Prozess in Hildesheim Angeklagter schweigt zum Mord

Hildesheim · Eine verbotene Liebesbeziehung endet in einem Blutbad: Die Staatsanwaltschaft glaubt, dass der Mann mit dem Mord die Familienehre retten wollte.

 Der des Mordes Angeklagte Mohamad O., der sein Gesicht hinter einem Aktendeckel verbirgt, wird am Mittwoch von Justiz-Beamten in den Saal des Landgerichts in Hildesheim geführt.

Der des Mordes Angeklagte Mohamad O., der sein Gesicht hinter einem Aktendeckel verbirgt, wird am Mittwoch von Justiz-Beamten in den Saal des Landgerichts in Hildesheim geführt.

Foto: dpa, Peter Steffen

Um die Familienehre wieder herzustellen, soll ein 38-Jährigen Mann im Kreis Hildesheim den Liebhaber seiner Frau umgebracht haben. Unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen begann am Mittwoch der Mordprozess gegen den Angeklagten, einen Deutschen libanesischer Herkunft. Im Landgericht Hildesheim verweigerte der Mann zunächst die Aussage.

Er soll den Liebhaber seiner Frau gemeinsam mit einem Komplizen am Neujahrstag in Sarstedt im Kreis Hildesheim erschossen haben. Das Opfer, ein 35 Jahre alter Syrer, starb nachts im Kugelhagel an einer roten Ampel in seinem Auto. Die Täter hatten durch das Seitenfenster gefeuert. Staatsanwalt Wolfgang Scholz sagte bei der Verlesung der Anklage: "Sie haben beschlossen, zu töten, um die Familienehre wiederherzustellen." Die Tat sei ein heimtückischer Mord aus niedrigen Beweggründen gewesen.

Der Liebhaber war selbst verheiratet

Die Suche nach dem Komplizen des Täters läuft noch, es soll sich dabei um den Schwager des Angeklagten handeln. Der Bluttat war ein knapp zweijähriges Beziehungsdrama vorausgegangen. Mehrfach war der später getötete Syrer mit seiner verheirateten Geliebten geflüchtet, doch die 32-Jährige habe immer wieder Sehnsucht nach ihren sechs Kindern bekommen und sei zu ihrem Ehemann zurückgekehrt, sagte der Staatsanwalt.

Der Liebhaber war selbst verheiratet. Im Januar 2011 heiratete das Paar dennoch nach islamischem Recht, obwohl beide Partner offiziell gebunden waren. Auch viele weitere Mitglieder ihrer Familienclans sind durch Hochzeiten eng miteinander verbunden.

Drei Monate nach der islamischen Hochzeit trennte sich das Paar wieder, doch zu Weihnachten schickte der Syrer der Familie seiner Geliebten die Heiratsurkunde. "Damit wollte er seinen Besitzanspruch an der Frau dokumentieren", erklärte der Staatsanwalt. Anstatt die Frau zu verstoßen, habe sich der Familienclan jedoch provoziert gefühlt und den Tod des Mannes geplant, glauben die Ermittler.

Der Prozess soll am Montag mit der Vernehmung von Zeugen fortgesetzt werden. Das Gericht hat insgesamt 54 Zeugen und drei Sachverständige geladen. Das Urteil wird im August erwartet.

(dpa)
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