1000 Rocker in Kaiserslautern 300 Polizisten sichern "Hells Angels"-Mordprozess

Kaiserslautern (RPO). Unter schärfsten Sicherheitsvorkehrungen hat am Dienstag in Kaiserslautern der Prozess um einen Rache-Mord in der Rockerszene begonnen. Hunderte Polizisten sicherten das Gerichtsgebäude und die Innenstadt, rund 1000 Rocker versammelten sich zum Prozessauftakt in Kaiserslautern.

Neue Rocker-Gewalt in NRW
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Drei Mitglieder der "Hells Angels" sollen ein führendes Mitglied der "Outlaws" getötet haben. Vor Gericht stehen aber nur zwei Angeklagte, der dritte mutmaßliche Täter ist untergetaucht. Kurz nach Eröffnung vertagte das Gericht den Prozess auf den 7. Januar. Dann soll die Anklage verlesen werden. Ein Verteidiger beanstandete die Besetzung der Strafkammer und zweifelte deren Zuständigkeit an. Das Verfahren ist vorerst bis zum 11. März terminiert.

300 Polizisten sicherten das Gerichtsgebäude und die Stadt. Dutzende Messer, Schlagringe und Tränengas-Spraydosen wurden beschlagnahmt. Etwa 200 Meter vom Gerichtsgebäude entfernt kam es zu einer Rangelei zwischen den Rockern. Die Polizei nahm einen Beteiligten fest und beendete die Auseinandersetzung, wie ein Sprecher mitteilte. Ein Beamter sei leicht verletzt worden.

Zufälliges Opfer eines Racheakts

Die Anklage lautet auf Mord, Raub mit Todesfolge sowie räuberischen Angriff auf einen 45-jährigen Kraftfahrer. Dieser war Präsident der regionalen Untergliederung Donnersberg der "Outlaws", und wurde laut Staatsanwaltschaft zufällig Opfer eines Racheakts.

Deren Angaben zufolge war einer der Angeklagten, ein 42-jähriger Maschinenschlosser aus Rockenhausen, drei Tage zuvor in Bad Kreuznach von einem Mitglied der "Outlaws" verprügelt worden und wollte sich dafür an einem anderen Mitglied rächen.

Zusammen mit einem 28-jähriger Nachtclubbetreiber und einem 27-jährigen Kumpanen - beide aus Mannheim - soll er sich am Abend des 26. Juni vor einem als "Outlaws"-Treffpunkt bekannten Lokal in Marnheim auf die Lauer gelegt haben. Als der 45-Jährige herauskam und mit dem Motorrad davonfuhr, entschlossen sie sich nach Ermittlerangaben, ihn im Auto zu verfolgen. Bei Stetten überholten die Täter das Motorrad und stoppten den Fahrer.

Sieben Mal zugestochen

Der 28-Jährige soll mit einem Teleskopschlagstock auf ihn eingeprügelt haben. Der 27-Jährige stach ihm laut Staatsanwaltschaft mit einem Messer sieben Mal in den Rücken und in die Seite. Der ältere "Höllenengel" soll dem Schwerverletzten noch seine Lederweste mit den Club- und Rangabzeichen der "Outlaws" abgenommen haben.

Kurz vor Mitternacht wurde der 45-Jährige an der Landesstraße 386 gefunden und mit einem Rettungshubschrauber in eine Klinik geflogen, wo er zwei Stunden später starb. Zu seiner Beerdigung am 30. Juni in Mettenheim kamen rund 1000 Rocker aus ganz Deutschland.

Der 42-jährige Verdächtige wurde am gleichen Tag in der Pfalz festgenommen, der 28-Jährige am 6. August in Portugal. Beide sitzen in Untersuchungshaft. Der 27-jährige Tatverdächtige konnte bisher nicht gefasst werden.

Die "Outlaws" wurden nach eigener Darstellung 1935 in McCook, einem Vorort von Chicago, gegründet und sind damit einer der ältesten Motorradclubs der Welt. Der deutsche Zweig geht auf die 1973 im fränkischen Kitzingen gegründeten "Ghost Riders" zurück, die sich 2001 den "Outlaws" anschlossen. Der Club hat im Bundesgebiet knapp 40 regionale Untergliederungen, die sogenannten Chapter.

(apd/felt)
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