Weltbevölkerungstag Zwei Drittel der Menschen lebt 2050 in Städten

Wachsende Städte - schrumpfende Dörfer: Bis zum Jahr 2050 werden 2,5 Milliarden weitere Menschen in Städten leben. 90 Prozent dieses Wachstums entfällt auf Asien und Afrika. In Deutschland soll die Zahl der Stadtbewohner sinken: von heute 62,1 Millionen auf voraussichtlich 60,2 Millionen Menschen.

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Foto: dpa

25 Millionen Menschen leben derzeit in Delhi im Norden Indiens. Bis 2013 sollen 11,1 Millionen Menschen dazukommen und die Zahl der Bewohner auf 36,1 Millionen steigen. Das geht aus einer Studie der Vereinten Nationen anlässlich des Weltbevölkerungstags am 11. Juli hervor. Delhi wird damit weltweit der größte Zuwachs an Bewohnern prognostiziert. Auch im Nachbarland Bangladesch wird die Bevölkerung wachsen: in der Stadt Dhaka soll die Zahl der Bewohner von 17 Millionen auf 27,4 Millionen um rund 10,4 Millionen Bewohner steigen.

Der Trend zur Urbanisierung, also zum Stadtbewohner, ist nicht nur im asiatischen Raum vorherrschend. Der Anteil der Stadtbewohner beträgt 54 Prozent. Größtes Siedlungsgebiet wird Tokio bleiben. Allerdings wird die Zahl der Menschen, die im Raum Tokio leben, der Studie zufolge in den nächsten 15 Jahren sogar leicht sinken, von 37,8 auf 37,2 Millionen. Dafür holt Neu-Delhi, schon jetzt die Nummer zwei, kräftig von 24,9 auf 36 Millionen im Jahr 2030 auf. Drittgrößte Metropolregion bleibe Schanghai mit jetzt 23 und dann 30,7 Millionen, wie die UN berichteten. Mexiko-Stadt soll aber nur um drei Millionen auf knapp 23,9 Millionen Einwohner wachsen und so von Platz vier auf zehn zurückfallen. Daneben boomen Städte in Afrika.

Städte ermöglichen bessere Versorgung

Die Stiftung Weltbevölkerung in Hannover bewertet diese Entwicklung postitiv. Das Leben in der Stadt biete den Menschen in armen Ländern die Chance auf einen höheren Lebensstandard. Beispielsweise könnten Menschen, die in Städten leben, leichter Zugang zu medizinischer Versorgung, Schulen und anderen öffentlichen Dienstleistungen bekommen, als das auf dem Land möglich sei. In den Metropolen lassen sich solche Angebote mit niedrigeren Pro-Kopf-Kosten als auf dem Land bereitstellen.

Besonders stark nimmt die Verstädterung in Entwicklungs- und Schwellenländern zu. In diesen Ländern steigt der Anteil der Stadtbewohner nach den UN-Prognosen von jetzt 48 auf 63 Prozent im Jahr 2050. Genau das könne zu Problemen führen: dort herrsche oft ein Mangel an Wohnraum, weshalb Slums bei Anstieg der Bewohner schneller wachsen würden, als andere Stadtteile. Auch an Transportmitteln, Energieversorgung und Arbeitsplätzen herrsche Mangel. Die von der UN veröffentlichten Zahlen müssten laut der Stiftung als Aufruf an Regierungen in der Welt verstanden werden, in Infrastruktur zu investieren. "Für eine geplante Stadtentwicklung sind gezielte Investitionen in Infrastruktur, Gesundheitseinrichtungen und Schulen notwendig", sagt Renate Bähr, Geschäftsführerin der Stiftung Weltbevölkerung.

Urbanste Städte in den USA

Der urbanste Teil der Erde ist heute Nordamerika. 82 Prozent aller Bürger dort leben in Städten. Lateinamerika folgt aber gleich mit 80, Europa mit 73 Prozent. In Afrika sind es hingegen gerade einmal 40 und in Asien auch nur 48 Prozent. Bis 2050 sollen es aber 56 Prozent in Afrika und 64 in Asien sein.

Allerdings lebt nur jeder achte Städter in einer der 28 Megastädte mit mehr als zehn Millionen Einwohnern. Im Jahr 2030 soll es 41 Megastädte geben. Typischer seien Städte mit weniger als einer halben Million Einwohnern: Fast die Hälfte der Bevökerung entscheidet sich für ein Leben in kleinen Städten mit weniger als 500.000 Einwohnern.

37 Prozent des Städtewachstums kommt übrigens allein aus drei Ländern: Indien, China und Nigeria. Die Einwohnerzahl von Nigerias größter Stadt, Lagos, hat sich seit 1990 fast verdreifacht und soll sich bis 2030 auf 24,2 Millionen noch einmal mehr als verdoppeln.

(apd)
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