Ausgehungert und unterkühlt Polizei befreit neun Iraker aus verplombtem Kühllaster

Bad Bentheim · Neun Flüchtlinge wollen von Frankreich nach England, sie werden von Schleusern in einem Kühllaster versteckt - und in eine vollkommen andere Richtung geschickt. In Deutschland werden sie befreit.

 Bundespolizisten befreien an der deutsch-niederländischen Grenze neun irakische Flüchtlinge aus einem verplombten Kühllaster.

Bundespolizisten befreien an der deutsch-niederländischen Grenze neun irakische Flüchtlinge aus einem verplombten Kühllaster.

Foto: dpa, jol axs

Bundespolizisten haben an der deutsch-niederländischen Grenze bei Bad Bentheim neun Flüchtlinge aus einem verplombten Kühllaster befreit. Mit Klopfgeräuschen hatten die Iraker, darunter zwei Frauen und zwei Kinder im Alter von zehn und zwölf Jahren, bei einem Rastplatzstopp am Donnerstag auf sich aufmerksam gemacht, wie die Bundespolizei am Freitag mitteilte. Der Fahrer alarmierte daraufhin die Polizei.

Mit Hilfe eines Schleusers waren die Flüchtlinge offenbar am Mittwoch in Frankreich auf die Ladefläche des Lkw gelangt. Das vereinbarte Reiseziel war Großbritannien, tatsächlich fuhr der Sattelzug Richtung Ukraine. Wegen Hunger, Durst, Kälte und der zunehmend schlechter werdenden Luft in dem Auflieger schlugen die Flüchtlinge Alarm. Der ukrainische Lkw-Fahrer war an der Schleusung nach Polizeiangaben offenbar nicht beteiligt und selber vollkommen überrascht. Er konnte seine Fahrt später fortsetzen.

Der mit Alkoholika wie Weißwein und Wodka beladene Lastzug war den Ermittlungen zufolge bei seinem Start in Recy bei Reims im Nordosten Frankreichs verplombt worden und über Belgien und die Niederlande nach Niedersachsen gefahren. Nach ihrer Befreiung seien die unterkühlten und ausgehungerten Flüchtlinge auf der Wache mit Essen und Trinken versorgt worden und hätten sich aufwärmen können, sagte ein Polizeisprecher. Medizinische Hilfe war nicht erforderlich.

Eine 43-jährige Irakerin und ihr 18-jähriger Sohn, die bereits in Deutschland als Flüchtlinge registriert waren, wurden an die zuständige Ausländerbehörde weitergeleitet. Weil die übrigen sieben Flüchtlinge vor Ort keinen Asylantrag stellten, wurden sie in die Niederlande zurückgeschickt. Entsprechend ihrer Reiseroute werden sie letztendlich über Belgien nach Frankreich abgeschoben, so die Polizei.

Immer wieder geraten in Lastzügen geschleuste Flüchtlinge in Notlagen. Für große Erschütterung sorgte 2015 der Tod von 71 Flüchtlingen in einem an der serbisch-ungarischen Grenze gestarteten Kühllaster, den Schleuser an einer Autobahn in Österreich zurückließen.

(wer)
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