Schweinegrippe 30-Jähriger erleidet Schock nach Impfung

Die Düsseldorfer haben gestern die Zentrale Impfstelle des Gesundheitsamtes an der Erkrather Straße gestürmt. Zwei Tage zuvor hat ein 30-Jähriger nach seiner H1N1-Impfung einen lebensgefährlichen Immun-Schock erlitten.

Schweinegrippe-Impfaktion: Fragen und Antworten
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Foto: AP

Nach der Impfung gegen die so genannte Schweinegrippe ist es am Wochenende bei einem Patienten zu einer lebensbedrohlichen Nebenwirkung gekommen. Der 30-Jährige erlitt einen so genannten anaphylaktischen Schock, eine Überreaktion des Immunsystems auf das H1N1-Mittel.

Nachdem der Arzt ihm das Mittel Pandemrix verabreicht hatte, klagte der Patient über Übelkeit, Zitteranfälle und eine unregelmäßige Atmung. Der Blutdruck sank rapide und der Puls stieg auf 120, berichtet Impf-Arzt Christian Wittig, der den Kreislauf des Patienten mit fünf Medikamenten, Infusionen und Sauerstoff stabilisieren konnte. "Bei so einer Überreaktion hat man höchsten 90 Sekunden Zeit, um zu reagieren", erklärt Wittig. So hat der Orthopäde erst nach der Notfallbehandlung den Rettungsdienst verständigt. Der Patient konnte nach einer Untersuchung noch am gleichen Tag das Krankenhaus verlassen.

Wohl erster Fall in Deutschland

Laut Wittig, der Rücksprache mit dem Robert-Koch-Institut gehalten hat, handelt es sich bei dieser extremen Nebenwirkung offenbar um den deutschlandweit ersten und bislang einzigen anaphylaktischen Schock im Zuge der Impfungen gegen die Schweinegrippe. "Bei den gewöhnlichen Impfungen habe ich so eine Überreaktion noch nicht erlebt", sagt Wittig, der seit zehn Jahren gegen die saisonale Grippe impft. "Es scheint mir, als sei das H1N1-Mittel nicht ganz so unbedenklich wie der herkömmliche Impfstoff", sagt Wittig. Im Gegensatz zu fünf Patienten in Schweden, die an den Folgen der Impfung verstorben sind, sei der Düsseldorfer bei bester Gesundheit.

Was die Impfbereitschaft der Düsseldorfer angeht, sieht Wittig indes eine Trendwende, nachdem die Bürger den Auftakt der Impf-Maßnahme in der vergangenen Woche eher verhalten aufgenommen haben. Am besten zu sehen war das gestern in der Düsseldorfer Impf-Zentrale an der Erkrather Straße.

Hunderte von Patienten strömten gestern in die Einrichtung des Gesundheitsamtes. Am ersten Tag der zweiten Impf-Woche waren es dann knapp 1000 Bürger, die die Impfungen bekommen haben. Dabei mussten sie Wartezeiten von zwei Stunden und mehr hinnehmen. "Mit so einer Nachfrage haben wir nicht gerechnet", sagt Michael Bergmann vom Düsseldorfer Amt für Kommunikation.

Auch die meisten Impf-Willigen waren von dem Andrang überrascht. Viele zeigten für die langen Wartezeiten jedoch großes Verständnis. "Das muss einfach sein", sagte Barbara Sommer, die gemeinsam mit ihrem Ehemann Karl-Heinz Vorsorge für ihre anstehende Bayern-Reise treffen möchte.

Kritischer waren dagegen einige Berufstätige, die das Angebot des Gesundheitsamtes offenbar in ihrer Mittagspause nutzen wollten. "Eine Zumutung", schimpfte etwa der Unternehmer Niels Voss, der sich gemeinsam mit seinen Mitarbeitern in der Warteschlange anstellte. Einige impfbereite Düsseldorfer ließen sich noch vor dem Eingang zur Impf-Zentrale von der Menschenmenge abschrecken und gingen wieder — ohne Impfung.

Noch im Laufe des Tages hat das Gesundheitsamt auf den Ansturm reagiert und die Zahl der impfenden Ärzte von drei auf fünf erhöht. Auch bei den Impf-Kabinen wollen die Verantwortlichen für die nächsten Tage aufstocken: von bisher sechs auf acht. StepMapSchweinegrippe — die zweite Welle

(RP)
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