Demos in ganz Deutschland 200.000 im "Bildungsstreik"

Düsseldorf (RPO). 200.000 Schüler und Studenten haben am Mittwoch in Deutschland für ein besseres Bildungssystem demonstriert. In NRW gab es nach Angaben des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) am zweiten Tag des bundesweiten Bildungsstreiks Aktionen in mehr als 20 Städten. Bundesweit waren in 80 Städten Kundgebungen geplant.

"Wrackt uns doch ab" - die Slogans im Bildungsstreik
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Auf der größten NRW-Demonstration in Münster seien allein 15.000 Studenten und Schüler auf die Straße gegangen. In Düsseldorf zogen laut DGB etwa 7000 junge Menschen in Ausbildung durch die Innenstadt. Am Nachmittag sollte es in der Landeshauptstadt eine Abschlusskundgebung vor dem Schulministerium geben.

Allein in Berlin versammelten sich nach Polizeiangaben rund 12.000 junge Leute und zogen mit einem Protestzug durch die Stadt. Die Veranstalter, das Bündnis "Bildungsstreik 2009", sprachen von 20.000 Teilnehmern. In Sprechchören riefen die Demonstranten: "Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Bildung klaut!"

In Hessen beteiligten sich mehr als 2500 Schüler und Studenten an den Protesten. In Hamburg gingen nach Polizeiangaben rund 11 000 junge Leute auf die Straße, in Stuttgart rund 8000. Insgesamt sprachen die Initiatoren von rund 200.000 Protestteilnehmern in über 80 deutschen Städten.

Mainzer Landtag gestürmt

Teilnehmer einer Demonstration haben in Mainz das Abgeordnetenhaus des rheinland-pfälzischen Landtags gestürmt und erhebliche Schäden angerichtet. "Das sieht aus wie nach einer kleinen Schlacht", sagte Landtagssprecher Dieter Lang am Mittwoch. Die Eindringlinge hätten Wände mit Parolen beschmiert, Aufkleber hinterlassen und Teile einer Ausstellung zum 20. Jahrestag des Mauerfalls entwendet.

Zudem hätten die Demonstranten große Mengen Toilettenpapier im Gebäude verteilt, sagte Lang: "Ich gehe davon aus, dass Landtagspräsident Joachim Mertes Strafanzeige stellen wird." Die Demonstranten hätten die Eingangstür aufgedrückt und sich so Zugang zum Gebäude erzwungen. Vorher hatten rund 3.000 Schüler und Studenten friedlich in der Mainzer Innenstadt demonstriert.

Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD) kritisierte das Verhalten der Demonstranten und sagte, viele bildungspolitische Forderungen der Schüler und Studenten seien im Land längst erfüllt. So habe Rheinland-Pfalz weder die Schulzeit an Gymnasien auf zwölf Jahre verkürzt noch Studiengebühren eingeführt.

Bundesweite Aktionswoche

Die Demonstrationen sind der Höhepunkt einer bundesweiten Aktionswoche, zu dem das Bildungsstreik-Bündnis - ein Zusammenschluss von Schüler- und Studentenorganisationen, Gewerkschaften und sozialen Gruppen - aufgerufen hatte.

Die Veranstalter prangern Missstände im deutschen Bildungssystem an und fordern bessere Lernbedingungen. Unter anderem verlangen sie kleinere Klassen, die Abschaffung des mehrgliedrigen Schulsystems, die soziale Öffnung der Hochschulen und die Abschaffung der Bachelor- und Master-Studiengänge in ihrer jetzigen Form.

Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) kritisierte die Forderungen. "Die Proteste sind, was die Ziele angeht, zum Teil gestrig", sagte Schavan im Deutschlandfunk. Wer fordere, die Bachelor- und Masterstudiengänge wieder abzuschaffen, "der nimmt nicht zur Kenntnis, dass Deutschland Teil des europäischen Bildungsraumes ist". Der Reformprozess sei alternativlos. Schavan räumte jedoch "Schwachstellen" bei der Umsetzung an den Hochschulen ein.

Großdemo in Düsseldorf geplant

Am Samstag findet eine landesweite Demonstration für bessere Bildung in Düsseldorf statt. Dazu werden laut Schülervertretung rund 10.000 Teilnehmer erwartet. SPD, Grüne sowie die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in NRW unterstützen die Protestaktionen.

Am Montag hatten in Düsseldorf rund 150 Schüler und Eltern aus der Landeshauptstadt vor dem Landtag gegen Kopfnoten, das verkürzte Abitur und die verbindliche Grundschulempfehlung demonstriert. Zu der bundesweiten Aktionswoche hatte das Bündnis "Bildungsstreik 2009" aufgerufen. Die Schüler wehren sich den Angaben zufolge gegen Kopfnoten und fordern ein Ende des mehrgliedrigen Schulsystems. Die Studenten protestieren vor allem gegen Studiengebühren.

(DDP)
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