Sydney Baby überlebt fünf Tage in Abfluss-Schacht

Sydney · Das Neugeborene in Australien wurde nur durch Zufall gefunden. Die 30 Jahre alte Mutter ließ den Jungen absichtlich in den zweieinhalb Meter tiefen Schacht fallen. Sie wird wegen versuchten Mordes angeklagt.

(dpa) Eine junge Frau hat in Australien ihr neu geborenes Baby absichtlich in einen zweieinhalb Meter tiefen Abfluss-Schacht geworfen. Fünf Tage lang überlebte der kleine Junge ohne Nahrung und ohne Hilfe in dem Schacht in Sydney, bevor er gefunden wurde. Die 30 Jahre alte Mutter habe die Tat zugegeben. Sie sei bereits des versuchten Mordes angeklagt worden, wie örtliche Medien gestern unter Berufung auf die Polizei berichteten.

Laut Ärzten im Westmead-Kinderkrankenhaus war das Baby in stabiler Verfassung. Zu verdanken hat das Kind sein Leben wohl David Otte, dessen Tochter Hayley und anderen Passanten. Die Ottes waren mit dem Fahrrad entlang einer belebten Straße in Sydney unterwegs, als sie ein Wimmern hörten. "Niemand würde auch nur in seinen wildesten Gedanken mit so etwas rechnen", erzählte David Otte australischen Medien.

Sie hörten das Kind durch einen Spalt in der Betonplatte, die den Abfluss-Schacht bedeckte. "Es wimmerte verzweifelt", zitierte ihn die Tageszeitung "Sydney Morning Herald". Erst gemeinsam mit der Polizei konnten die Helfer den 200 Kilogramm schweren Betondeckel zur Seite hieven. Selbst erfahrene Beamte waren schockiert: Es sei furchtbar gewesen, das Baby dort liegen zu sehen, sagte Polizist David Lagats. Lange hätte der Kleine wohl nicht mehr überlebt. "Er war schon unterernährt und litt an beginnender Dehydrierung."

Die Polizei geht inzwischen davon aus, dass die Mutter das Kind durch einen Spalt zwängte und dann fallen ließ. Das Kind sei zu dem Zeitpunkt noch keine 24 Stunden auf der Welt gewesen. Der kleine Junge habe Glück im Unglück gehabt, meinte der Kinderarzt Andrew McDonald. Der Schacht habe wie ein natürlicher Brutkasten für das Neugeborene gewirkt, sagte er dem Sender ABC. "Es war nicht zu heiß und nicht zu kalt, geschützt vor dem Wetter und vor Raubtieren", erklärt der Arzt.

Babys seien erstaunlich widerstandsfähig, erklärte auch Gynäkologe Andrew Pesce. "Wenn ein Kind im Prinzip gesund ist, kann es ohne Nahrung ein paar Tage überleben", sagte er dem Sender 9News. Auch den Sturz könne ein Baby dank seiner weichen Knochen mit etwas Glück sogar ohne größere Verletzungen überleben, sagte Pesce. Der Junge war in eine Decke gehüllt.

Fälle wie dieser seien äußerst selten, sagte Lisa Charet von der Familienbehörde in Sydney. Mütter in Notsituationen wüssten oft nicht, an wen sie sich wenden sollten. "Ich glaube, man muss sehr verzweifelt sein, um so etwas zu tun."

Für die Ottes war ihr Fund mehr als eine glückliche Fügung. "Wir waren zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort", sagte Hayley Otte im Fernsehen. "Da muss uns jemand über die Schulter gesehen und dafür gesorgt haben, dass wir genau dort anhalten." Auch Stunden nach der gelungenen Rettungsaktion waren Vater und Tochter noch sichtlich erschüttert. Hayley Otte: "Alles, was ich wollte, war, dass das Baby sicher ist. Ich bin so froh, dass wir es retten konnten."

(RP)
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