Berlin Deutsche leiden unter mehr Stress

Berlin · Eltern fühlen sich besonders belastet – durch den Druck im Job und eigene Ansprüche.

Mehr als die Hälfte der Deutschen fühlt sich gestresster als noch vor drei Jahren. Menschen zwischen 36 und 45 Jahren sind besonders betroffen, weil sie oft Kind, Karriere und die Versorgung ihrer hilfsbedürftigen Eltern unter einen Hut bringen müssen. Frauen sind gestresster als Männer. Doch nicht jeder Stress macht automatisch krank. Das ist das Ergebnis einer Studie, für die das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag der Techniker Krankenkasse 1000 Deutsche befragt hat.

Ob Stress schädlich ist, hängt laut dem Chef der Techniker Krankenkasse, Jens Baas, zudem an zwei Faktoren: "Habe ich ausreichend stressfreie Zeiten? Und: Empfinde ich den Stress als positiv oder negativ?" Schwierig wird es ihm zufolge dann, wenn zum fordernden Job auch noch private Belastungen kommen.

Für die besonders gestresste Generation der 36- bis 45-Jährigen (80 Prozent) ist diese Doppelbelastung mit Karriere und Kind eklatant. Dass Frauen gestresster sind als Männer (63 zu 52 Prozent), hängt nach Aussagen des Forsa-Chefs Manfred Güllner damit zusammen, dass Frauen immer noch die Hauptbelastung im Haushalt zu tragen haben. Zudem zeigt die Studie, dass Frauen höhere Ansprüche an sich selbst stellen als Männer. Das belastet sie zusätzlich und ist für Frauen der Hauptgrund für Stress.

Männer hingegen geben an, besonders im Job belastet zu sein. Insgesamt zwei Drittel aller Berufstätigen nennen die Arbeit als Stressfaktor. Am Arbeitsplatz belegen zu viele Aufgaben, Termindruck und Störungen die Spitzenplätze unter den Stressfaktoren. Ständige Erreichbarkeit spielt aus Sicht der Betroffenen eine untergeordnete Rolle, ebenso Konflikte mit Kollegen oder Chefs. Klassenkampf gebe es in den Unternehmen nicht mehr, meint Manfred Güllner.

Stress, Sorgen und private Konflikte gehen allerdings oft mit Krankheiten einher. Wer einen hohen Stresslevel besitzt, hat zu 73 Prozent auch Rückenschmerzen oder Muskelverspannungen. Menschen ohne solchen Druck geben dies mit 52 Prozent an. Auch Schlafstörungen, Nervosität, Kopfschmerzen, Stimmungstiefs und Magenbeschwerden kommen bei Menschen unter Strom häufiger vor.

Forsa-Chef Güllner sagt aber auch: "Wer Spaß bei der Arbeit hat, fühlt sich besser." 17 Prozent der Befragten gaben an, erst mit Druck liefen sie zur Hochform auf. 59 Prozent aber stimmten der Aussage zu: "Stress belastet mich, aber für mich gilt: Augen zu und durch." Mehr als jedem Dritten gelinge es aber auch nach Feierabend und am Wochenende nicht, richtig abzuschalten.

Zu viel Stress schadet der Gesundheit. "Gestresste Menschen haben gegenüber entspannten ein fast viermal so hohes Risiko für seelische Beschwerden", sagt Baas. Den Stress in Job und Familie zu verringern, hält Baas aber für "illusorisch". Deshalb fordert er mehr Präventionsarbeit: "Wir müssen zum Beispiel in die Betriebe gehen und vermitteln, wie man mit Stress umgeht." Auch für Kinder muss es seiner Ansicht nach dazu schon Kurse geben.

(RP)
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