Netzdebatte #YesAllWomen - Frauen twittern gegen Sexismus im Alltag

Unter dem Hashtag #YesAllWomen haben viele Frauen eine Protestwelle gegen Sexismus im Alltag gestartet. Dieser Widerstand ist durch den Amokläufer und Frauenhasser Elliot Rodger ausgelöst worden. Viele Frauen erhoffen sich jetzt eine Gesellschaftsdebatte.

Netzdebatte: #YesAllWomen - Frauen twittern gegen Sexismus im Alltag
Foto: dpa, ole vbm lof cul

Eine Debatte über Alltagssexismus hat das Netz ergriffen. Alleine innerhalb der letzten 24 Stunden gab es mehr als eine halbe Million Beiträge über Twitter. Insgesamt sind innerhalb der vergangenen Tage schon rund 1,5 Millionen Tweets verschickt worden. Der Tenor vieler Meinungen: Während Männer Angst haben, von Frauen abgewiesen zu werden, müssten Frauen Angst haben, Gewaltopfer zu werden.

Men are afraid that women will laugh at them. Women are afraid that men will kill them - Margaret Atwood #yesallwomen

Sie reagieren so auf ein krudes Manifest von Elliot Rodger. Ein 22-jähriger Student hat in einer kalifornischen Universitätsstadt offenbar sechs Menschen getötet, weil er sich von Mädchen zurückgewiesen und einsam fühlte. Das geht aus Videos und einem 140-seitigen "Manifest" hervor, in denen der Täter seiner Verbitterung Luft gemacht und Rache an jungen Frauen angekündigt hatte (wir haben berichtet).

Viele Frauen teilen ihre Erfahrungen mit, wie sie Sexismus in ihrem Alltag erlebt haben. So ist Johanna gefragt worden, womit sie einen Mann provoziert habe, als er sie schlagen wollte.

Because when a man raised his fist to me, I was asked what I had done to 'provoke' him #YesAllWomen

Auch nach Gründen wird gesucht. Der Spruch "Jungs bleiben jungs" würde zeigen, dass Männer in unserer Gesellschaft keine Verantwortung für ihre Taten übernehmen brauchen und können, twitterte Laurie.

Because we are told that 'boys will be boys' - as if men can't and shouldn't take responsibility for their actions. #yesallwomen

Meltem ärgert sich, dass Frauen geschult werden, wie sie sich gegen Vergewaltigung wehren können. Vielmehr sollten Männer geschult werden, nicht zu vergewaltigen.

We are still teaching women on how not to be raped rather than telling men not to rape. #YesAllWomen

Auch Männer beteiligen sich an der Debatte. Noah schreibt: "Männer, die ihr #YesAllWomen lest: Nur wil wir keine Erfahrung gemacht haben, heißt dies nicht, dass die Erfahrungen der Frauen falsch sind. Hört zu und habt Respek."

Men reading #YesAllWomen: Just because we haven't had an experience doesn't mean a woman's experience is not "valid". Just LISTEN & RESPECT.

Die internationale #YesAllWomen-Debatte erinnert an die #Aufschrei-Debatte, die im vergangenen Jahr in Deutschland geführt wurde. Als die Journalistin Laura Himmelreich im Stern Vorwürfe gegen das Verhalten des FDP-Politikers Rainer Brüderle erhob, entflammte nicht nur eine Debatte auf Twitter, sondern auch in den Medien. Am Ende ist der Hashtag #Aufschrei sogar mit dem Grimme-Online-Award ausgezeichnet worden.

Eine ähnliche Wirkung erhoffen sich einige Aktivisten auch heute: "Ob #yesallwomen Folgen haben wird, ob daraus eine Diskussion entsteht, die in die Offline-Medien überschwappt, wie es einst bei #aufschrei geschah, ist nicht abzusehen", schreibt Juliane Leopold in einer sehr lesenswerten Analyse im Blog kleinerdrei.org. Sie kommt zu dem Schluss: "Gut ist, dass das Gespräch über Alltagssexismus und die Folgen für Frauen weiter geht. Möglich, dass in den Köpfen derer, die die 140-Zeichen-Geschichten von Diskriminierung und Doppelmoral lesen, Bereitschaft wächst, das eigene Verhalten zu überprüfen."

(dafi)
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