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Blick hinter den Bauzaun in Berlins Mitte Das Schlossgespenst wird eingemauert

Berlin · Genau zwei Jahre nach der Grundsteinlegung steht der Rohbau des wiederaufgebauten Stadtschlosses unmittelbar vor dem Richtfest. Wir schauten uns hinter dem Bauzaun um – und machten eine überraschende Entdeckung.

Genau zwei Jahre nach der Grundsteinlegung steht der Rohbau des wiederaufgebauten Stadtschlosses unmittelbar vor dem Richtfest. Wir schauten uns hinter dem Bauzaun um — und machten eine überraschende Entdeckung.

Für Wilhelm von Boddien (73), den Initiator des Schloss-Wiederaufbaus, ist es "die Erfüllung einer Sehnsucht", die "Wiedergutmachung an der Berliner Architektur": Der Dom steht nicht mehr allein, das Zeughaus erscheint nicht mehr wie ein fremdelndes Relikt, sondern übernimmt wieder die Funktion eines natürlichen Beiwerkes. "Die Stadt stimmt wieder", sagt Boddien. Doch damit das in diesem City-Quartier gelingen kann, müssen die Dimensionen schon gewaltig sein: 35 Meter hoch, 117 Meter breit, 184 Meter lang. Der Rohbau entspricht schon jetzt 400 Einfamilienhäusern, stellt also selbst schon so etwas wie eine kleine Stadt dar.

Entsprechend geschäftig geht es zu. Bevor die Promis nächste Woche zum Richtfest kommen und anschließend Zehntausende den Fortschritt zwei Tage lang selbst aus nächster Nähe begutachten können, wollen die Bauarbeiter und Handwerker noch ein gutes Stück weiter gekommen sein. Längst sind die künftigen Fassaden in Angriff genommen worden, entstehen die ersten historischen Fenster, lässt sich schon gut erkennen, wie das wiederaufgebaute Hohenzollernschloss mit den drei historisierenden und der einen modernen Seite im Innern funktionieren soll, wie durch das Humboldtforum das Leben der Kulturmetropole einen besonderen Akzent erhalten wird.

Es entsteht ein grundsätzlich offenes Schloss, denn vom Lustgarten im Norden wird man künftig rund um die Uhr nach Süden durch das Bauwerk hindurch schlendern können. In der Mitte geht es links in den imposanten Schlüterhof, in dem Kulturtouristen Gastronomie in imposanter Architektur geboten bekommen. Über tausend Menschen passen bei Großveranstaltungen in den Innenhof. In den Stockwerken darüber sollen Zeugnisse von Historie und Wissenschaft eine Heimat finden — hier schwächelt das Konzept immer noch. Denn die künftige Nutzung ist ständig mit neuen Vorschlägen verknüpft. Mal mehr oder weniger Bibliothek, mal mehr oder weniger Stadtgeschichte. Dass es etwas Ambitioniertes werden soll, haben Bund und Land jetzt mit der Berufung einer Gründungsintendanz unter Leitung von Neil McGregor, dem Direktor des British Museum in London, signalisiert.

Jedenfalls ist dieser Großbau, im Gegenteil zum neuen Großflughafen BER, zu hundert Prozent im Zeitplan. Der Trick dabei? "Nichts ändern, Plan durchziehen, dann klappt es auch mit Brandschutz und Entrauchungsanlage", weiß Stiftungs-Geschäftsführer Johannes Wien. Er hält dabei Skizzen in der Hand, um zu verdeutlichen, wie es hier in drei Jahren aussehen wird, wenn die Eosander-Fassade den Hof abschließt, wo jetzt nur Baubeton zu sehen ist. Auf der anderen Seite werden Säulen und Wände bereits von schwarzer Kunststofffolie und Holz eingefasst — es ist der Schutz für den schon fertigen Architektur-Beton vor Beschädigungen durch die weiteren Bauarbeiten.

Historische Eingänge sollen anhand alter Fotos wiederhergestellt werden. Besonders wichtig: Portal Nummer vier zum Lustgarten hin. Durch dieses Portal rief Karl Liebknecht am 9. November 1918 die Republik aus. Weswegen das SED-Regime dieses Portal aus dem Schloss vor dessen Sprengung bergen und ins benachbarte Staatsratsgebäude einbauen ließ. Dieses Original haben die Schloss-Rekonstrukteure inzwischen Millimeter für Millimeter eingescannt und erneut nachgebaut — freilich an einigen Stellen anhand historischer Fotografien überarbeitet. Was die Sozialisten weg ließen, wie etwa den preußischen Adler, kommt im nun entstehenden Portal wieder vor. Schlossbaumeister Bertold Just preist dieses Portal daher als "originaler als das Original".

Auch weitere "historische" Fassadenelemente sind den Originalen möglichst genau nachempfunden — selbst wenn die ursprünglichen Teile in den letzten Jahrzehnten an verschiedenen Stellen wieder aus dem märkischen Boden geborgen werden konnten. Sie entsprechen oft nicht mehr den aktuellen Din-Normen und unbedingt nötiger Standfestigkeit. Aber sie kommen in den Schlosskeller in eine Ausstellung über das Schloss und seinen Wiederaufbau. Im Gegensatz zum Original wird das "neue" Schloss auch den Vorschriften für ein Niedrigenergiehaus entsprechen und die derzeitig vorgeschriebenen Normwerte sogar um ein Drittel unterschreiten.

Von Anfang an war der Wiederaufbau des imposanten Hohenzollernbaus mit einem Schlossgespenst verbunden: dem Gespenst der Unfinanzierbarkeit. Der Bund hat seine Mittel auf 478 Millionen gedeckelt, das Land Berlin seinen Beitrag auf 32 Millionen. Boddins Förderverein sollte ursprünglich 80 Millionen Spenden acquirieren. Doch als im vergangenen Jahr bei 40 Millionen die Hälfte erreicht war, steckten sich die Schlossfreunde neue Ziele, wollten nun auch die Kuppel und weitere Originalfassaden gleich mit errichten. Dadurch erhöhte sich der benötigte Spendenbedarf auf 105 Millionen.

Boddin ist dabei, das Kostengespenst dauerhaft einzumauern. So freute er sich über eine anonyme Spende von 15 Millionen für die Kuppel, Inga Maren Otto, Witwe des Vesandhändlers Werner Otto, steckt ebenfalls eine Million in die Kuppel und finanziert damit das Kreuz als Abschluss. Nun werden noch ein paar Millionen für die "Laterne" gesucht. So weit der Förderverein auch noch von seinem Ziel entfernt ist, Boddin ist sich sicher, dass es ähnlich läuft wie seinerzeit beim Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche. Da seien auch zwei Drittel der benötigten Spenden in der letzten Phase des Baues gesammelt worden. Tatsächlich kamen allein im vergangenen Jahr 17 Millionen an Spenden zusammen.

Mit wachsender Begeisterung steht Boddin vor den ersten entstehenden Originalfenstern. "Es müssen nur noch 125.000 Menschen im Schnitt 400 Euro spenden", lautet seine Rechnung für die noch nötigen 50 Millionen. Und sein Ergebnis: "Das schaffen wir!"

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