Berichte über Terrorpläne für Essen "Anschlagsvorbereitungen waren in einem relativ frühen Stadium"

Frankfurt am Main/Essen · Bei einer Razzia in mehreren Bundesländern sind am Dienstag sechs mutmaßliche IS-Anhänger festgenommen worden. Sie sollen einen Anschlag geplant haben. Medienberichten zufolge waren potenzielle Ziele der Essener Weihnachtsmarkt und ein Essener Einkaufszentrum. Ermittler dementieren das.

Anti-Terror-Razzia mit Durchsuchungen in Essen
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Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main teilte mit, die sechs Männer syrischer Herkunft würden verdächtigt, "einen Anschlag mit Waffen oder Sprengstoff auf ein öffentliches Ziel in Deutschland vorbereitet zu haben". Die Anschlagsplanungen seien noch nicht abgeschlossen gewesen.

Aus Ermittlerkreisen erfuhr unsere Redaktion: "Die Vorbereitung der Tat war in einem relativ frühen Stadium. Wir wissen nicht wo und nicht wie was geplant war. Das müssen die Ermittlungen erst zeigen." Im Zuge dessen werde geschaut, welche möglichen Ziele für die Verdächtigen interessant gewesen sein könnten. "Einen konkreten Anschlagsplan hat es zum jetzigen Zeitpunkt der Ermittlungen nicht gegeben." Dies sagte auch Christian Hartwig, stellvertretender Pressesprecher der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main, im Gespräch mit unserer Redaktion. "Wir haben die Durchsuchungen frühzeitig durchgeführt. Zu den Fragen, wann und wo ein Anschlag stattfinden sollte, können wir derzeit noch keine Angaben machen."

Mehrere Medien berichten über verschiedene mögliche Anschlagsziele. Der "Hessische Rundfunk" und die "Bild" berichten unter Berufung auf Ermittlerkreise, die mutmaßlichen Anhänger der Terror-Organisation Islamischer Staat (IS) hätten einen Anschlag auf den Essener Weihnachtsmarkt geplant. Laut "Bild" haben die Ermittler dies bei einer Telefonüberwachung erfahren.

Der "Kölner Stadtanzeiger" berichtet, die festgenommenen Syrer hätten möglicherweise einen Anschlag auf das Einkaufszentrum Limbecker Platz in Essen geplant. Dabei beruft er sich auf Ermittlerkreise. Einer der festgenommenen Männer, ein 20 Jahre alter Asylbewerber, habe gemeinsam mit anderen Personen vor einiger Zeit Bilder von dem Einkaufszentrum gemacht haben. Die Männer hätten sich als Architekturstudenten ausgegeben. Während dieser Aktion sollen sie allerdings bereits von den Behörden observiert worden sein. Die Ermittler seien dem Bericht zufolge hellhörig geworden, da es bereits im März eine Anschlagsdrohung auf das Shopping-Zentrum in der Essener Innenstadt gegeben hatte. Es blieb anschließend mehrere Tage geschlossen. Wer damals hinter der Drohung stand, ist bis heute nicht geklärt.

Der 20 Jahre alte Syrer soll nach Informationen des "Kölner Stadtanzeigers" im August 2015 nach Deutschland eingereist sein, einen Monat später habe er einen Asylantrag gestellt. Er wurde am Dienstagmorgen gemeinsam mit seinem Bruder in einer Wohnung im Essener Stadtteil Freisenbruch widerstandslos festgenommen. Der deutschen Presseagentur zufolge gab es nur einen Festnahme in Essen.

Der Generalstaatsanwaltschaft zufolge müssen nun erst die sichergestellten Datenspeicher, Laptops und Mobiltelefone ausgewertet werden, bevor etwas Konkreteres zu den Anschlagsplänen gesagt werden könne. Für Dienstag seien keine weiteren Razzien im Zusammenhang mit dem Fall geplant. Ermittelt wird gegen die Beschuldigten wegen der Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung und der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Straftat. Haftbefehle waren bis Dienstagnachmittag nicht beantragt worden.

Etwa 500 Polizeibeamte des Hessischen Landeskriminalamts und weiterer Polizeidienststellen der Länder hatten am frühen Morgen acht Wohnungen in Essen, Kassel, Hannover und Leipzig durchsucht. Die Festgenommenen sind zwischen 20 und 28 Jahre alt. Vier der Verdächtigen sind im Dezember 2014 als Asylsuchende nach Deutschland eingereist. Die anderen kamen im August und September 2015.

Innenminister Reul lobte den Einsatz als "hochprofessionell". Die Sicherheits- und Strafverfolgungsbehörden des Bundes und der Länder stünden im Kampf gegen den islamistischen Terror zusammen.

Nach Informationen der Zeitung "Die Welt" haben andere Flüchtlinge die Ermittler auf die Spur der Verdächtigen gebracht. Diese Zeugen hätten angegeben, dass die Männer IS-Kämpfer in Syrien waren. Die Generalstaatsanwaltschaft bestätigte dies zunächst nicht.

(csh/lsa)
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