Berlin Bushido drohen Anzeigen von Politikern

Berlin · In einem neuen Lied beschimpft und bedroht der Rapper Berliner Politiker und andere Prominente namentlich. Die Textzeilen haben Empörung ausgelöst. Im Internet ist das Video auf der Plattform "Youtube" nun gesperrt worden.

Der Berliner Rapper Bushido sorgt mit einem neuen Lied für Aufsehen. In dem Video "Stress ohne Grund" seines Rapper-Kollegen Shindy kündigt Bushido, der Vollbart und ein Oberarmtattoo trägt, an: "Ich schieß auf Claudia Roth, und sie kriegt Löcher wie ein Golfplatz." Über Serkan Tören, einen Integrationspolitiker der FDP, textet er: "Ich will, dass Serkan Tören jetzt ins Gras beißt." In dem Song werden außerdem Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) und Comedian Oliver Pocher namentlich genannt und in teils schamverletzender Weise besungen: "Ich verkloppe blonde Opfer so wie Olli Pocher." In dem Song finden sich schwulenfeindliche Passagen sowie Gewaltdrohungen.

Der düstere, in Schwarz-Weiß gehaltene Clip überschreite "jede Grenze", sagte FDP-Fraktionsgeschäftsführer Jörg van Essen. "Das ist unterirdisch", kommentierte Grünen-Sprecher Jens Althoff. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit werde heute Strafanzeige stellen, kündigte der stellvertretende Senatssprecher Bernhard Schodrowski an. Außerdem würden weitere rechtliche Schritte geprüft wie Unterlassung oder die Forderung einer Geldstrafe. Nach Informationen der "Berliner Morgenpost" will auch Serkan Tören Strafantrag stellen. "Das Video ist voller Hass, ich verstehe es so, dass es zu einem Mord aufruft", wird der Integrationspolitiker zitiert. Grünen-Fraktionschefin Renate Künast sprach ebenfalls von einem "eindeutigen Aufruf zu Gewalt und Mord". Die Berliner Staatsanwaltschaft prüft das Lied bereits.

Bushido verbreitete am Wochenende über sein Twitter-Profil Artikel und Kommentare zu dem Musikvideo. Unter anderem veröffentlichte der 34-Jährige ein Foto, das ihn mit einer Ausgabe der "Bild"-Zeitung und seinem Porträt auf der Titelseite zeigt. Nachdem das Video auf der Internetplattform Youtube gesperrt worden war, kommentierte der Musiker: "Auch wenn Youtube das Video entfernt hat, haben wir die 1 000 000 Klicks in unter 48 Stunden geknackt!!!!" Dass viele Fans die Aussagen von Lied und Video ernst nehmen, belegen die Kommentare im Internet. Ein Nutzer namens "Amir_1909" kommentierte auf Bushidos Twitter-Seite: "Schade nur, dass deine Musik gar nicht erst im Radio läuft", und "Slevin" schreibt: "Feiert Shindy und King Bushido." Der Rapper stellt aber auch Kommentare und Medienartikel wie "Bushido freut sich über Pöbel-Publicity" ("Spiegel") ein.

Bereits 2012 hatten sich viele über den scheinbar geläuterten Bushido gewundert. Der Gangster-Rapper heiratete, wurde Vater, machte ein Praktikum im Bundestag und posierte mit Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) für ein Foto — womit sich der Minister Kritik einhandelte. Doch auch andere Politiker ließen sich schon mit Bushido ablichten — händeschüttelnd oder gar Arm in Arm. Genau das kritisiert jetzt der Parlamentsgeschäftsführer der Grünen, Volker Beck, im "Handelsblatt". "Ein Gewalt-Rapper, der gegen Juden, Homosexuelle und Frauen hetzt, darf vom vermeintlichen politischen Establishment nicht weiter hofiert werden." Beck forderte dem Blatt zufolge auch, Bushido den Integrations-Bambi abzuerkennen, den ihm der Burda Verlag 2011 verliehen hatte. Die Jury-Entscheidung hatte schon damals für heftige Diskussionen gesorgt. Schlagerstar Heino gab seinen Bambi aus Protest zurück. "Wenn Burda den Integrations-Bambi nun nicht zurückzieht, ist dieser Preis nur noch für die Tonne gut. Burda muss sich von den Mordaufrufen Bushidos distanzieren", sagte Beck der Zeitung. Eine Sprecherin des Burda-Verlags sagte der Deutschen Presseagentur: "Wir kommentieren das Thema nicht."

Musikalisch war es in den vergangenen Monaten ruhig um den Berliner Rapper geworden. Die Kritiken zu seinem letzten Album "Amyf" fielen eher durchschnittlich aus. "Amyf" erreichte im Herbst 2012 dennoch den ersten Platz der Albumcharts — und ähnliches dürfte auch für "Stress ohne Grund" gelten, denn die Aufmerksamkeit könnte kaum größer sein.

(RP/dpa)
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