Besuch in Berlin Obama diskutiert beim Evangelischen Kirchentag mit Merkel

Berlin · Zum großen Glaubensfest zum Reformationsjubiläums wird ein ganz besonderer Gast in Berlin erwartet. Barack Obama wird am 25. Mai am Evangelischen Kirchentag teilnehmen. Im Anschluss wird er in Baden-Baden mit dem Deutschen Medienpreis 2016 ausgezeichnet.

Bundeskanzlerin Merkel empfängt US-Präsident Obama
9 Bilder

Bundeskanzlerin Merkel empfängt US-Präsident Obama

9 Bilder
Foto: rtr, FAB/STN

Der frühere US-Präsident Barack Obama kommt in gut sechs Wochen zum Evangelischen Kirchentag nach Deutschland. Der 55-Jährige werde am 25. Mai in Berlin an einer Diskussionsrunde mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) teilnehmen, teilten die Veranstalter am Dienstag mit. Die Diskussion zum Thema "Engagiert Demokratie gestalten — Zuhause und in der Welt Verantwortung übernehmen" findet vor dem Brandeburger Tor statt. Sie werde vom Kirchentag und der Obama-Stiftung gemeinsam verantwortet und vorbereitet, hieß es.

Zum Evangelischen Kirchentag vom 24. bis 28. Mai werden in Berlin rund 140.000 Besucher erwartet, zum Abschlussgottesdienst auf den Elbwiesen vor den Toren Wittenbergs etwa 200.000 Menschen. Das Glaubensfest steht dieses Mal ganz im Zeichen von 500 Jahren Reformation. Obama, der das Präsidentenamt Anfang des Jahres an Donald Trump übergeben hat, gehörte früher einer christlichen schwarzen Kirchengemeinde in Chicago als Sozialarbeiter an. Im vergangenen November war er letztmalig als US-Präsident in Deutschland zu Besuch — in Berlin.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bayerns Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, hatte Obama nach eigenen Angaben im Mai 2016 zu einem Besuch nach Deutschland anlässlich des Reformationsjubiläums eingeladen. Obamas Zusage unterstreiche, wie international die Kirche 500 Jahre Reformation feiere, sagte der bayerische Landesbischof in Berlin.

"Die christlichen Kirchen bilden ein globales zivilgesellschaftliches Netzwerk von über zwei Milliarden Christinnen und Christen. Gemeinsam leben wir aus der festen Hoffnung unseres Glaubens auf eine bessere Welt", sagte Bedford-Strohm. "Wer fromm ist, muss auch politisch sein. Ich freue mich auf engagierte Debatten im Reformationssommer 2017."

Die evangelische Kirche feiert in diesem Jahr mit zahlreichen Veranstaltungen den 500. Jahrestag des Beginns der Reformation. 1517 hatte der Theologe Martin Luther seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel verfasst und sie der Überlieferung nach an die Tür der Wittenberger Schlosskirche geschlagen. Die Reformation, die schließlich zur Kirchenspaltung führte, nahm damit ihren Lauf.

Über Obamas bevorstehende Reise nach Deutschland hatte zuerst die "Süddeutsche Zeitung" berichtet. Sein Auftritt wird eine Herausforderung für die Sicherheitsbehörden sein. Denn die Sicherheitsmaßnahmen für gerade aus dem Amt geschiedene US-Präsidenten sind fast genauso streng wie die für amtierende Präsidenten.

Das Glaubensfest ist für Obama eine Premiere. Allerdings gab sich seine Familie bei den im jährlichen Wechsel veranstalteten Kirchen- und Katholikentagen in Deutschland schon die Ehre: Obamas Halbschwester Auma, eine Soziologin und Autorin aus Kenia, war dort schon mehrfach zu Gast. Sie lebte lange in Deutschland und spricht auch deutsch.

Im Anschluss an seinen Auftritt beim Kirchentag wird Obama zudem nach Baden-Baden reisen. Dort wird er mit dem Deutschen Medienpreis 2016 ausgezeichnet. Seine Rede bei der Galaveranstaltung im Baden-Badener Kongresshaus wird der glanzvolle Abschluss seines kurzen Deutschlandbesuchs sein.

Die Auszeichnung, die in diesem Jahr zum 25. Mal von einer Jury aus Chefredakteuren und Medienverantwortlichen verliehen wird, würdigt Präsident Obama als den herausragenden, weltweit anerkannten Repräsentanten der internationalen Politik des vergangenen Jahrzehnts. Nach Überzeugung des Preisstifters Karlheinz Kögel habe "Barack Obama wie kein anderer Politiker die Vision einer Welt verkörpert, in der es Hoffnung gibt und Wandel zum Besseren möglich ist".

Obama habe das Amt des mächtigsten Mannes der Welt mit der Verantwortlichkeit und Würde geführt, die ihm zukomme. Er stehe beispielhaft für die Werte eines demokratischen Rechts- und Verfassungsstaates, so die Jury, in dem es darum gehe, gerade angesichts vielfältiger Krisen "über die bestmögliche Lösung für ein Problem zu diskutieren, in Worten und Taten der Förderung des öffentlichen Gemeinsinns zu dienen, die Vielfalt in der Gesellschaft zu schützen und an die Kraft der Vernunft ebenso zu glauben wie an die Chancen des Fortschritts".

Seit 1992 verleiht der Verbund Media Control, der unter anderem die wöchentlichen Buch-Bestsellerlisten in Deutschland, Österreich und der Schweiz ermittelt, den Deutschen Medienpreis an herausragende Persönlichkeiten. Zu den Preisträgern gehören etwa Nelson Mandela, Helmut Kohl, der Dalai Lama und Hillary Clinton.

(kess/dpa/ots)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort