"Circus Halligalli" Joko und Klaas demontieren sich selbst

Düsseldorf · "Circus HalliGalli" läuft in dieser Woche unter dem Motto: "Bald ist es vorbei, deshalb machen wir jetzt einfach, was wir wollen." Das Ergebnis ist eine traurige Demontage einer früher sehenswerten Show. In dieser Form machen sich Joko und Klaas selbst überflüssig.

 Joko Winterscheidt präsentiert JAL.

Joko Winterscheidt präsentiert JAL.

Foto: Screenshot: Twitter (Circus HalliGalli)

In einem rosafarbenen Sakko mit aufgespritzten Lippen und einer blauen Jeans als Schal eröffnet Joko Winterscheidt die Ausgabe. Sein Lächeln ist kaum zu erkennen, denn passend zu seinem Outfit hat er sich scheinbar Botox ins Gesicht spritzen lassen — auf der Stirn regt sich nicht die geringste Spur einer Falte. Sein Moderationspartner Klaas Heufer-Umlauf hat sich optisch angeglichen. Blond gefärbte, nach hinten gegelte Haare und ein braungebranntes Gesicht sind Kennzeichen seines Erscheinungsbildes. "Circus HalliGalli ist ja bald vorbei, deshalb können wir jetzt, machen was wir wollen", kommentiert Heufer-Umlauf den Auftritt.

Moderator und Gast zugleich

Joko, der sich immer mehr in seine Rolle als runderneuerte Diva einfindet, möchte anschließend selbst als Gast der Show auftreten. "Ich wollte schon lange mal wieder die Treppe runterlaufen zu guter Musik." Was auch getrost als "ProSieben hat einfach keinen Gast gefunden" beziehungsweise "Die Mühe war es nicht mehr wert" übersetzt werden darf.

Betitelt als "bodenständiges Monotalent aus Mönchengladbach" kommt Joko Winterscheidt zum Lied "Surfin‘ Bird" die Treppe runter. Angesichts des total übertriebenen Tanzens von beiden Moderatoren ist wieder Zeit zum Fremdschämen. Und das möchte natürlich noch auf ein neues Level gehoben werden: Winterscheidt präsentiert stolz seinen "Jal" — seine Jeans, die er als Schal trägt. Er nimmt eine weitere und zeigt sie in die Kamera. "Das ist der neue Fan-Jal. Wenn ich alte Jeans zu Jals mache, dann biste aber ganz jealous", sagt der eigentlich 38-Jährige zu seinem Moderationskollegen.

"ProSieben kann uns mal am Arsch lecken"

Plötzlich kommt Heufer-Umlauf auf die Idee auch noch die Regie im Hintergrund beim Fremdschämen miteinzubeziehen. Zuvor "möchte ich aber nochmal das Lied von meinem Einlauf hören", moniert Winterscheidt. Und so gibt es eine weitere Runde schmerzhaftes Tanzen Marke sterbender Schwan. Danach quietscht Winterscheidt mit viel zu hoher Stimme noch einmal: "Wir machen heute was wir wollen, ProSieben kann uns mal am Arsch lecken."

Grimme-Preis für Joko und Klaas
12 Bilder

Grimme-Preis für Joko und Klaas

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Foto: Claudius Pflug/Pro Sieben

Im Anschluss macht sich Heufer-Umlauf doch noch auf zur Regie und präsentiert den Regie-Bus. "Ne richtige Regie konnten wir uns nicht leisten, deshalb mieten wir uns den Bus jede Woche", scherzt der Moderator. Es folgen Witze auf Kosten der Crew: "Wie die Kellerasseln hier, in jeder Ecke ist jemand."

Etwas Nostalgie zum Abschluss

Dann kommt der Moment in der Sendung, der die Fans kurzzeitig die glorreiche HalliGalli-Zeit der ersten Stunde in Erinnerung ruft. "Viele Fans fragen immer wieder: 'Wo ist denn der Countdown-Moment?'", sagt Klaas und kündigt eben diesen für kurz darauf an.

Der Moment an sich ist aber, wie die Show inzwischen auch, nur noch ein Schatten seiner früheren Tage. Joko wird von zwei Henkern an allen Gliedmaßen gefesselt und auf die Couch verfrachtet. Als nächstes wird eine riesige Torte vor ihm positioniert und ein Gabelstapler kommt ins Studio gefahren. Was nun folgt, ist zu erahnen. Der Gabelstapler hebt die Couch an, während Joko noch schreit: "Fick dich, denk nicht mal dran!" und anschließend natürlich trotzdem mit dem Gesicht in die Torte fällt — ein passendes Bild zur Entwicklung der Sendung: eine wahre Bruchlandung.

Ende gut, alles gut?

Damit sind die "Höhepunkte" der ProSieben-Sendung "Circus HalliGalli" für diese Woche auch schon durch. Das Gefühl, dass das Ende der Show im Juni vielleicht doch keine ganz so schlechte Sache ist, breitet sich immer weiter aus. Circus HalliGalli scheint zu einer Farce aus früheren Zeiten geworden zu sein. Die kreativen Ideen und starken Aktionen vom Beginn der Sendung liegen, bis auf den #goslinggate vor wenigen Wochen, weit zurück.

Das Konzept der zwei gegeneinander agierenden Moderatoren — längst ausgelutscht. Die Frische fehlt. Scheinbar bleiben inzwischen sogar die Studio-Gäste aus. Wie absurd dieser Verfall sein kann, zeigten Winterscheidt und Heufer-Umlauf in dieser Folge durch ihr Motto "Bald ist es vorbei, also machen wir was wir wollen" eindrucksvoll. Die als Stefan-Raab-Nachfolger Gepriesenen verschwinden im Juni vorerst von der wöchentlichen Bühne. Vielleicht eine Möglichkeit, um frische Energie zu tanken. Weniger ist manchmal doch einfach mehr.

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