Unwetter in Berlin Doppelt so viel Regen wie sonst im ganzen Juni

Berlin · Nicht passierbare Straßen, überschwemmte Keller, Wasser in einem U-Bahnhof: In Berlin herrschte nach heftigen Schauern zeitweilig der Ausnahmezustand. Ein Gebäude musste evakuiert werden.

Unwetter in Berlin: Feuerwehr verhängt Ausnahmezustand
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Wolkenbruch: Berliner Feuerwehr verhängt Ausnahmezustand

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Der Wolkenbruch über Berlin hat der Hauptstadt binnen weniger als 24 Stunden stellenweise mehr als doppelt so viel Niederschlag beschert wie sonst im ganzen Monat Juni. Am meisten Regen fiel von Donnerstagvormittag bis zum frühen Freitagmorgen an der Messstation in Tegel, wo auch der größte Flughafen liegt: Dort gingen 143,5 Liter pro Quadratmeter nieder, wie der Deutsche Wetterdienst mitteilte - das langjährige Mittel für Juni liegt dort bei 70,9 Liter. Bis in die Nacht hinein musste die Feuerwehr rund 1400 Mal wetterbedingt ausrücken.

Die Stadtautobahn A100 war nahe dem Dreieck Funkturm wegen einer Überschwemmung in einer Richtung vorübergehend voll gesperrt, wie die Feuerwehr mitteilte. Auf Twitter vermeldeten die Einsatzkräfte, dass ein Auto im Wasser eingeschlossen worden sein soll. Die A100 an dieser Stelle gehört mit mehr als 160.000 Fahrzeugen pro Tag zu den fünf Autobahnen im Bundesgebiet mit dem stärksten Verkehr.

Insgesamt rückte die Feuerwehr bis Donnerstagabend wegen der heftigen Schauer zu mehr als 700 Einsätzen aus, wie sie auf Twitter mitteilte. Etliche Straßen waren überschwemmt, Keller wurden überflutet. Flugzeuge mussten umgeleitet werden. Die Feuerwehr hatte am Mittag den Ausnahmezustand verhängt.

U-Bahnhof wegen Wassereinbruchs gesperrt

Auf den Flughäfen Tegel und Schönefeld kam es zu mehreren Verspätungen. Ein U-Bahnhof der Hauptstadt wurde wegen eines Wassereinbruchs gesperrt, wie die Verkehrsbetriebe mitteilten. Regenwasser war bis auf den Bahnsteig hinuntergelaufen.

Im Bezirk Charlottenburg wurde durch den Dauerregen ein Gehweg unterspült, wodurch die Statik eines Hauses gefährdet war. Das Gebäude sei evakuiert worden, sagte ein Polizeisprecher. Die Feuerwehr habe Schwierigkeiten, das Wasser abzupumpen, weil das Wasser stark nachlaufe.

Wetterdienst warnt vor weiterem Regen

Auch in anderen Teilen Deutschlands gingen heftige Regenschauer herunter. Sie ließen Flusspegel steigen und überfluteten Straßen. Am Schmücke-Tunnel auf der A71 in Thüringen wurde die Beifahrerin in einem Auto leicht verletzt, wie die Polizei mitteilte. Ihr Auto sei in Fahrtrichtung Erfurt zu schnell unterwegs gewesen, ins Schleudern geraten und in die Leitplanke geprallt. Auf der A9 rutschten innerhalb einer Stunde drei Autos zwischen Lederhose und Dittersdorf in die Leitplanke. Auch hier war überhöhtes Tempo die Ursache.

Für die Nacht zum Freitag warnte der Deutsche Wetterdienst vor Dauerregen in Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern — entlang der Elbe und nördlich davon könnten 50 bis 70 Liter pro Quadratmeter fallen, örtlich sogar 80 Liter.

Juni einer der wärmsten seit fast 140 Jahren

Der außergewöhnlich warme und sonnige Juni hat in Deutschland um 2,6 Grad über dem langjährigen Mittel gelegen. Insgesamt war der Monat der viertwärmste seit Beginn der regelmäßigen Temperaturmessungen im Jahr 1881. Nur in den Jahren 2003, 1930 und 1917 war der Juni noch wärmer, berichtete der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Donnerstag in Offenbach.

Trotz teils schwerer Gewitter war der Juni mit rund 83 Litern pro Quadratmeter (Soll: 85 Liter) etwas zu trocken. Dabei gab es aber extreme Unterschiede zwischen Gebieten mit äußerst viel und sehr wenig Niederschlag. Vor allem im nördlichen Rheinland-Pfalz sowie im Rhein-Main-Gebiet war es deutlich zu trocken.

(veke/csi/wer/dpa/afp)
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