Premiere auf der Tribüne Zum ersten Mal Frauen beim Fußball in Saudi-Arabien
Riad · Saudi-Arabien möchte sich modernisieren und ließ zum ersten Mal in der Geschichte des konservativen Königreichs Frauen ein Fußballspiel im Stadion besuchen. Die Begeisterung hielt sich aber in Grenzen.
Lokale Medien zeigten Fotos, auf denen Frauen mit grün-weiß gestreiften Fanschals über langen schwarzen Mänteln auf der Tribüne in dem Stadion in Dschidda saßen. Die saudische Sportbehörde hatte zuvor bekannt gegeben, dass insgesamt drei Stadien für den Besuch von Familien vorbereitet worden seien.
Auf Videos, die kurz vor Anpfiff der Erstligapartie zwischen Al-Ahli und Al-Batin im Internet kursierten, ist zu sehen, dass das für mehr als 62.000 Fans ausgelegte König Abdullah-Stadion kaum besucht war. Erst im Laufe des Spiels füllten sich die Ränge. Auf einem weiteren Video aus dem Inneren des Stadions sitzen Männer und Frauen gemeinsam in einem Block und feuern die Mannschaften mit Fangesängen und Klatschen an.
"Vision 2030"
Nach Angaben der saudischen Sportbehörde waren für das Spiel am Freitagabend 14.000 Sitzplätze im oberen Rang des Stadions für Familien reserviert. Die saudische Zeitung Okaz schrieb, dass im Vorfeld des Spiels mindestens 1200 Familienkarten verkauft worden seien. In den kommenden Tagen sollen Frauen auch noch zwei weitere Spiele in der Hauptstadt Riad und in Dammam im Osten des Landes besuchen dürfen.
Die Öffnung von Stadien für Frauen gehört zu einer Reihe gesellschaftlicher Reformen in dem islamisch-konservativen Land. Im vergangenen Jahr hatte das Königshaus bekannt gegeben, dass Frauen ab dem kommenden Sommer auch eigenständig Auto fahren dürfen. Außerdem hat Saudi-Arabien nach mehr als 35 Jahren das Verbot von Kinos aufgehoben. Die gesellschaftlichen Veränderungen gelten als Teil der sogenannten "Vision 2030" mit der das Königshaus Gesellschaft und Wirtschaft reformieren und moderner gestalten will. Das Land soll vor allem ökonomisch unabhängiger vom Erdöl werden.
Kritik aus konservativen Kreisen
In den sozialen Netzwerken begrüßten Frauen den Schritt. "Das sind mehr als Frauenrechte", schrieb etwa die saudische Botschafterin in den USA, Fatimah Baeshen, auf Twitter. Es sei eine Möglichkeit für Familien zusammenzukommen und die saudische Nationalsportart Fußball zu genießen. Es gab aber auch Kritik aus konservativen Kreisen. Frauen gehörten nicht in ein Fußballstadion, die Öffnung sei "teuflisch", die Religion und Kultur des Landes gingen verloren, kommentierten einige Nutzer im Internet die Videos.
Das Spiel endete mit einem 5:0-Sieg für Al-Ahli. Im Internet posteten Nutzer unter dem Ergebnis zusätzlich aber auch: "Frauen 1 - Männer 0".