Ex-Tennisprofi nach der Trennung im Interview Boris Becker: "Wir haben lange um unsere Ehe gekämpft"

Nizza (dpa). Boris Becker hat einem Journalisten der Nachrichtenagentur dpa ein Interview gegeben. Wir dokumentieren das Zwiegespräch im Wortlaut.

dpa: Wie haben Sie das Jahr 2000 ohne Tennis erlebt? Sie waren kein Spieler mehr, kein Funktionär und auch kein Teamchef.

Boris Becker: "Erstaunlich gut. Wimbledon habe ich natürlich verfolgt. Auch bei den Finals in Paris Flushing Meadows war ich live dabei. Ansonsten habe ich aber mehr oder minder nichts verfolgt."

dpa: Stattdessen haben Sie sich sehr stark als Unternehmer und Filmschauspieler, respektive Werbestar, profiliert.

Becker: "Als Filmschauspieler wohl weniger. Aber im Ernst: Es gibt für alles im Leben eine gewisse Zeit. Um einen qualitativen Schritt nach vorne zu machen, muss man auch Mal eine Tür zu schlagen."

dpa: War Ihr rastloses Engagement Ausdruck dessen, dass es in der Familie Spannung gab?

Becker: "Das können wohl viele berufstätige Männer - wenn sie ehrlich sind - nachvollziehen. Wenn es zu Hause nicht mehr stimmt, dann stürzt man sich in die Arbeit. Das war auch bei mir so."

dpa: Aber die familiären Probleme sind ja nicht über Nacht gekommen. Wie lange haben Sie gebraucht, bis Sie wussten, es geht nicht mehr?

Becker: "Gerade wenn man zwei Kinder in die Welt gesetzt hat, geht das nicht so einfach. Wir haben sehr lange um unsere Ehe gekämpft. Wir waren neun Jahre ein Paar. In einer sehr leidenschaftlichen Beziehung, mit allen Höhen und Tiefen. Eine Trennung von einem Menschen, den man so sehr liebt, ist keine Nacht- und Nebelaktion. Das wäre auch enttäuschend. Es ist ein langer, schleichender und schmerzhafter Prozess, der in unserem Falle immer klarer, immer deutlicher wurde. Und schließlich musste ich eine Entscheidung treffen."

dpa: Was ist passiert?

Becker: "Es kann wohl niemand von meiner Frau oder mir erwarten, dass wir jetzt irgendwelche Geschichten herausholen, nach dem Motto: Da war sie schuld, da war er schuld. Es ist eine Tatsache, dass sich zwei Menschen eben weiter in ihrer Persönlichkeit entwickeln. Aber nicht immer - leider - in dieselbe Richtung. Das ist bei vielen Ehen so. Aber wenn Kinder im Spiel sind, denkt man tausendmal nach."

dpa: Ist es für eine Frau zu schwierig, neben einem Boris Becker zu leben, zu bestehen, sich zu emanzipieren?

Becker: "Ja, schwierig ist es bestimmt. Auf der einen Seite lebt meine Frau wie eine Königin an meiner Seite. Das ist und war sehr faszinierend für sie. Auf der anderen Seite war das Gefühl aber auch einengend, teilweise bedrückend, vielleicht sogar übermächtig."

dpa: Was meinen Sie damit?

Becker: "Es ist nun mal so, mein Gesicht kennt man überall auf der Welt. Und mittlerweile auch das von meiner Frau. Damit zu leben und zurecht zu kommen, ist sehr schwer. Deshalb gibt es von meiner Seite überhaupt keinen Vorwurf an Barbara. Ich kann meiner Frau nur großen Respekt zollen, dass sie so lange damit zurecht gekommen ist. Sie hat alles bestens gehandelt und trotzdem geht die Zeit nicht spurlos an einem vorbei - an keinem von uns. Dafür zahlen wir jetzt den Preis."

"Es gibt definitiv keine neuen Partner"

dpa: Wo wird Ihr neuer Lebensmittelpunkt sein? Wo wird Ihre Frau leben, und wo Ihre beiden Kinder Noah Gabriel und Elias Balthasar?

Becker: "Ich lebe auf jeden Fall weiter in München. Wo meine Frau und meine Kinder leben werden, ist noch nicht klar."

dpa: Die Kinder bleiben also bei Ihrer Frau?

Becker: Ja. Die Kinder bleiben bei meiner Frau. Und ich bin aber weiter Vater und Familienmitglied. Ich bin überzeugt, dass wir das im Sinne der Kinder, die beide Elternteile brauchen, regeln und organisieren werden."

dpa: Ihre Frau ist zur Zeit in Amerika. Wird Sie dort bleiben?

Becker: "Um aus der Schusslinie heraus zu kommen, war die Entscheidung, in die USA zu gehen, genau richtig. Wo sie letztendlich leben will, muss sie ganz alleine entscheiden. Sie hat auf jeden Fall meine Rückendeckung."

dpa: Weiss Ihr Ältester, Noah Gabriel, was geschehen ist?

Becker: "Ja. Er hat die Entwicklung in der Familie in den letzten Monaten mitbekommen. Und er ist leider auch zu alt und zu intelligent, als dass man ihm hätte was vormachen können."

dpa: Alle Welt war von der Trennung überrascht. Wie haben Sie es geschafft, sich in der Öffentlichkeit nichts anmerken zu lassen?

Becker: "Das liegt sicher daran, dass ich im Rampenlicht groß geworden bin. Es gibt eben Situationen, wo man die Augen zu macht, sich auf die Zunge beißt und durch muss. Meine frühere Karriere war mir eine gute Lehre."

dpa: Und Ihre Frau?

Becker: "Barbara ist auch schon neun Jahre an meiner Seite und weiß, wie sie mit der Öffentlichkeit umzugehen hat. Sie weiß eben auch: Zum Wohle der Kinder und der Familie muss man manchmal für die Anderen eine Rolle spielen."

dpa: Es ist Advent. Wo werden Sie Weihnachten feiern?

Becker: "Weihnachten wird so sein wie in den letzten neun Jahren. Ich werde im Kreise meiner Familie feiern. Dazu gehören meine Frau, dazu gehören meine Söhne, und dazu gehören auch meine Mutter und meine Schwester. Es gibt Situationen, da muss man enger zusammen rücken und irgendwie durchkommen."

dpa: Was ist dran an den Gerüchten, Sie hätten eine Freundin?

Becker: "Um es ganz deutlich zu sagen: Wenn eine andere Frau oder ein anderer Mann der Grund für die Trennung gewesen wären, dann wäre unsere Beziehung nichts wert und auch umsonst gewesen, Dann wäre es eine Kurzschlussreaktion gewesen. Aber das ist es effektiv nicht."

dpa: Es gibt also keine neuen Partner?

Becker: "Es gibt definitiv keine neuen Partner. Das gilt für mich und auch für meine Frau. Wer jetzt aber meint, dass meine Frau ins Kloster geht, oder ich ein Mönch werde, der erwartet zu viel."

dpa: Sie wissen schon, was nun auf Sie zukommt?

Becker: "Natürlich. In den nächsten Wochen, wird mir mit jeder Frau, die ich länger als drei Sekunden anschaue, ein Verhältnis angedichtet."

dpa: Nicht nur Ihnen, oder?

Becker: "Bei meiner Frau wird es genauso sein. Sie ist sehr attraktiv, sehr sexy. Jeder Mann, den sie jetzt anschaut, wird ihr Neuer sein."

dpa: Von Scheidung ist nicht die Rede?

Becker: "Nein. Ich habe von Trennung gesprochen, nicht von Scheidung. Ich weiß nicht, was in einem halben Jahr ist. Ich habe jetzt einen Punkt gesetzt; schau'n wir mal, was morgen ist."

dpa: Einen Punkt gesetzt, heißt keinen Schlussstrich gezogen?

Becker: "Schlussstrich ist für mich der Tod - und auch dann geht es weiter. Einen Schlussstrich gibt es nie - vor allem nicht, wenn man Kinder hat."

dpa: Also ist nicht ausgeschlossen, dass sie sich wieder zusammen raufen?

Becker: "Nichts im Leben ist ausgeschlossen."

(RPO Archiv)
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