Düsseldorf Das neue "Bond-Girl" ist älter als James Bond

Düsseldorf · Monica Bellucci ist mit 50 Jahren die älteste Gespielin in der Agenten-Reihe. Sie bleibt aber eine Ausnahme im Filmgeschäft.

Wenn man schon erwachsene Frauen in den Zwanzigern und Dreißigern immer noch als "Bond-Girl" titulieren will, dann darf man Monica Bellucci auch als ziemlich altes Mädchen bezeichnen - zumindest für den englischen Geheimdienst. Denn die Italienerin spielt neben Daniel Craig im 24. James-Bond-Film "Spectre", der Anfang November in die deutschen Kinos kommt, und ist 50 Jahre alt - so viel zum Mädchen.

Deshalb war Bellucci auch ziemlich überrascht über das Rollen-Angebot. "Ich bin kein Mädchen, ich bin eine Frau, ich bin eine reife Frau. Wieso rufen Sie mich an? Ich bin 50. Was soll ich in einem James-Bond-Film?", soll die zweifache Mutter zu Regisseur Sam Mendes gesagt haben. 1997 wurde sie schon einmal als "Bond-Girl" gecastet, den Job für "Der Morgen stirbt nie" bekam aber Teri Hatcher. Damals hätte Bellucci mit ihrer Sinnlichkeit perfekt gepasst - und das tut sie auch heute noch. Ihr Sex-Appeal sorge für großes Knistern am Set, Daniel Craig sei der perfekte Partner, sagte sie in einem Interview über die Dreharbeiten. Sie spielt Lucia Sciarra, eine Witwe mit Geheimnissen, die nach dem Mord an ihrem Ehemann in Lebensgefahr schwebt. Und Bond ist nicht nur ein Retter der Welt, sondern auch immer von in Not geratenen Frauen.

Die "Bond-Girls" sind in der Regel einiges jünger als der Geheimagent. Monica Bellucci ist allerdings vier Jahre älter als Schauspielkollege Daniel Craig. In der Vergangenheit gab es das erst zweimal: Honor Blackman spielte in "Goldfinger" (1964) Pussy Galore mit damals 39 Jahren - Sean Connery als Bond war 34. Und Diana Rigg war in "Im Geheimdienst Ihrer Majestät" (1969) immerhin ein Jahr älter als George Lazenby (30). Und so überrascht es nicht, dass die 50-jährige Italienerin erst dachte, der Regisseur wolle sie als Geheimdienstchefin M besetzen. Diese Rolle hatte Judi Dench verkörpert. Sie ist 80 Jahre alt.

"Zum ersten Mal in der Geschichte wird James Bond etwas mit einer reifen Frau haben", betonte Filmemacher Sam Mendes. "Das Konzept ist revolutionär." Doch die Revolution ist nur eine halbe, vielleicht auch nur ein Revolutiönchen, denn natürlich bekommt James Bond mit Léa Seydoux (30) noch eine Dame an seine Seite gestellt, die das Klischee des "Bond-Girls" eindeutig erfüllt: schön, sexy - und jung.

Ob Belluccis Auftritt nun eine Entwicklung in Hollywood anstößt, nach der ältere Frauen auch mehr gute Rollen angeboten und spielen werden? Wohl nicht. Denn viele Schauspielerinnen beklagen sich, dass ab 40 nicht mehr viel komme. Stars wie Helen Mirren, mittlerweile 70 Jahre alt und sehr gut im Geschäft, sind leider die Ausnahme. Für Männer trifft der Karriereknick mit zunehmenden Alter nicht zu. Sie spielen weiter Superhelden, halten sich an Flugzeugen fest und bekommen dafür etwas Junges, Knackiges an die Seite. So zum Beispiel Tom Cruise: Die Partnerinnen des 53-Jährigen in seinen letzten Filmen waren 32, 31 und 34 Jahre alt.

(RP)
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