Mutter erleidet schwere Erfrierungen Deutsche Familie in Skilift vergessen

Innsbruck (rpo). Für eine deutsche Urlauberin in Österreich hat das neue Jahr schlecht begonnen. Der Liftwart hatte sie und ihre beiden Söhne schlichtweg in dem Sessellift übersehen und die Anlage abgeschaltet.

Bei klirrender Kälte saß die Familie aus Hilden bei Düsseldorf rund eine Stunde auf einem Sessellift im Gebiet des Großglockners (Osttirol) fest. Ein Liftwart hatte übersehen, dass sich noch Gäste auf der Anlage befanden und diese daher abgeschaltet. Mutter und Kinder erlitten Erfrierungen.

Schuld an dem Zwischenfall war menschliches Fehlverhalten. "Unser Liftbediensteter im Tal hat einen Fehler gemacht", räumte der Geschäftsführer der Bergbahnen Kals, Kaspar Unterberger, am Mittwoch gegenüber dpa ein. Der Liftwart an der Talstation habe seinem Kollegen am Berg mitgeteilt, dass eine dreiköpfige Familie als letzte unterwegs sei. Die Nummer des letzten besetzen Sessels gab er jedoch - gegen die Vorschriften - nicht durch. Der Liftwart an der Bergstation sah wenig später drei Menschen den Sessellift verlassen. Er meinte, es handle sich um die letzten Gäste und schaltete um 16.00 Uhr die 4er-Sesselbahn "Glösch" ab.

Die festsitzende Urlauberfamilie versuchte zunächst, durch Hilfeschreie auf sich aufmerksam zu machen. Als dies nichts half, schnallte die 39 Jahre alte Mutter ihre Skier ab, zog die Skischuhe aus und sprang aus rund sechs Metern Höhe ab. Auf der Piste suchte sie in der einbrechenden Dunkelheit und bei Temperaturen von zehn Grad unter null nach Rettern für sich und ihre 9 und 10 Jahre alten Jungen, ehe sie erschöpft zusammenbrach.

Im Tal hatte inzwischen der Familienvater Alarm geschlagen. Der Fahrer einer Pistenraupe entdeckte schließlich knapp vor 17.00 Uhr die im Schnee liegende Frau, die sich neben schweren Erfrierungen auch erhebliche Wirbelverletzungen durch ihren Sprung in die Tiefe zugezogen hatte. Kurz darauf konnten auch die beiden am Lift festsitzenden Kinder entdeckt und geborgen werden. Sie kamen mit leichteren Erfrierungen davon.

Für die Hildener Familie war es letzte Urlaubstag gewesen, sie wollten am Mittwoch nach Hause zurückkehren. Die Mutter liegt nun im Krankenhaus in Klagenfurt. Die Konsequenzen seien für die Kalser Bergbahnen noch nicht absehbar, meinte Unterberger. Er habe bei den Behörden Anzeige erstattet. Eine Kontrollfahrt sei für Sesselbahnen nicht zwingend vorgeschrieben. "Wenn die Nummer des letzten besetzten Sessels notiert wird, ist das auch nicht nötig", betonte der Geschäftsführer.

(RPO Archiv)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort