Schwerer Unfall auf A67 Kleinlaster wendet auf Autobahn — drei Tote durch Falschfahrer

Rüsselsheim/Main · In Hessen ist ein Kleinlaster in entgegengesetzter Richtung über die Autobahn gefahren. Er stieß mit zwei Autos zusammen. Bei dem Unfall starben drei Menschen. Unklar ist, warum der Mann im Lkw zum Falschfahrer wurde.

Unfall mit Falschfahrer auf A67 – drei Menschen sterben
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Drei Tote bei Unfall mit Falschfahrer auf A67

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Foto: dpa, sebastian stenzel nic

Der 34-jährige Fahrer des Kleintransporters war am Samstagabend in Rüsselsheim am Main auf die Autobahn gefahren, wie die Polizei mitteilte. Bei Rüsselsheim-Ost habe sich der Verkehr gestaut. Der Mann habe seinen LKW gewendet und sei mit hoher Geschwindigkeit auf der linken Spur in entgegengesetzter Richtung zurückgefahren. Zwei Autos hätten nicht mehr rechtzeitig ausweichen können — sie kollidierten mit dem Transporter. Dabei soll sich der Kleinlaster überschlagen haben.

Die drei Insassen des ersten Wagens — zwei Frauen und ein Mann — starben noch am Unfallort, wie die Polizei weiter mitteilte. Das Auto stamme aus den Niederlanden, berichteten die Ermittler. Es soll durch die Kollision mit dem Kleinlaster gegen das zwei Fahrzeug geschleudert worden sein. In diesem Wagen saßen vier Frauen — sie wurden leicht verletzt. Der 34-jährige Unfallverursacher kam mit lebensgefährlichen Verletzungen in ein Krankenhaus. Er war bei dem Unfall eingeklemmt worden. Es handele sich um einen Mann aus Polen, berichtete die Polizei.

"Es passiert manchmal, dass Autofahrer in Stausituationen mit Warnblinkanlage und auf dem Standstreifen rückwärts fahren. Aber so etwas habe ich noch nicht erlebt", sagte ein Polizeisprecher in der Nacht. Die Autobahn zwischen dem Rüsselsheimer Dreieck und dem Mönchhof-Dreieck glich nach dem Unfall einem Trümmerfeld. Die Fahrerkabine des 3,5-Tonners war eingedrückt. Das Dach des einen Autos war zerfetzt, von dem anderen war nur noch das Heck erkennbar.

Wegen umfangreicher Aufräum- und Bergungsarbeiten sperrte die Polizei die Strecke in Richtung Norden bis etwa 4 Uhr morgens. Der Sachschaden beträgt den Angaben nach mehrere zehntausend Euro. Die Gründe für das Verhalten des LKW-Fahrers waren zunächst unklar. Wegen seiner schweren Verletzungen konnte er laut Autobahnpolizei erst einmal nicht vernommen werden.

Erst vor gut zwei Wochen hatte ein Autofahrer auf der A1 bei Köln an einem Stauende gewendet, um die Autobahn zu verlassen. Dabei war er gefilmt worden. Im August hatten bei Oldenburg auf der A29 gleich mehrere Auto- und Lastwagenfahrer nach einem schweren Unfall in der Rettungsgasse gewendet und waren entgegen der Fahrtrichtung über eine Ausfahrt abgefahren. Dabei wurden zum Glück Menschen weder verletzt noch getötet.

Insgesamt wurden im vergangenen Jahr auf deutschen Autobahnen gut 2200 Falschfahrer gezählt, die meisten von ihnen zwischen Samstagabend und dem frühen Sonntagmorgen. Dabei kamen bei Unfällen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden 2016 in Deutschland zwölf Menschen ums Leben. Zum Vergleich: Im selben Jahr starben bei Unfällen im Straßenverkehr insgesamt rund 3200 Menschen, davon 393 auf Autobahnen.

Nach Einschätzung eines Polizeisprechers war dem 34-Jährigen möglicherweise aber bewusst, was er tat. Denn die A67 gilt an der Unfallstelle als ein Nadelöhr im Rhein-Main-Gebiet. Dort kommt es vor allem wegen der Nähe des Flughafens und der Autobahn 3 immer wieder zu Staus. Sie zu umfahren, ist wegen der Dichte des Verkehrsnetzes durchaus möglich - ob dieser Versuch nun juristisch als Tötungsdelikt zu bewerten ist, entscheidet die Staatsanwaltschaft.

(oko)
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