Nach langem Winter Allergikern droht verspätete Polleninvasion

Leipzig (RPO). Dicke Jacken aus, Stiefel in die Ecke und Sonnenbrille raus: Endlich ist der Frühling da. Nach den langen Wintermonaten bescheren die milden Temperaturen vielen Menschen ein Hochgefühl. Allergiker sehen den Wetterumschwung allerdings mit zwiespältigen Gefühlen. Denn die ersten warmen Tage könnten einen wahren Pollenboom auslösen.

 Niesattacken, triefende Nasen, für Allergiker ist das bei Pollenflug Alltag.

Niesattacken, triefende Nasen, für Allergiker ist das bei Pollenflug Alltag.

Foto: ddp, ddp

"Der Pollenflug kommt spät, aber mit Macht", warnt Hans Merk, Präsident des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen (ÄDA). Etwa jeder Vierte leidet in Deutschland an Heuschnupfen. Der Pollenflug beschert den Betroffenen juckende Augen, Nies-Attacken und triefende Nasen.

Während der Pollenflug in milden Wintern sonst oft schon im Januar mit der Blüte von Hasel und Erle beginnt, verzeichneten die Messstationen in diesem Jahr erst Mitte Februar vereinzelt Pollen in der Luft. Zum verspäteten Flug von Hasel- und Erlenpollen kommt diesmal auch noch eine besonders starke Belastung durch Birkenpollen. Birken setzen alle zwei Jahre besonders viele Pollen frei. 2010 ist solch ein "Mastjahr". Patienten mit einer Birkenpollenallergie müssen daher laut ÄDA mit besonders heftigen Allergiesymptomen rechnen.

Erreicht der Blütenstaub die Augen- und Nasenschleimhäute, bildet der Körper gegen die vermeintlichen "Feinde" Antikörper und schüttet unter anderem den Botenstoff Histamin aus. Die Folgen sind tränende und juckende Augen, Fließschnupfen und Atemnot. Die Allergie kann auch zu Magen-Darm-Störungen, Müdigkeit sowie Konzentrationsstörungen führen. In schweren Fällen droht ein allergischer Schock. Ohne ausreichende Therapie erkranken laut Allergologen-Verband zudem 40 Prozent der Heuschnupfenpatienten an Asthma, das oft lebenslang bestehen bleibt.

Sport im Freien vermeiden

Zum Schutz vor Pollen sollten Allergiker einige einfache Expertentipps beherzigen. So sollte die Kleidung beim Betreten der Wohnung gewechselt werden. Auch sollten Betroffene vor dem Schlafengehen die Haare mit Wasser ausspülen. Sport im Freien sollte vermieden werden. Auf dem Lande ist die Pollenbelastung in den frühen Morgenstunden am stärksten, in der Stadt hingegen wird das Maximum erst abends erreicht. Experten empfehlen daher, das Schlafzimmer nachts zu lüften und die Fenster am frühen Morgen zu schließen und auch tagsüber geschlossen zu halten.

Hilfreich ist auch ein Fensterschutz, ebenso ein Lüftungsfilter im Auto. Wäsche sollte nicht an der frischen Luft getrocknet werden, weil sich die Pollen überall festsetzen. Bei ihrer Urlaubsplanung sollten sich Allergiker am Pollenkalender orientieren. Eine Ferienreise ist dann am günstigsten, wenn zu Hause der jeweils allergieauslösende Pollen "Hochsaison" hat. Vor allem in den Hochgebirgen und am Meer, wo es reichlich pollenarme Luft gibt, können Allergiker durchatmen.

Werden die Beschwerden dennoch zur Qual, helfen Medikamente. Antiallergisch wirkende Antihistaminika werden bei akuten Symptomen eingesetzt, haben aber häufig auch unerwünschte Nebenwirkungen. Es gibt sie als Nasenspray oder Augentropfen sowie als Tabletten und Tropfen. Bei stärkerem Heuschnupfen kann der Arzt kortisonhaltige Mittel verordnen. Gut wirksam ist die sogenannte Grastablette. Studien zufolge kann die Allergietablette Heuschnupfensymptome deutlich senken. Auch die Wirksamkeit von Akupunktur bei der Behandlung von Allergien und Asthma ist belegt.

(AFP/das)
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