Wetteraussichten Das Thermometer klettert nochmal auf 26 Grad

Düsseldorf · Für alle, denen der Sommer zu kurz war: Es wird noch einmal etwas wärmer. Eine Mischung aus Sonne, Wolken und Gewitter prägt das Wetter am Sonntag und zu Beginn der neuen Woche.

 Goldrot leuchten auch schon die Blätter dieses Baumes in Köln.

Goldrot leuchten auch schon die Blätter dieses Baumes in Köln.

Foto: dpa, obe cul

Die Nordamerikaner nennen das Phänomen "Indian Summer" — wenn die warme Spätherbst-Sonne die verfärbten Blätter goldrot leuchten lässt. Auch hierzulande bieten sich Spaziergängern bereits herbstliche Ausblicke, viele Bäume tragen einen gelben Schimmer, zu den Füßen raschelt schon das Laub. Aber ist der Herbst tatsächlich seiner Zeit voraus, vielleicht als Folge des zu warmen Frühlings? "Die Natur ist rund zwei Wochen früher dran als normalerweise üblich", bestätigt Thomas Schubert, Mitinhaber der gleichnamigen Baumschule in Meerbusch, die Beobachtung. "Woran das liegt, ist aber schwer zu sagen."

Wann und wie schnell sich die Blätter eines Baumes verfärben, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Von der Temperatur der Nächte zum Beispiel, der Länge des Tages, der Sonnenscheindauer und -intensität, aber auch von der Versorgung des Baumes mit Wasser über den Sommer hinweg. "Blätter besitzen beispielsweise Rezeptoren, mit deren Hilfe der Baum sehr genau registriert, ob die Tage kürzer werden", sagt Stephan Nöh, Revierförster in Remscheid und ehrenamtlicher Phänologe für den Deutschen Wetterdienst.

Phänologen verfolgen periodisch wiederkehrende Entwicklungen in der Natur, also etwa Blütephasen oder eben Laubfall. Einen stark abweichenden Trend kann Nöh in diesem Jahr nicht ausmachen. Er hat aber beobachtet, dass bestimmte Bäume eine hohe Zahl an Früchten tragen. "Die Produktion dieser Früchte kostet den Baum Kraft, deshalb fällt sein Laub früher", erklärt Nöh.

Kalte Nächte spielen große Rolle

Unter den Faktoren, die den Blattfall begünstigen, spielen kalte Nächte eine große Rolle. Der August war generell zu kühl, nachts fielen die Temperaturen örtlich auf drei, vier Grad. Als alleinige Erklärung reicht das aber nicht aus. Auch dass im Frühjahr die Blühzeit früher einsetzte, bedeutet im Umkehrschluss nicht automatisch, dass die Bäume früher ihre Blätter verlieren.

"Der Zeitpunkt des Laubausfalls ist variabel", sagt Markus Wolff, Leiter des Städtischen Forstbetriebs Remscheid. Eine längere Wärmeperiode im Herbst verzögert zum Beispiel eine Verfärbung der Blätter. "Jeder schlaue Baum nutzt diese Phase, um seine Blätter grün zu halten", sagt Walter Ahrendt, Biologe am Naturschutzzentrum Kleve. "Das bringt nämlich Reserven fürs kommende Jahr."

Generell hängen Verfärbung und Laubfall von der Baumart ab. Manche Bäume wie Eiche oder Rotbuche halten die Blätter sehr lange, schnellwüchsige Bäume wie die Pyramiden-Pappel werfen das Laub laut Ahrendt früh ab. Dann ist die Vegetationsperiode abgeschlossen, das Chlorophyll wird in die Wurzeln verlagert, Schlacken im Blatt blockieren den Stoffwechselprozess, und die Blätter fallen. Die Beschaffenheit der Böden spielt auch noch eine Rolle. "Alle Bäume müssen mit ihren Nährstoffen haushalten", sagt Wolff. Ist das Angebot knapp, endet die Vegetationsperiode schneller.

Pilze und Miniermotte

Manche Bäume haben aber auch ganz andere Probleme und werden deshalb kahl. Bei den Eschen etwa gebe es durch einen eingeschleppten Pilz ein Absterben der Triebe, sagt Wolff. In Schleswig-Holstein seien große Bestände davon betroffen. Auch die Miniermotte sorgt bei Rosskastanien dafür, dass sie verfrüht herbstlich aussehen — weil die Blattstrukturen zerstört werden.

"Wann die Miniermotte zuschlägt, ist witterungsabhängig", sagt Wolff. Auch Elke Löpke, Leiterin der Biologischen Station Haus Bürgel in Düsseldorf, stellt eine größere Pilzanfälligkeit an Heckenstauden und Obstbäumen fest. "Das kann auch zu einer Verfärbung führen, die aber nichts mit dem Herbst zu tun hat", sagt Löpke. Ein Grund für den Pilzbefall sei vielleicht der verregnete Sommer.

Woran es auch immer liegen mag, dass das Laub früher fällt — mit der Aussicht auf ein paar sonnige Tage reicht es vielleicht noch für ein prächtiges Schauspiel. Denn kalte Nächte und warme Tage sorgen für eine besonders starke Blattverfärbung — und damit für Indian Summer im Rheinland.

(RP)
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