Bistum Aachen 24 Priester wegen Missbrauchs beschuldigt

Aachen (RPO). Gegen 24 Priester des Bistums Aachen hat es seit 1945 Verdachtsfälle wegen sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen gegeben. Das geht aus einem Schreiben von Bischof Heinrich Mussinghoff hervor, das am Freitag in Aachen veröffentlicht wurde. Acht der Priester lebten noch.

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Foto: AP

Die Beschuldigungen gegen 3 der 24 Priester beträfen den Zeitraum von 1990 bis heute, hieß es. Der Brief Mussingshoffs mit der aktuellen Übersicht soll am Wochenende in allen Gemeinden der Diözese verlesen werden.

Durch die Justiz sind nach Bistumsangaben 7 der 24 Priester strafrechtlich verurteilt worden. Bei einem weiteren Geistlichen sei das Verfahren noch nicht abgeschlossen. Ein Missbrauchsfall habe nicht geahndet werden können, da keine Anzeige erstattet worden sei.

Nach kirchlichem Recht sind laut Bistum in den drei Fällen seit 1990 die Priester von ihren Ämtern enthoben worden. Damit seien sie vom priesterlichen Dienst suspendiert. Die kirchenrechtlichen Verfahren hätten in einem Fall zur Entlassung aus dem Klerikerstand geführt.

Damit hat es im Bistum Aachen mehr Fälle sexuellen Missbrauchs durch Geistliche gegeben, als bis zur Aufklärungsoffensive der Kirche bekannt war. Im April hatte die Diözese acht Fälle aus den Jahren zwischen 1953 und 2005 dokumentieren können, bei denen es in sieben Fällen zu strafrechtlichen Verurteilungen gekommen war. In einem weiteren Fall hatte die Staatsanwaltschaft das Ermittlungsverfahren mit der Auflage einer Zahlung von 2000 Euro eingestellt.

Opfer und ihre Familien um Entschuldigung gebeten

Bischof Mussinghoff bittet in dem Schreiben die Opfer und ihre Familien um Entschuldigung und spricht sein Mitgefühl aus. Die Priester hätten Leid und Schaden über sie gebracht. Die Not der Opfer stehe ihm vor Augen. Soweit es in seiner Möglichkeit stehe, wolle er dazu beitragen, verlorenes Vertrauen und Glaubwürdigkeit wieder herzustellen.

"Dazu gehört, den Opfern Gehör zu verschaffen und ihnen Hilfen zur Verarbeitung des Erlebten und Erlittenen anzubieten", so der Bischof. Auch werde es präventive Maßnahmen geben, die verhindern helfen, "dass sich im kirchlichen Kontext Erwachsene an Kindern und Jugendlichen vergehen und ihr Leben zerstören."

Mussinghoff hatte zwei Missbrauchsbeauftragte eingesetzt und eine schonungslose Aufklärung von Missbrauchstaten in der Diözese zugesichert. Die aktuelle Übersicht wurde laut Angaben der Deutschen Bischofskonferenz zur Verfügung gestellt.

Meisner dankt den Medien

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hat die Berichterstattung zahlreicher Medien über kirchliche Missbrauchsskandale gewürdigt. Er sei "dankbar, dass Medien viel zur Aufklärung beigetragen" hätten, sagte Meisner am Freitag in Köln. Zwar habe es auch "Missbrauch mit dem Missbrauch" gegeben. Insgesamt aber danke er den Journalisten für ihre Beiträge zum Thema Missbrauch, das die Kirche tief getroffen habe. Meisner äußerte sich beim Medienempfang des Erzbistums Köln.

Hunderte Missbrauchsfälle in belgischer Kirche

In der katholischen Kirche Belgiens soll es über Jahrzehnte zu hunderten Fällen sexuellen Missbrauchs gekommen sein. 488 Menschen hätten sich als Zeugen gemeldet und von sexuellem Missbrauch durch Geistliche berichtet, sagte der Vorsitzende eines für die Untersuchung eingerichteten Ausschusses, Peter Adriaenssens, am Freitag in Brüssel. In mindestens 13 Fällen führte das sexuelle Vergehen zu Selbstmord, wie es in einem veröffentlichten Bericht des Ausschusses heißt. Ein Opfer sei bereits im Alter von zwei Jahren sexuell missbraucht worden.

Die meisten der Aussagen seien nach dem Rücktritt eines durch Missbrauchsvorwürfe belasteten Erzbischofs im April erfolgt, sagte Adriaenssens. Der am Freitag veröffentlichte Bericht sei unvollständig. Eine Durchsuchung der Erzdiözese im Juni war von den Justizbehörden als illegal erklärt worden. Daraufhin seien Unterlagen beschlagnahmt worden.

(KNA/dapd/felt)
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