Organspendeskandal Ärztekammer sieht Kliniken in der Pflicht

Passau · Im Göttinger Organspendeskandal sieht der Präsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, die Kliniken in der Pflicht. Es müsse gefragt werden, ob die Selbstkontrolle in den Kliniken ausreichend funktioniere.

Die wichtigsten Fakten zur Organspende
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Foto: dpa, Jan-Peter Kasper

"Es muss geklärt werden, ob bei der Auswahl von Führungspersonal für die Transplantationsmedizin wirklich gewissenhaft gearbeitet wird. Da stehen die Klinikträger in besonderer Verantwortung", sagte Montgomery der "Passauer Neuen Presse" vom Samstag.

"Dass in Göttingen von den Regensburger Vorfällen überhaupt nichts bekanntgewesen sein soll, ist schon ein starkes Stück." Es müsse gefragt werden, ob die Selbstkontrolle in den Kliniken ausreichend funktioniere.

Verdacht der fahrlässigen Tötung

Gegen zwei Ärzte der Göttinger Uniklinik wird wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung und wegen möglicher Bestechung ermittelt. Einer der Mediziner soll an seiner vorherigen Arbeitsstätte an der Uniklinik Regensburg schon 2005 für Missstände bei Transplantationen gesorgt haben.

"Schwere Delikte"

Straftaten in der Transplantationsmedizin müssen nach Ansicht von Montgomery konsequent geahndet werden. "Das sind wirklich schwere Delikte", erklärte er. Man müsse ansetzen, bevor es zu strafbaren Handlungen kommen könne. "Die Überwachungs- und Kontrollgremien von Deutscher Stiftung Organtransplantation und Bundesärztekammer benötigen mehr Kompetenzen. Sie müssen schon bei geringstem Verdacht aktiv werden können", forderte er.

Auch wenn es bei dem Skandal nicht um flächendeckende Probleme an den Transplantationskliniken in Deutschland gehe: "Der Vertrauensschaden ist dennoch groß", sagte er. "Es bleibt ein schales Gefühl der Bereicherung und krimineller Machenschaften. Das wird die Bereitschaft nicht erhöhen, sich klar zu einer Organspende zu bekennen."

Bahr fordert Konsequenzen

Auch Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) hat Konsequenzen aus dem Organspende-Skandal am Universitätsklinikum Göttingen gefordert. "Dieser Skandal muss sorgfältig aufgeklärt werden und zu Konsequenzen führen - nicht nur für die betroffenen Ärzte", sagte Bahr der Zeitung "Bild am Sonntag".

Bahr sagte, er habe die Ärzteschaft aufgefordert, die Vorgänge aufzuklären und entsprechende Lösungsvorschläge zu machen. Der FDP-Politiker will sich zudem auch weiterhin für Organspenden einsetzen: "Wir müssen gemeinsam und schnell das Vertrauen in die Organspende wiederherstellen. Darauf könnten sich sowohl Menschen, die auf ein Organ warteten, als auch potenzielle Organspender verlassen.

(dpa/AFP)
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