Nettetal Boule-Kugel explodiert in Nettetal

Nettetal · Der Unfall hat sich auf einem Nachbarschaftsfest ereignet. Einen ähnlichen Fall gab es 2009 in der Schweiz.

Boule-Kugel explodiert in Nettetal-Lobberich
Foto: Radowski

Die Sonne scheint, Kinder spielen, die Erwachsenen unterhalten sich, man isst und trinkt zusammen. Ein Zelt ist aufgebaut. Einer der Anwohner hat ein Boule-Set mitgebracht - auch damit soll später gespielt werden. Es ist ein schönes Fest unter Nachbarn in einer Stichstraße in Nettetal-Lobberich. Die Stimmung ist fröhlich. Bis zum frühen Abend, als einige Anwesende zu den Boulekugeln greifen. Als der Erste an der Reihe ist, explodiert die kleine metallene Kugel, sagt ein Polizeisprecher: "Es ist beim Werfen oder Aufkommen zur Explosion gekommen." Durch die Wucht der Explosion wird ein Loch in die Decke des Zeltes gerissen, am Boden entsteht ein kleiner Krater. Durch die umherfliegenden Splitter wird aber niemand verletzt. "Das war pures Glück", so der Polizeisprecher.

Die Nachbarn reagieren schnell und umsichtig, lobt die Polizei gestern, und packen die übrigen Kugeln in eine Metallkiste, die sie in einer Garage verstauen - für den Fall, dass weitere Kugeln explodieren würden. Dann alarmieren sie gegen 19.20 Uhr die Einsatzkräfte. Polizei und Feuerwehr ziehen Sprengstoffexperten aus Düsseldorf zu Rate. Die verbliebenen sieben Kugeln werden daraufhin von den Spezialisten abtransportiert und kontrolliert auf einem Feld gesprengt.

Boule-Kugel explodiert in Nettetal-Lobberich
Foto: Radowski

Doch woran liegt es, dass Boule-Kugeln explodieren? Das kann nur bei minderwertigen Exemplaren passieren. Qualitativ hochwertige Kugeln bestehen nur aus Metall, wie die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) in der Schweiz berichtet. Wenn gespart werden muss, um die Kugeln preiswerter zu verkaufen, werden die Wände meist aus dünnem Metall hergestellt. Um trotzdem das erforderliche Gewicht zu erreichen, greifen die Hersteller dann zu Mörtel als Füllung. Wenn sich in dem sandigen Material Feuchtigkeit bildet, kann dieses mit dem Metall korrodieren, es bildet sich ein Gasgemisch, das explodiert.

Genau erforscht haben das Phänomen schweizerische Werkstoffingenieure des Instituts Empa in Dübendorf. Und zwar, nachdem es im Sommer 2009 zu einer solchen Explosion gekommen war - bei einem Kugelset, das zu diesem Zeitpunkt in Originalverpackung in einem Schrank lagerte. Eine schweizerische Kaufhauskette hatte die Sets angeboten, zum günstigen Kauf oder als Prämie in einer Rabattaktion. Nach einer aufwendigen Rückruf-Aktion machten sich die Ingenieure ans Werk.

Sie fanden heraus, dass gleich mehrere Probleme zusammengekommen waren. Der Sand war verunreinigt, enthielt starke Spuren von Eisen. Außerdem war er feucht. Feuchtigkeit und Eisen führen zu Korrosion. Wenn dann noch wenig oder kein Sauerstoff vorhanden ist, wie in einer geschlossenen Kugel, dann kann unter bestimmten Voraussetzungen Wasserstoff entstehen - ein hoch explosives Gas. Zudem konnten die Ingenieure bei ihren Forschungen an den ihnen vorliegenden Kugeln nachweisen, dass die Schweißnähte an den Kugeln schlecht ausgeführt waren und einen zu niedrigen Querschnitt aufwiesen.

Ob in Nettetal trotz des damals erfolgten Rückrufs noch Kugeln der Supermarktkette aus der Schweiz im Spiel waren, ist bislang nicht geklärt.

(RP)
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