre Eindrücke vom Katastrophengebiet. "Ankunft im Chaos" hat sie ihren Blogeintrag überschrieben und schreibt am Montag: "Als wir mit dem Boot am Hafen in Ormoc City auf der Insel Leyte von Bord gingen, standen wir sofort mitten im Chaos. Alles um uns herum war von Haiyan zerstört worden. Blechdächer hingen wie nasse Decken in den Bäumen. Die Häuser entlang der Küste wurden dem Erdboden gleichgemacht."

Bulling berichtet von einem kleinen Mädchen, die verzweifelt versucht habe, ihre Schulbücher zu trocknen — die einzigen Dinge, die ihr geblieben sind. Sie berichtet, dass es zwei Stunden Fahrt benötigt, um Benzin zu bekommen, das die Beamten vor Ort von Plünderungen berichten und dass es für viele seit drei Tagen nichts mehr zu essen gab.

Auch das Rote Kreuz ist vor Ort und versucht, den Betroffenen zu helfen. Die französische Sektion hat auf Twitter ein Bild ihrer Helfer veröffentlicht, dass sie auf dem Weg in die Krisengebiete zeigt. Und die spanische Sektion zeigt, wie die ersten Tüten für die Familien vor Ort gepackt werden.

Urgence typhon #Haiyan : la Croix-Rouge sur le terrain. Faire un don http://t.co/ch3A22Kqjc #Philippines pic.twitter.com/l1CNNicXDH

Los esfuerzos se centran ahora en aliviar la situación de la población afectada por #YolandaPH #Haiyan pic.twitter.com/89a7o01s2E

Auch die US-Botschaft in London twittert Bilder von Freiwilligen vor Ort, die mit anpacken.

U.S. Marines have arrived in the Philippines to provide assistance in the wake of devastating Typhoon #Haiyan pic.twitter.com/03F4ckVOiK

Auch Google will einen Teil dazu beitragen, den von "Haiyan", der auf den Philippinen übrigens "Yolanda" heißt, Betroffenen zu helfen. Das Unternehmen hat einen Finder für vermisste Personen und eine Karte mit den vom Taifun getroffenen Gebieten online gestellt. Darauf zu sehen sind unter anderem Krankenhäuser oder Evakuierungszentren.

Viele Philippinos berichten auch selbst über ihre Facebook- und Twitter-Profile von ihren Erlebnissen. Aber auch zahlreiche Journalisten aus der ganzen Welt berichten aus dem Katastrophengebiet. "Die Zeit" und die Nachrichtenagentur dpa etwa haben daher auch Twitterlisten mit Medien und Journalisten vor Ort zusammengestellt, die über die Geschehnisse auf den Philippinen berichten.

(das)
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