Amoklauf in München Anzeige gegen Anwohner wird schnell zu den Akten gelegt

München · Die Anzeige gegen den Anwohner, der den Amokläufer von München am Olympia-Einkaufszentrum beschimpft hatte, hat keine Aussichten auf Erfolg und soll nach Angaben der Staatsanwaltschaft sehr schnell eingestellt werden.

Anschlag in München: Bilder der Ermittlungen am Tag danach
19 Bilder

Wer ist der Todesschütze von München?

19 Bilder

Wie der stellvertretende Sprecher der Münchener Staatsanwaltschaft, Florian Weinzierl, unserer Redaktion sagte, sollte das Verfahren aller Voraussicht nach noch an diesem Donnerstag eingestellt werden.

Die Anzeige hat demnach sowohl den Vorwurf der Beleidigung enthalten als auch den Vorwurf, dass das Verhalten des Anwohners zu den Taten des Amokläufers beigetragen haben könnte. Dies sei aber aufgrund der zeitlichen Abfolge des Amoklaufes nicht gegeben, erklärte Weinzierl. Denn die Beschimpfungen seien erst nach der Tat erfolgt, hätten also keinen Einfluss auf den Tatverlauf gehabt.

Zudem ist es üblich, dass das Opfer einer Beleidigung den Fall zur Anzeige bringt oder seine Familie. Da der Amokläufer sich selbst tötete, könnte theoretisch die Familie Anzeige erstatten. Dies sei aber ebenfalls nicht erfolgt.

Über die Anzeige hatte die Münchener Boulevardzeitung "tz" am Mittwoch informiert. Anders als dort berichtet, sei der Polizei aber durchaus bekannt, wer die Anzeige erstattet habe, nur dessen Identität werde formell geprüft. Laut Weinzierl gebe es keine Anhaltspunkte, dass der Anzeigensteller einen Bezug zu den Opfern des Amoklaufes habe.

Der angezeigte Anwohner hatte den Amokläufer Ali David S. von seinem Balkon aus wüst beschimpft, ihn als "Kanaken" bezeichnet und gesagt, ihm gehöre der Kopf abgeschnitten. Ein Video dieser Konversation tauchte noch am Abend des Amoklaufs im Internet auf.

Ali David S. hatte am Abend des 22. Julis neun Menschen am Olympia-Einkaufszentrum in München erschossen und sich anschließend selbst getötet. Der 18-jährige galt als psychisch labil, aber auch eine rechtsextreme Einstellung als Motiv wurde nicht ausgeschlossen: Dafür sprach unter anderem die Tatsache, dass er seine Tat genau fünf Jahre nach dem Massenmords von Anders Breivik beging und diesen offenbar auch bewunderte.

Weitere Informationen zum Amoklauf in München finden Sie in unserem Dossier.

(das)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort