Würzburg Sechs Leichen in Gartenlaube — Obduktion soll Klarheit bringen

Arnstein · Einen Tag nach dem Fund von sechs toten Jugendlichen in einer Gartenlaube in Unterfranken gibt das Geschehen den Ermittlern Rätsel auf.

"Die Umstände sind nach wie vor unklar", sagte Polizeisprecher Björn Schmitt am Montagmorgen.

Das kleine Häuschen hinter dem Grünspan bedeckten Gittertor steht geduckt am Hang. Schnee liegt auf den verwitterten Dachziegeln. Ein silberner Bus der Kripo steht vor dem Haus, Männer der Spurensicherung in weißen Anzügen kommen hin und wieder aus dem Gebäude und tragen Proben zum Bus. Am Tag zuvor starben sechs junge Menschen in der Gartenlaube. Die Ursache für ihren Tod ist bisher ungeklärt.

Am Sonntag hatte ein besorgter Vater in Arnstein bei Schweinfurt in dem Gartenhäuschen die Leichen der sechs jungen Menschen im Alter von 18 und 19 Jahren entdeckt. Unter den Opfern sind auch ein Sohn und eine Tochter des Mannes.

Die Polizei hat die Zufahrt zu dem Privatgrundstück, auf dem die Leichen gefunden worden waren, abgesperrt.

Die Polizei hat die Zufahrt zu dem Privatgrundstück, auf dem die Leichen gefunden worden waren, abgesperrt.

Foto: dpa, bsc

Die sechs jungen Leute hatten in der abgelegenen Gartenlaube eine Party gefeiert. Hinweise, die auf ein Gewaltverbrechen hindeuten könnten, gab es den Ermittlern zufolge zunächst nicht. In der Hütte befand sich nach Polizeiangaben ein Holzofen, der während der Feier in Betrieb war. Ob dieser den Tod der sechs jungen Menschen verursacht hat, blieb zunächst offen. "An irgendwelchen Spekulationen wollen wir uns nicht beteiligen", sagte der Polizeisprecher.

Eine Obduktion der Leichen könnte Aufschluss über die Todesursache der sechs jungen Menschen geben. Das Blut der Opfer wollen die Ermittler "auf etwaige körperfremde Stoffe" untersuchen, wie die Würzburger Staatsanwaltschaft und die Polizei mitteilten. Die Ermittlungen würden aber noch einige Zeit in Anspruch nehmen.

Trauerstunde für Montagabend in Arnstein geplant

Nach Angaben des zweiten Arnsteiner Bürgermeisters Franz-Josef Sauer stammen drei der Opfer direkt aus Arnstein, darunter das Geschwisterpaar. Zwei junge Männer kommen aus Eußenheim (Landkreis Main-Spessart), das sechste Opfer aus Wasserlosen (Landkreis Schweinfurt). "Es ist für uns ein schwerer Schicksalsschlag, so viele junge Menschen zu verlieren", sagte er. "Es fehlen oft die richtigen Worte, es sind viele Bilder im Kopf."

Vor der Tür des Rathauses weht derweil Trauerflor an der Stadtfahne.
Als ihn die Nachricht von dem schrecklichen Fund erreichte, kam Sauer gerade aus dem Gottesdienst. Sofort fuhr er zu dem Gartenhäuschen. "Dem betroffenen Vater in die Augen zu sehen — das kann man in keiner Schule lernen", sagte er am Montag betroffen.

Zu den Ermittlungen will er nichts sagen, das sei Aufgabe der Polizei. "Heute gilt unsere ganze Fürsorge den Betroffenen", sagte Sauer. Die Tragödie sei an keinem Bewohner spurlos vorbeigegangen. "Wir müssen schauen, dass wir auch unsere Stadt so gut es geht begleiten."

Weil der Vater nach der Feier am Samstagabend bis in die Morgenstunden keinen Kontakt zu seinen Kindern hatte, wollte er am Sonntag nachsehen, ob alles in Ordnung sei. Nach dem furchtbaren Fund alarmierte er die Rettungskräfte, die aber nur noch den Tod der sechs Teenager feststellen konnten. Die Angehörigen wurden von einem Notfallseelsorger und dem örtlichen Pfarrer betreut.

Eine ökumenische Trauerfeier am Montagabend soll helfen, die Schmerzen zu lindern. Gedacht ist sie ausdrücklich nur für Angehörige und Freunde. Man wolle die Betroffenen vor der Öffentlichkeit schützen, bat Sauer um Verstädnis. Man wolle den Familien den Raum geben, den sie brauchen. Und, wo gewünscht, auch Zuspruch geben. Seelsorger der Diözese Würzburg sollten hinterher Gespräche mit den Familien führen.

(das/dpa)
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