Eurovision Song Contest Gegen diese Konkurrenten muss sich Levina durchsetzen

Kiew · Wer gewinnt am Samstag den Eurovision Song Contest in Kiew? Wie immer gibt es ein paar Favoriten, aber auch Außenseiter mit guten Chancen. Momentan liegt Italien in der Gunst der Buchmacher vorne. Ein Überblick.

ESC 2017: Das ist die deutsche Kandidatin Isabella "Levina" Lueen
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Das ist Isabella "Levina" Lueen

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Foto: NDR/Sony Music/Walter Glöckle

Eins steht schon mal fest: Levinas kehlige Stimme ist beim Eurovision Song Contest (ESC) in diesem Jahr kein Alleinstellungsmerkmal. Neben der deutschen Sängerin wissen auch die Belgierin Blanche und die Tschechin Martina Bárta mit rauchigem Timbre zu punkten. Sollten beide das Finale am Samstag in Kiew erreichen, wird es noch schwerer für Levina, sich unter den 26 Final-Teilnehmern zu behaupten.

Ihr Vorteil: Als Vertreterin eines der fünf Länder, die den ESC finanzieren, muss sie sich nicht in einem Halbfinale durchsetzen. Auch das gastgebende Land muss sich nicht qualifizieren. Jeweils 18 Künstler stellen sich morgen und am Donnerstag dem Votum des Publikums, jeweils zehn kommen weiter.

Auf Platz eins der Buchmacher und von ESC-Experten wie Jan Feddersen steht der Italiener Francesco Gabbani mit seinem Italo-Popsong "Occidentali's Karma". Tatsächlich hat das Lied Ohrwurm-Qualitäten, klingt nach Adria und Amore, nach Sommer und Sonne, augenzwinkernd und mit rauer Stimme vorgetragen. Dazu kommt, dass der Song in Italien ein Hit ist und sich Gabbani damit bereits europaweit in den iTunes-Charts platzieren konnte.

Aussichtsreiche Kandidaten sind auch der Schwede Robin Bengtsson mit seiner radiotauglichen Popnummer "I Can't Go On", der Österreicher Nathan Trent, dessen Gute-Laune-Gitarren-Pop sehr an Ed Sheeran erinnert, sowie der Bulgare Kristian Kostov. Mit seinen 17 Jahren ist er das Nesthäkchen im Teilnehmerfeld, löst wahrscheinlich Beschützerinstinkte aus, überrascht aber mit einer ausdrucksstarken Stimme. Sein Song "Beautiful Mess" könnte zum Geheimtipp werden.

Ebenfalls Titelchancen werden dem Portugiesen Salvador Sobral eingeräumt, der seine gefühlvolle Jazz-Ballade "Amar Pelos Dios" in der Landessprache singt. Weit nach vorne schaffen könnten es die Belgierin Blanche mit ihrem eingängigen Elektro-Pop-Stück "City Lights" und die Französin Alma, deren "Requiem" so gar nicht getragen daher kommt. Ein Tipp ist das niederländische Trio mit dem sperrigen Namen O'G3NE. Die drei Schwestern haben alle herausragende Stimmen und mit "Lights And Shadows" ein mitreißendes Lied zu bieten.

Ganz vorne rangiert hier der ebenfalls erst 17-jährige Isaiah aus Australien (das ESC-begeisterte Land war 2015 Jubiläumsgast, darf aber seither mitmachen). Der junge Sänger sammelt Punkte allein mit seiner Geschichte: Er ist Aborigine, sieht smart aus, hat bei Castingshow-Finals schon zweimal seinen Text vergessen und reist zum ersten Mal nach Europa. Dazu besitzt er eine markante Stimme, nur die Ballade "Don't Come Easy" ist etwas langweilig. Wenn er seinen Text nicht vergisst, ist er für jede Überraschung gut. Einen ESC in Sydney wird es jedoch nicht geben, bei einem Sieg Australiens muss der Wettbewerb laut Statuten der veranstaltenden European Broadcasting Union in Europa stattfinden.

Ebenfalls Chancen auf einen der vorderen Plätze hat Joci Pápai, ein Rom, der für Ungarn singt. Sein Song "Origo" ist eine Mischung aus Rap, Pop und Gypsy - Folklore-Elemente funktionieren ja beim ESC.

Musikalische Außenseiter sind auf jeden Fall das finnische Duo Norma John mit der düsteren Zeitlupen-Ballade "Blackbird" sowie ihr Gegenstück, das Rockgewitter "Time" von der ukrainischen Band O. Torvald. Als Randerscheinung darf man getrost auch Valentina Monetta und Jimmie Wilson aus San Marino einordnen, singen beide doch ein Lied von ESC-Veteran Ralph Siegel ("Ein bisschen Frieden"). Es ist seine 25. Teilnahme in 45 Jahren, und danach klingt "Spirit Of The Night" auch - komplett aus der Zeit gefallen.

Als Kunst-Bestie bezeichnet sich Slavko Kalezic aus Montenegro, der mit dem furchtbaren Pop-Gebräu "Space" antritt. Dafür bringt Kalezic, dessen Markenzeichen ein knielanger, geflochtener Zopf ist und der gerne mal in High Heels und Engelsflügeln aufläuft, etwas Glitter und Glamour in den Wettbewerb.

Völlig durchgeknallt dagegen wirkt der Mix aus Rap und Jodeln, mit dem das rumänische Gespann Ilinca und Alex Floa aufwartet. Aber was wäre der ESC ohne seine Paradiesvögel - so betrachtet, kommt der Jahrgang 2017 fast bieder daher. Das passt: Auch Levina (und ihrem Song) fehlt das gewisse Etwas.

(jis)
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