Tankerunglück auf dem Rhein Bergungsarbeiten haben begonnen

St. Goarshausen (RPO). Bergungsexperten haben mit den ersten Arbeiten an dem auf dem Rhein gekenterten Säuretanker "Waldhof" begonnen. Möglicherweise soll das mit Schwefelsäure beladene Wrack am Wochenende aus dem Wasser gehoben und gedreht werden. Probleme befürchten die Einsatzkräfte mit Katastrophentouristen. Infolge der Sperrung muss der Chemie-Konzern BASF seine Produktion drosseln, da Rohstoffe nicht geliefert werden können.

Schifffahrt: Die sieben schwersten Unglücke auf dem Rhein
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Foto: dapd

Der rheinland-pfälzische Innenminister Karl Peter Bruch (SPD) warnte daher am Donnerstag eindringlich vor Gefahren für Schaulustige: Er rief die Menschen an der Unglücksstelle nahe St. Goarshausen (Rhein-Lahn-Kreis) dazu auf, sich von dem Tanker fernzuhalten. Die Sicherheit gehe vor, es dürfe nicht sein, dass sich Katastrophentouristen in Gefahr bringen. "Der Tanker steht unter Druck und hat eine hoch konzentrierte Chemikalie an Bord", sagte Bruch. Darum sei mit Sperrungen und Verkehrsbehinderungen auf beiden Uferseiten zu rechnen. Auch der Bahnverkehr könnte beeinträchtigt werden. Der Rhein wurde laut Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) am frühen Nachmittag eingeschränkt freigegeben. Derweil sind die Bergekräne "Grizzly" und "Atlas" an der Unfallstelle eingetroffen. Ursprünglich wurde mit ihnen erst am Freitag gerechnet.

Kräne werden im Rhein verankert

Der noch verbleibende Schwimmkran "Amsterdam" ist Angaben des Sprechers der Einsatzleitung zufolge unterwegs und werde am Samstag eintreffen. Einen Tag nach dem Unfall war vonseiten der Einsatzleitung zunächst von vier Kränen die Rede. Die beauftragten Experten einer niederländischen Spezialfirma hätten dann aber entschieden, dass die drei Kräne mit einer Hubkraft von jeweils 200 bis 300 Tonnen für die Bergung des Tankerwracks ausreichten. Im Laufe der am kommenden Wochenende beginnenden Bergung solle das Wasser aus den Ballasttanks der "Waldhof" abgelassen werden, gleichzeitig werde das Schiff mit drei Kränen angehoben, um es aufzurichten, fügte der Sprecher hinzu. Bereits am Donnerstag wurde mit den Vorbereitungen begonnen. So seien bereits erste Seile zwischen Wrack und Gränen gespannt worden.

Laut Innenministerium kann mit den Arbeiten an der "Waldhof" aber nicht sofort mit dem Eintreffen der Kräne begonnen werden. Diese müssten zunächst in der Strömung des Rheins verankert werden, sagte Innenstaatssekretär Roger Lewentz (SPD) der Nachrichtenagentur dapd. Ein leeres Tankschiff stehe in St. Goarshausen zur Verfügung, um die Schwefelsäure aus dem Havaristen gegebenenfalls aufnehmen zu können. Diese könne vermutlich aber erst abgepumpt werden, wenn der Kahn gedreht wurde. Den Bergungsexperten zufolge kann das Vorhaben gelingen, ohne dass das Schiff auseinanderbricht. Droht diese Gefahr, müsse die Schwefelsäure kontrolliert in den Fluss eingeleitet werden. Durch die Verdünnung sei dies für das Ökosystem ungefährlich. "Alle Wasserwerke bis nach Holland wurden aber informiert", sagte Lewentz.

Einige Schiffe dürfen fahren

Das Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) hat unterdessen eine teilweise Freigabe des Rheins am gekenterten Tanker vorbei entschieden. Bis zum Einbruch der Dunkelheit würden ausgewählte Schiffe stromaufwärts an der Unfallstelle vorbei geleitet. Dabei werde die Position der auf der Seite liegenden "Waldhof" permanent überwacht, sagte ein Sprecher. "Talabwärts bleibt der Rhein aber gesperrt", fügte er hinzu. Mittlerweile stauten sich 273 Schiffe zwischen Mainz und Burgbrohl (Kreis Ahrweiler).

Die 110 Meter lange "Waldhof" war mit knapp 2.400 Tonnen Schwefelsäure an Bord am Morgen des 13. Januar nahe des Loreleyfelsens gekentert. Zwei Mitglieder der Besatzung werden nach wie vor vermisst. Es bestehe kaum noch Hoffnung, sie lebend zu finden, sagte Lewentz. Bei dem Unfall waren bisher zu Spitzenzeiten 200 Rettungskräfte im Einsatz. Die Ursache des Unglücks ist nach wie vor unklar.

BASF muss Produktion drosseln

Die Sperrung des Rheins wirkt sich mittlerweile auch auf die Produktion beim Ludwigshafener Chemie-Konzern BASF aus. Da die Rohstoffversorgung des Standorts Ludwigshafen zu einem "Großteil" über den Rhein laufe, komme es derzeit bei bestimmten Einsatzstoffen zu Versorgungsengpässen, teilte eine Unternehmenssprecherin am Donnerstag auf dapd-Anfrage mit. Dadurch habe man vor allem in den vorderen Verarbeitungsstufen der Herstellungsprozesse teilweise die Produktion drosseln müssen. In manchen Fällen könne dies aber innerhalb des "flexiblen Produktionverbundes" wieder aufgefangen werden.

Die Versorgungsengpässe beträfen im Übrigen auch nur einen Teil der Rohstoffe, betonte die Sprecherin. Andere wichtige Einsatzstoffe seien noch ausreichend bevorratet, oder man weiche für den Transport auf Straße und Schiene aus.

Dies gelte im übrigen auch für die Versorgung der Kunden, wo es bei einzelnen Produktlinien derzeit zu Lieferschwierigkeiten komme. Man habe die Kunden aber frühzeitig informiert und erarbeite gemeinsam flexible Lösungen, sagte die Sprecherin.

(apd/awei)
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