Larnaka/Kairo Britische Geisel lässt sich mit Flugzeug-Entführer fotografieren

Larnaka/Kairo · Seiner Mutter musste der 26-Jährige zusichern, sich während der Entführung unauffällig zu verhalten. Dabei hatte der Brite seinen Entführer schon um ein gemeinsames Foto gebeten.

Autogramme waren gestern. Wer heute auf einen Star trifft, zückt das Smartphone, wählt den Selfie-Modus und lichtet sich an der Seite der Prominenz ab. Ganz so war das im Fall von Ben Innes allerdings nicht. Nicht nur, dass er einen Steward bitten musste, das Foto zu schießen, ein Selfie ist das Bild streng genommen also nicht, sein Foto-Partner hatte zudem einen Sprengstoffgürtel um den Bauch und war eigentlich sein Entführer. Prominent sind die beiden Männer nun trotzdem. Der Schnappschuss hat sich innerhalb weniger Stunden in den sozialen Netzwerken verbreitet.

"Das muss der beste Selfie aller Zeiten sein", meint Innes. Wie die britische "Sun" berichtet, handelt es sich bei der Geisel auf dem Foto um einen 26-jährigen Briten, der als einer der letzten Passagiere freigelassen wurde. Während des nervenaufreibenden Wartens an Bord habe er "das Selfie seines Lebens" machen wollen. "Ich habe gedacht, wenn die Bombe echt ist, habe ich ohnehin nichts zu verlieren", zitiert das Blatt den jungen Mann. "Warum nicht? Wenn er uns alle in die Luft sprengt, ist es ohnehin egal."

Außerdem habe er einen genaueren Blick auf den mutmaßlichen Sprengstoff werfen wollen, berichtet die "Sun". Er habe dann ein Mitglied des Flugpersonals gebeten, seinen Wunsch nach einem Foto mit dem Entführer zu übersetzen - dieser habe eingewilligt.

Die Entführung der EgyptAir-Maschine war am Dienstag glücklich zu Ende gegangen. Die Passagiermaschine war auf einem Inlandsflug, als der 59-jährige Geiselnehmer die Maschine in seine Gewalt brachte und nach Zypern umleitete. Der Entführer hatte gedroht, den Sprengstoffgürtel an seinem Körper zu zünden, sollte seinen Forderungen nicht entsprochen werden. Auf Zypern habe er mit seiner Exfrau Kontakt aufnehmen wollen, die dort lebt und von der Polizei zum Flughafen gebracht worden sein soll. Der Mann wird als psychisch labil beschrieben. Dem Staatsanwalt zufolge sagte der Ägypter den Polizisten: "Was soll ein Mann machen, der seine Frau und Kinder 24 Jahre nicht gesehen hat und dem die ägyptische Regierung das nicht erlaubt?" Auf Zypern ließ er alle 72 Geiseln auf dem Flughafen Lanarka frei und ergab sich. Der Sprengstoffgürtel entpuppte sich als Attrappe.

Zu dem Schluss kam schon der 26-jährige Brite. "Ich dachte, dass es eher eine Attrappe ist, nachdem ich ihn mir angeschaut habe. Also beschloss ich, zurück zu meinem Sitz zu gehen und meine nächsten Schritte zu planen." Über sein Handy hielt er Kontakt zu seiner Mutter, die ihn davor gewarnt habe, irgendetwas Dummes zu tun. "Ich wusste nicht wirklich, wie ich ihr sagen sollte, dass ich schon ein Selfie mit ihm gemacht habe", zitiert ihn das britische Blatt.

An Bord des Flugzeugs habe erst Panik geherrscht, erzählt Ben Innes nach seiner Freilassung, die Situation habe sich aber zunehmend beruhigt, nachdem der Großteil der Geiseln freigelassen worden war. Als dann auch das Kabinenpersonal das Flugzeug verlassen durfte, schloss sich der Kapitän dem Bericht zufolge im Cockpit ein und kletterte aus dem Fenster. Die verbliebenen Geiseln ergriffen anschließend offenbar die Flucht. Der geständige Entführer kommt wegen Fluchtgefahr in Untersuchungshaft.

(RP)
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