Krise im Land der Croissants In Frankreich wird die Butter knapp

Paris · In Frankreich wird die Butter knapp. Das treibt die Preise für die beliebten Backwaren nach oben. Noch bis mindestens Januar soll die Krise anhalten. Doch die Franzosen wissen sich zu helfen: Sie steigen auf Margarine um.

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Foto: ferl

Croissant, Pain au chocolat und Brioche gehören quasi zum französischen Kulturerbe. Doch die Backwaren, die bei einem guten Frühstück à la française nicht fehlen dürfen, könnten zum Jahresende knapp werden. Denn in Frankreich mangelt es an Butter. Wer im Supermarkt einkaufen geht, findet die Kühlregale leer. Dort, wo sich sonst Butter mit Meersalz, handgeschöpfte Butter oder milde Butter stapelten, hängt beispielsweise bei der Kette Monoprix nur eine kleine Notiz: "Dieses Produkt ist momentan nicht auf Lager." Und das ausgerechnet zwei Monate vor Jahresende. "Gibt es Butter an Weihnachten?", fragt die Wirtschaftszeitung "Les Echos" bang. "Es ist unmöglich, eine Besserung vor Januar vorherzusagen", sagt dazu Gérard Calbrix von der Vereinigung der Milchindustrie. "Dann erst steigt die Produktion und die Nachfrage lässt nach."

Kühe gaben weniger Milch

Calbrix ist damit weniger optimistisch als Landwirtschaftsminister Stéphane Travert, der vergangene Woche im Radio verkündete: "Diese Knappheit wird nicht andauern." Schließlich gehe die Milchproduktion in Frankreich, dem zweitgrößten Produzenten Europas, im Herbst immer nach oben. Tatsache ist allerdings, dass die Kühe 2016 rund drei Prozent weniger Milch gaben als noch ein Jahr zuvor. Denn mit dem Ende der EU-Milchquote 2015 brachen die Preise ein. Das brachte Milchbauern dazu aufzugeben oder auf eine Erweiterung ihres Betriebs zu verzichten.

Gleichzeitig explodierten die Butterpreise von 2500 Euro pro Tonne im April 2016 auf 6800 Euro im September. Ein Anstieg um 172 Prozent, wie die Bäckervereinigung FEB vorrechnet. Sie sieht nur ein Mittel: die Preise der Backwaren anzuheben. Denn schließlich bestehen einige Produkte wie das Croissant zu mehr als 25 Prozent aus Butter. "Wenn der Rohölpreis steigt, muss das auch der Autofahrer an der Tankstelle bezahlen", vergleicht Mathieu Labbé, FEB-Generaldelegierter, im Fernsehsender France 5 die Situation. Einige Bäcker verlangen bereits fünf Cent mehr für das Croissant. Die FEB macht drei Entwicklungen für die leeren Butterregale verantwortlich: eine steigende Nachfrage aus dem Ausland, die Trockenheit im Sommer, durch die die Kühe weniger Milch geben, und die neue Attraktivität der Butter.

Butter wieder beliebter

Einst als Cholesterin-Bombe verschrien, ist Butter wieder auf dem Teller gefragt. Eine US-Studie fand heraus, dass Menschen, die täglich Butter essen, ein vier Prozent geringeres Risiko haben, an Typ-2-Diabetes zu erkranken. "Esst Butter" titelte das US-Magazin "Time" 2014. Die Franzosen brauchen diese Aufforderung nicht, denn sie sind ohnehin mit acht Kilo Butter pro Kopf und Jahr die größten Konsumenten weltweit. Seit 2013 stieg der Verbrauch um fünf Prozent an, weltweit waren es 2,5 Prozent. Doch die Nachfrage ist inzwischen größer als das Angebot. Ergebnis: Eine Butterkrise, die im Kühlregal sichtbar wird. Vergangene Woche konnten laut einer Studie des Marktforschungsinstituts Nielsen gut 30 Prozent der Nachfrage in den Supermärkten nicht erfüllt werden.

Gebacken wird mit viel Butter

Die Milchbauern haben vom Run auf die Butter allerdings nicht viel. "Die Bauern werden nicht gerecht bezahlt und die Molkereien verkaufen die Butter nicht zu einem fairen Preis weiter", kritisiert Thierry Roquefeuil, der Vorsitzende der Vereinigung der Milchbauern, im Radiosender RTL. Am Ende der Kette stehen die großen Supermärkte, die den Butterpreis nicht erhöhen wollen. In Frankreich werden einmal im Jahr Preisabsprachen für Lebensmittel getroffen, die dann zwölf Monate lang fix sind. Für die Butter ist erst wieder im Februar eine Festlegung fällig, so dass in den kommenden Wochen noch kein Ende der Krise absehbar ist. Und das, obwohl zum Jahreswechsel sowohl Bûche de Noël als auch Gallette du Roi auf dem Speisezettel stehen. Beide mit viel Butter gebacken.

Doch die Franzosen haben in der vergangenen Woche begonnen, ihre Gewohnheiten zu ändern. So stieg laut dem Nielsen-Institut der Umsatz an Margarine um zwölf Prozent.

(RP)
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