Live-Ticker zum Castor-Protest Alle elf Castoren erreichen Gorleben

Gorleben (RPO). Alle elf Castoren sind im Zwischenlager Gorleben eingetroffen. Die Nacht zum Dienstag hindurch bis zum frühen Morgen hatten die Proteste gegen den Castor-Transport angedauert. Damit ist der diesjährige Protest der längste in der Geschichte des Anti-Atom-Bewegung. Wir haben den Tag über die Geschehnisse vor Ort begleitet und von den aktuellen Entwicklungen berichtet. Im Ticker können die Ereignisse des Tages nachgelesen werden.

Castoren erreichen Gorleben
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16.06 Uhr: Nach der Ankunft des bislang langwierigsten Castor-Transports nach Gorleben haben sich Atomkraftgegner, aber auch die Sicherheitsbehörden zufrieden gezeigt. Sprecher der Anti-Castor-Initiativen bezeichneten die Proteste gegen die am Ende knapp viertägige Fahrt der Atommüllbehälter am Dienstag als Erfolg.

15.57 Uhr: Die CDU/CSU-Fraktion im Bundestag hat die Proteste gegen den Castor-Transport scharf verurteilt. "Wir haben Sorge über eine teilweise neue Dimension des militanten Widerstandes", sagte der Fraktionsvize Günter Krings (CDU) am Dienstag in Berlin. Vertretern von Grünen und Linkspartei warf er vor, mit ihrer Teilnahme an den Aktionen ein "jämmerliches Bild" abgegeben zu haben.

15.46 Uhr: Die FDP-Fraktionsvorsitzende Birgit Homburger hat die Beteiligung der "kompletten Grünen-Spitze" an den Protesten gegen den Castor-Transport nach Gorleben kritisiert. "Das zeigt, dass die Grünen im Augenblick einen Rückfall haben in ihre alte Protestkultur", sagte Homburger am Dienstag in Berlin. Das Verhalten der Partei heize die Stimmung an, statt aufzuklären.

14.53 Uhr: Linksfraktionschef Gregor Gysi sieht durch die Atompolitik der Koalition das Ende der Kanzlerschaft von Angela Merkel (CDU) besiegelt. CDU, CSU und FDP hätten mit der Laufzeitverlängerung auf unverantwortliche Weise einen gesellschaftlichen Großkonflikt heraufbeschworen, sagte Gysi am Dienstag in Berlin. Merkel habe "mit diesem Schritt das Ende ihrer Kanzlerschaft eingeläutet". Sie werde allerhöchstens noch die laufende Legislaturperiode "durchhalten". Das Scheitern ihrer Atomstrategie sei der Bundesregierung mit den Anti-Atom-Protesten im Wendland "deutlich und eindrucksvoll" vor Augen geführt worden, sagte Gysi weiter. Die Demonstranten hätten eine Mehrheitsmeinung der Bevölkerung zum Ausdruck gebracht. Ihnen gebühre der "Dank des ganzen Landes", auch weil sie einen Beitrag dazu leisteten, die Demokratie zu retten.

14.52 Uhr: Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hat den Atommülltransport ins Zwischenlager Gorleben als "Fanal fataler politischer Irrfahrten" gewertet. Gewerkschaftschef Konrad Freiberg erklärte am Dienstag: "Es war ein großer politischer Fehler, den mühsam errungenen Atomkonsens aufzukündigen. Und es ist ein weiterer politischer Fehler, die Polizei über Jahre hinweg immer weiter personell zu schwächen. Ich fordere die Bundesregierung und die Länder auf, diese fatalen Irrfahrten zu korrigieren."

13.59 Uhr: Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) dringt auf eine Übernahme der Kosten des Castor-Transports durch den Bund. "Es ist nicht nachvollziehbar, dass Niedersachsen die Kosten alleine trägt", sagte Schünemann am Dienstag in Lüchow. Der polizeiliche Schutz des Castor-Transports koste das Land zwischen 25 und 26 Millionen Euro. Schünemann sagte, dies seien die höchsten Kosten eines Castor-Transports in seiner Amtszeit. Der CDU-Politiker will bei der kommenden Innenministerkonferenz in Hamburg einen Beschluss erwirken, wonach der Castor-Transport als nationale Aufgabe angesehen werden soll.

13.08 Uhr: Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) hat ein insgesamt positives Fazit des Polizeieinsatzes beim diesjährigen Castor-Transport gezogen. Bei den Protesten an der Strecke ins Zwischenlager Gorleben habe eine "insgesamt friedliche Stimmung" geherrscht, sagte Schünemann am Dienstag in Lüchow bei der Abschluss-Pressekonferenz zu dem mehrtägigen Einsatz. Dieser habe die Polizei "stark gefordert", sei aber erfolgreich gewesen.

12.25 Uhr: Das Kampagnennetzwerk "Campact" fordert Bundespräsident Christian Wulff auf, das von der Bundesregierung beschlossene Atomgesetz nicht zu unterzeichnen. Das Netzwerk spricht in diesem Zusammenhang von einem "kalkulierten Verfassungsbruch" der Berliner Regierung. Laut eigener Angaben appellieren bereits 75.000 Menschen an Wulff, von seinem Vetorecht Gebrauch zu machen.

11.31 Uhr: Matthias Miersch, umweltpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, zieht ebenfalls eine positive Bilanz der Anti-Castor-Proteste. Im Phoenix-Interview sagte Miersch, dass es sich um eine "sehr beeindruckende Demonstration" gehandelt habe. "Das war ein ganz deutliches Signal an Schwarz-Gelb, dass diese Atompolitik so nicht weitergehen kann", so Miersch.

10.54 Uhr: Die Atomkraftgegner feiern die langanhaltenden Castor-Proteste wie einen Sieg. "Es ist echt bewundernswert, mit welchem Mut und Enthusiasmus sich so viele Menschen an den Sitzblockaden beteiligt haben", sagte die langjährige Gorleben-Aktivistin und Grünen-Europapolitikerin Rebecca Harms gegenüber "Spiegel Online".

10.14 Uhr: Der Castor-Konvoi brauchte für die letzten 20 Kilometer vom Verladebahnhof Dannenberg bis ins Zwischenlager Gorleben mit den elf Tiefladern nur rund 80 Minuten - weitaus weniger Zeit als sonst auf der letzten Etappe üblich. Die während der vergangenen Jahre harten Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Atomkraftgegnern auf diesem Schlussstück waren diesmal weniger ausgeprägt.

09.55 Uhr: Die elf mit 123 Tonnen hochradioaktivem Atommüll beladenen Castoren sind alle im Zwischenlager Gorleben eingefahren. Die Tore des niedersächsischen Zwischenlagers sind wieder geschlossen. Um 9.52 Uhr hat der letzte Tieflader die Einfahrt passiert. Damit geht nach etwa 92 Stunden der längste Castor-Transport von der französischen Wiederaufbereitsungsanlage La Hague ins niedersächsische Gorleben zu Ende.

09.32 Uhr: Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, fordert eine politische Diskussion über die Begleitumstände des massiven Widerstands gegen den Castor-Transport. Dabei müsse geklärt werden, ob dieser "massenhaft zelebrierte Rechtsbruch, der da geschieht, auch tatsächlich die Form des Protestes ist in einem Rechtsstaat, die wir haben wollen", so Wendt.

09.06 Uhr: Der Konvoi schwenkt auf die nördliche der beiden möglichen Routen nach Gorleben ein. Sie führt über Quickborn und Langendorf nach Grippel, wo sie auf die Südroute trifft.

08.40 Uhr: Der Castor-Transport mit 123 Tonnen hochradioaktivem Atomabfall ist auf die letzte Etappe gegangen: Um 08.35 Uhr verließ der erste von elf Tiefladern den Verladebahnhof im niedersächsischen Dannenberg, um die letzten 20 Kilometer bis zum Atommüll-Zwischenlager Gorleben auf der Straße zurückzulegen.

08.24 Uhr: Der designierte Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider, hat sich gegen die Verwendung von Atomkraft gewandt. Der Präses der evangelischen Kirche Rheinland sagte am Dienstag im ARD-"Morgenmagazin", die Synode der EKD habe seit langer Zeit die klare Position, dass dies keine Technologie sei, "mit der wir uns länger beschäftigen sollten". Deshalb solle man so schnell wie möglich die Atomtechnologie abschaffen, weil die Zukunft der regenerativen Energiegewinnungsformen gehöre.

07.30 Uhr: Nach fast zwei Tagen Blockade von mehreren tausend Atomkraftgegnern vor dem Zwischenlager Gorleben ist der Weg für den Castor-Konvoi aus dem Verladebahnhof Dannenberg frei. Am Dienstagmorgen gegen 07.30 Uhr beendete die Polizei die Räumung der Zufahrtsstraße, auf der zeitweise bis zu 4000 Menschen fast 45 Stunden auf Strohsäcken und Isomatten ausgeharrt hatten. Aktivisten der Umweltorganisation Robin Wood, die sich an Seilen über die Zufahrtsstraße gehängt hatten, wurden nach dreieinhalb Stunden gegen 07.30 Uhr von der Polizei heruntergeholt.

06.15 Uhr: Nach stundenlangen Arbeiten hat die Polizei zwei Umweltschützer aus einem Lkw auf der Castor-Strecke geholt, die mit Armen und Beinen an einem Betonblock befestigt waren. Die Aktivisten wurden am Dienstagmorgen aus dem Fahrzeug entfernt, das vor dem Verladebahnhof Dannenberg auf der Straße stand, wie Polizei und Greenpeace übereinstimmend mitteilten. Auch nach zwölf Stunden stehe der Lastwagen weiter auf der geplanten Strecke des Castor-Transports und sei noch mit der Straße verankert, sagte eine Greenpeace-Sprecherin. "Die Polizei kämpft noch damit, ganz schnell werden sie ihn nicht losbekommen."

04.05 Uhr: Aktivisten der Umweltorganisation Robin Wood spannen nach eigenen Angaben an zwei Stellen Seile über die Zufahrtsstraße zum Zwischenlager Gorleben. Auch Polizeipräsenz hinderte sie nicht daran, sich demonstrativ über die Straße zu hängen. Die Polizei ließ jedoch nicht das Ausrollen eines Transparents durch einen Aktivisten an den Seilen zu.

03.26 Uhr: Die Räumung der Straßenblockade vor dem Atommüll-Zwischenlager Gorleben hat begonnen. Polizisten trugen am Dienstagmorgen gegen 03.25 Uhr die ersten Demonstranten weg, wie die Organisatoren von der gewaltfreien Kampagne "X-tausendmal quer" mitteilten. Nach ihren Angaben waren zuletzt 4.000 Atomkraftgegner auf der Straße, die Polizei sprach von etwa 3.000.

03.01 Uhr: Der diesjährige Castor-Atommülltransport nach Gorleben bricht alle Rekorde. Um genau 03.00 Uhr am Dienstagmorgen dauerte der Transport, der Freitagnachmittag in Nordfrankreich begonnen hatte, bereits dreieinhalb Tage oder 85 Stunden. Damit war der bisherige Höchststand aus dem Jahr 2008 von gut 79 Stunden deutlich übertroffen.

(afp/nbe)
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